Heimkehr von Anton Lindner

Du schönste Frau - nun bist du ganz mein Eigen,
Mir ganz zu eigen und mein Stolz und Spiel.
Der wilde Wunsch ruht am errungnen Ziel.
Und leise Schatten an den Wänden zeigen,
Wie selbst die Dinge sich im Fieber neigen,
Weil all dein Glanz in ihren Frieden fiel.
 
Zum erstenmal in diesen Raum getragen,
Bricht deine Schönheit wie eine Panther ein;
Auf alle Dinge fällt dein heißer Schein.
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Was mögen diese stummen Zeugen sagen,
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Die mit mir litten in verwaisten Tagen?
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Nun schlürfen alle den ersehnten Wein.
 
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Der Arbeitstisch, dem manches Lied entstiegen,
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Die weiße Lampe mit dem roten Flor,
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Im Spiegelgrunde der geschnitzte Mohr,
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Die Bücher-Reihen, die sich knisternd biegen,
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Das Harfengold an das sich Falter schmiegen,
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Wenn sich im Park mein Saitenklang verlor -:
 
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Sie alle staunen, wie mit Kinderblicken,
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Weil deine Schönheit rings in Glut erwacht
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Und ihre Seelen wundersam entfacht
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Der Estrich zittert, die Gardinen nicken,
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Die Säulenuhr verlernt ihr mildes Ticken ...
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Und flügelschlagend jauchzt die Sommernacht.
 
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Aus ihrem Fittich wirft sie Amoretten
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Mir lachend zu - und meinem Dienst geweiht,
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Enblättern sie dein blütenweiches Kleid;
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Das Lager bebt in gelben Rosenketten,
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Dein warmer Duft entgaukelt süß den Betten
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Und füllt mein ganzs Haus mit Seligkeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Heimkehr“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
201
Entstehungsjahr
1874 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heimkehr“ wurde von Anton Lindner geschrieben, einem deutschsprachigen Autor, der von 1874 bis 1929 lebte. Das spricht für eine zeitliche Einordnung in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht sehr intensiv und detailreich ist. Es transportiert starke Gefühle von Hingabe, Bewunderung und Leidenschaft.

Im Inhalt geht es um die innige Liebesbeziehung des lyrischen Ichs zu einer Frau und ist eine Darstellung von intensiver Zuneigung und Angebetetwerdens. Das lyrische Ich beschreibt, wie die Frau in sein Heim kommt und alles mit ihrer Schönheit und Präsenz verwandelt. Sie wird als „mein Eigen“ bezeichnet, was zeigt, dass der Protagonist sie als Besitz sieht, doch es drückt auch eine tiefe Verbundenheit und Hingabe aus. Alle Dinge in seinem Heim, selbst die unbelebten Gegenstände, werden durch die Anwesenheit der Frau auf merklich poetische Weise belebt und verändert. Sie alle scheinen von ihrer Schönheit erfüllt und zum Leben erweckt zu werden. Das Gedicht endet mit einer intensiven Beschreibung körperlicher Leidenschaft und Seligkeit.

Im Hinblick auf Form und Sprache fällt zunächst die Struktur des Gedichts auf: Es besteht aus 5 Strophen mit jeweils 6 Versen. Diese Konstanz verleiht dem Gedicht eine klare Form und Ordnung. Lindner verwendet eine sehr bildreiche und metaphorische Sprache, z.B. wird die Schönheit der Frau als so überwältigend beschrieben, dass sie „wie ein Panther“ in den Raum einbricht. Ebenso ist der Gebrauch von Personifikationen prägnant, wenn unbelebte Gegenstände plötzlich menschliche Eigenschaften wie 'staunen' und 'nicken' erhalten. Diese sprachlichen Mittel schaffen eine sehr intensive, sinnliche Atmosphäre und unterstreichen den Gefühlsausdruck im Gedicht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Heimkehr“ ist Anton Lindner. 1874 wurde Lindner in Lemberg geboren. Zwischen den Jahren 1890 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 201 Worte. Der Dichter Anton Lindner ist auch der Autor für Gedichte wie „Kleine Erkenntnis“, „Lied an ein Leuchtkäferchen“ und „Frau Sehnsucht“. Zum Autor des Gedichtes „Heimkehr“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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