Schon dreißig Jahre bin ich alt von Peter Rosegger

Schon dreizig Jahre bin ich alt,
Und noch allein geblieben;
Und seh die Knaben mannigfalt
Wohl ihre Schätzlein lieben.
 
Ich seh, wie sie sich froh einand
Die Hochzeitskränze winden,
Ich wandre durch das weite Land
Und kann meinen Schatz nicht finden.
 
Ich such ihn, wo bei Herdesglanz
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Die holden Mägdlein blühen,
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Ich such ihn, wo bei Kirmestanz
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Die Dirnen alle glühen.
 
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Ich seh die Jahre rascher ziehn
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Und kühl die Jugend schwinden
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Und suche ihn und rufe ihn
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Und kann meinen Schatz nicht finden.
 
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Und sie, die mir bestimmt muß sein
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Für meine Lebensfahrten,
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Wird irgendwo allein, allein
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Mit Bangen auf mich warten.
 
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Der Alte hier, die Alte dort
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Wird einsam einst begraben,
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Zwei, die sich treu und heiß geliebt
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Und nie gesehen haben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Schon dreißig Jahre bin ich alt“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
124
Entstehungsjahr
1843 - 1918
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Schon dreißig Jahre bin ich alt“ ist eine lyrische Arbeit des österreichischen Autors Peter Rosegger, der von 1843 bis 1918 lebte. Ein Zeitpunkt der Veröffentlichung lässt aufgrund von Roseggers Leben und Arbeitsperiode eine Einordnung in die literarische Epoche des Realismus zu.

Betrachtet man das Gedicht zum ersten Mal, weckt es ein Gefühl der Sehnsucht und Melancholie. Unmittelbare Themen sind Einsamkeit, Liebessehnsucht, Voranschreiten der Zeit und Vergänglichkeit.

Betrachtet man den Inhalt näher, so beschreibt das lyrische Ich seine Einsamkeit und unerfüllte Sehnsucht nach Liebe. Obwohl er bereits dreißig Jahre alt ist, hat er noch nicht seine Liebste gefunden, während er sieht, wie andere in seinem Alter Hochzeitskränze winden und ihre Geliebten haben. Er sucht an verschiedenen Orten, vielleicht in erster Linie bei Gemeinschaftsveranstaltungen und Festen, doch seine Suche bleibt erfolglos. Das lyrische Ich ist sich jedoch sicher, dass es irgendwo eine Frau gibt, die ihm bestimmt ist und auf ihn wartet. Es zeichnet sich eine tragische Vision von zwei Liebenden ab, die sich tief lieben könnten, doch sich nie begegnen und einsam sterben.

Was die Form betrifft, besteht das Gedicht aus sechs Strophen, wobei jede Strophe aus vier Versen besteht. Die regelmäßigen vier Fuß Jamben und der Paarreim verleihen dem Gedicht einen gewissen Rhythmus und machen den flüssigen Rhythmus zum musikalischen Element. In Bezug auf die Sprache ist das Gedicht in einfachen und klaren Worten geschrieben, was typisch für die Literatur des Realismus ist. Es gibt keine sprachlichen Verzierungen oder metaphorischen Ausdrücke, was die melancholische Botschaft der gedichteten Worte unterstreicht. Darüber hinaus ist das Gedicht unter Verwendung der ersten Person geschrieben, das lyrische Ich bedient sich der direkten Rede („Ich suche“), was zur Intimität und Authentizität des Textes beiträgt.

Insgesamt ist dieses Gedicht eine bemerkenswerte Reflektion über die menschliche Sehnsucht nach Liebe und die traurige Realität, dass diese Sehnsucht oft unerfüllt bleibt. Es ist auch ein melancholischer Kommentar zur unerbittlichen Realität des Alterns und der Vergänglichkeit des Lebens.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Schon dreißig Jahre bin ich alt“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Peter Rosegger. 1843 wurde Rosegger in Alpl, Steiermark geboren. Zwischen den Jahren 1859 und 1918 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 124 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere Werke des Dichters Peter Rosegger sind „Gute Nacht , ihr Freunde“ und „Letzter Wunsch“. Zum Autor des Gedichtes „Schon dreißig Jahre bin ich alt“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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