Der Hain der Eumeniden von Karl Philipp Conz
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Ein heilig Dunkel füllet den ernsten Hain: |
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Voll Andacht schweige, wer sich dem Haine naht, |
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Dem unbetretnen stillverehrten, |
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Daß nicht die Jungfraun des Haines zürnen! |
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Wer sind die schrecklichheiligen Jungfrauen? |
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Es sind die furchtbarblickenden, gnädigen |
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Und strengen Eumeniden, sind die |
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Töchter des Erebus und der Erde. |
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Sie walten hier, sie walten und schauen hin |
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Allgegenwärtig; hinter dem Frevler rauscht |
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Ihr schneller Fittig, Mord und Unthat |
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Spähn sie, gewafnet zum Strafgerichte. |
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Sie zürnen nur dem Bösen, ihr Rächerarm |
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Faßt nur das Laster; wär’ es dem Angesicht |
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Der Welt verborgen, dennoch findet |
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Auch das Verborgne gewiß ihr Auge. |
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Wer reine Hände hebt zu den Heiligen, |
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Ein reines Herz erhebt zu den Heiligen, |
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Den Unbefleckten, o! dem lächelt |
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Gnädig ihr segnendes Antlitz nieder. |
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Sie folgen ihm ins einsame Schlafgemach; |
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Sie wecken ihn dem kommenden Morgen auf, |
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Und rüsten seine Hand zur guten |
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Freudigen That, so die Pflicht gebietet. |
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Auch wenden sie vom reuigen Sünder weg |
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Ihr zürnend Auge; heiße Gebete, mehr |
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Die Flucht des Lasters und der beßre |
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Wandel versöhnen dich ihnen wieder. |
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Was scheuet ihr die Hehren, ihr Sterblichen? |
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Verehret sie, und lernt von den Göttinnen |
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Die ewge Schrift in eurem Busen |
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Achtend erkennen und fromm befolgen. |
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Ein heilig Dunkel füllet den ernsten Hain: |
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Voll Andacht schwelge wer sich dem Haine naht, |
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Dem unbetretnen stillverehrten, |
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Daß nicht die Jungfraun des Haines zürnen! |
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CONZ. |
Details zum Gedicht „Der Hain der Eumeniden“
Karl Philipp Conz
9
37
221
1796
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Hain der Eumeniden“ wurde von Karl Philipp Conz verfasst, der im 18. Jahrhundert und Anfang des 19. Jahrhunderts lebte. Er war ein deutscher Dichter und Schriftsteller der Weimarer Klassik.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht stark von der klassischen Mythologie und dem Konzept des Gewissens im moralischen Sinne beeinflusst. Der Hain der Eumeniden - den Rächerinnen von Ungerechtigkeit und Verbrechen in der griechischen Mythologie - ist ein heiliger Ort, an den nur Personen mit reinem Herzen herantreten dürfen.
Der Inhalt des Gedichts dreht sich hauptsächlich um die mythologischen Figuren der Eumeniden und deren Rolle als Wächterinnen der Gerechtigkeit und Vergeltung. Dem lyrischen Ich zufolge wirken sie als allgegenwärtige und allwissende Instanz, die trotz des dunklen oder verborgenen Charakters ihrer Wesen, nur im Interesse des Guten handeln. Sie bestrafen das Böse, während sie laut dem Gedicht, das Gute belohnen und befürworten.
Der Verfasser benutzt eine archaische Sprache und eine gehobene Syntax, die die erhabene und heilige Atmosphäre des Hains und der Eumeniden unterstreichen. Aus der Form und Struktur des Gedichts geht hervor, dass es in mehrreimigen Strophen organisiert ist. Jede Strophe enthält dabei vier Verse, die durch eine klare und rhythmische Sprache verbunden sind.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht „Der Hain der Eumeniden“ eine deutliche moralische Botschaft über Gerechtigkeit, Reinheit des Herzens und die Konsequenzen von Handlungen vermittelt. Es wirft die Frage auf, ob der Mensch in der Lage ist, seine eigene Moral und sein Verhalten mit einer Art innerer Weisheit und Disziplin zu lenken, die letztlich auch die Wahrnehmung und Auffassung seiner Umwelt und seiner Mitmenschen prägt. Durch die Verwendung von Bildern und Symbolen der griechischen Mythologie bereichert der Autor dies mit einer tiefen philosophischen und ethischen Bedeutung.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Hain der Eumeniden“ des Autors Karl Philipp Conz. Im Jahr 1762 wurde Conz in Lorch geboren. 1796 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Neustrelitz. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 221 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 37 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Karl Philipp Conz sind „Liebeszuruf“. Zum Autor des Gedichtes „Der Hain der Eumeniden“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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