Lied eines abziehenden Burschen von Gustav Schwab
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Bemooster Bursche zieh' ich aus, |
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Behüt' dich Gott, Philisters Haus! |
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Zur alten Heimat geh' ich ein, |
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Muß selber nun Philister sein. |
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Fahrt wohl ihr Straßen, grad' und krumm, |
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Ich zieh' nicht mehr in euch herum, |
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Durchtön' euch nicht mehr mit Gesang, |
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Mit Lärm nicht mehr und Sporenklang. |
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Was wollt ihr Kneipen all' von mir? |
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Mein Bleiben ist nicht mehr allhier, |
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Winkt nicht mit eurem langen Arm, |
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Macht mir mein durstig Herz nicht warm. |
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Ei grüß' euch Gott, Collegia! |
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Wie steht ihr in Parade da. |
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Ihr dumpfen Säle groß und klein, |
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Jetzt kriegt ihr mich nicht mehr herein. |
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Auch du von deinem Giebeldach |
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Siehst mir umsonst, o Karzer, nach. |
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Für schlechte Herberg', Tag und Nacht, |
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Sei dir ein Pereat gebracht! |
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Du, aber blüh' und schalle noch, |
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Leb', alter Waffenboden, hoch! |
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Es stärkt den Geist die Wissenschaft, |
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So stärke, du des Armes Kraft. |
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Da komm`ich, ach, an Liebchens Haus: |
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O Kind, schau noch einmal heraus! |
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Heraus mit deinen Äuglein klar, |
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Mit deinem dunkeln Lockenhaar! |
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Und hast du mich vergessen schon, |
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So wünsch' ich dir nicht bösen Lohn; |
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Such' dir nur einen Buhlen neu, |
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Doch sei er flott, gleich mir und treu! |
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Und weiter, weiter geht mein Lauf, |
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Tut euch, ihr alten Tore, auf! |
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Leicht ist mein Sinn, und frei mein Pfad, |
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Gehab dich wohl, du Musenstadt! |
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Ihr Freunde, drängt euch um mich her, |
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Macht mir mein leichtes Herz nicht schwer, |
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Auf frischem Roß, mit frohem Sang |
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Geleitet mich den Weg entlang. |
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Im nächsten Dorfe kehret ein, |
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Trinkt noch mit mir von einem Wein. – |
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Und nun denn, Brüder, sei's, weil's muß, |
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Das letzte Glas, den letzten Kuß! |
Details zum Gedicht „Lied eines abziehenden Burschen“
Gustav Schwab
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44
266
1792 - 1850
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Lied eines abziehenden Burschen“ ist von Gustav Schwab verfasst worden. Schwab gehört zur Epoche deutscher Literatur der Romantik, die zwischen 1795 und 1848 ihren Höhepunkt hatte.
Das Gedicht hinterlässt einen ersten Eindruck von Abschied, aber nicht von Trauer oder Melancholie, sondern eher mit einem Gefühl des Durchatmens, der Erlösung und des Aufbruchs.
Im Gedicht schildert das lyrische Ich seinen Abzug als „Bursche“, mit dem typischerweise der Status eines Studenten oder jungen Mannes bezeichnet wird. Er verabschiedet sich von den verschiedenen Aspekten seines bisherigen Lebens: von den Straßen seiner Stadt, den Kneipen, den Kollegen und Kollegien, dem Gefängnis und seiner Geliebten. Er akzeptiert seine neue Rolle als „Philister“ - ein Ausdruck aus der Studentensprache für einen spießigen, lebensfernen Bürger - wohl eher widerwillig. Gleichzeitig besteht eine Freude am Aufbruch und Neubeginn.
Das Gedicht besteht aus elf Strophen mit je vier Versen, was es zu einem umfangreichen und komplexen Werk macht. Die Sprache ist klar und präzise, sie verwendet einfache und leicht verständliche Ausdrücke, die jedoch eine Tiefe der Bedeutung und emotionale Kraft enthalten. Schwab verwendet eine Vielzahl von Metaphern und anschaulichen Bildern, um die Stimmungen und Emotionen des lyrischen Ichs zu vermitteln.
Insgesamt ist das Gedicht ein stimmungsvolles und eindrucksvolles Porträt des Abschieds und Neubeginns, das einen tiefen Einblick in das Seelenleben und die Gedankenwelt des lyrischen Ichs gewährt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Lied eines abziehenden Burschen“ des Autors Gustav Schwab. 1792 wurde Schwab in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1808 bis 1850 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 266 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 44 Versen mit insgesamt 11 Strophen. Gustav Schwab ist auch der Autor für Gedichte wie „Verse auf eine aufgegrabene Burg“, „Abendsegen“ und „Bemooster Bursche, zieh ich aus“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lied eines abziehenden Burschen“ weitere 12 Gedichte vor.
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Zum Autor Gustav Schwab sind auf abi-pur.de 12 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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