So glücklich wir waren von Leo Sternberg

1	So glücklich wir waren, es kommt nachher
2	Eine Frage, die macht mir das Herz so schwer:
3	Wie war es mit dem Andern?
4	Dem Andern, des Liebe sie erst verhehlt
5	Und dann gezwungen, nur halb erzählt. –
6	Wie war es mit dem Andern?
7	Ich will sie nicht fragen. Es quält sie so,
8	Und ich würde der Wahrheit auch nimmer froh,
9	Wie es war mit dem Andern.
10	Ja, hätte sie treu mir auch alles erzählt,
11	Dächte doch: wer weiß, ob nicht noch was fehlt!
12	Wie war es mit dem Andern?

Details zum Gedicht „So glücklich wir waren“

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „So glücklich wir waren“ stammt von dem Autor Leo Sternberg, einem Schriftsteller des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Es thematisiert ein zentrales Thema menschlicher Beziehungen und Partnerschaften: Eifersucht und Unsicherheit.

Beim ersten Lesen fällt die Wiederkehr eines fragenden Motivs auf: „Wie war es mit dem Andern?“. Das lyrische Ich, vermutlich eine männliche Perspektive, gibt einer Beunruhigung Ausdruck, die durch die vergangene Beziehung seiner Partnerin mit einem anderen Mann hervorgerufen wird.

Inhaltlich geht es darum, dass das lyrische Ich sich große Sorgen über eine vergangene Beziehung seiner Geliebten macht. Es ist nicht das aktuelle Glück, das dominierend ist, sondern die Unsicherheit und das Misstrauen, die das Vergangene mit sich bringt. Es scheint, als sei das lyrische Ich unsicher, wie offen und ehrlich seine Partnerin über ihre vergangene Beziehung war. Er fragt sich immer wieder: „Wie war es mit dem Andern?“ und verbeißt sich in diesem Gedanken.

Erläuternd bleibt der Inhalt jedoch eher vage, was den Reiz des Gedichtes ausmacht. Die genaue Beziehung zwischen der Geliebten und dem „Andern“ sowie der Grund für die Unsicherheit werden nicht detailliert geschildert. Es wird eine starke emotionale Dynamik erzeugt, indem das lyrische Ich zwischen dem Verlangen zu wissen und der Angst vor einer möglicherweise schmerzhaften Wahrheit hin und her gerissen ist.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils drei Versen. Dieser gleichbleibende Aufbau spiegelt die fixe Denkweise des lyrischen Ichs wider, die unausweichlich auf die immergleiche Frage hinausläuft.

Bei näherer Betrachtung fällt eine knappe, zurückhaltende Sprache auf. Die Sätze sind oft nur fragmentarisch und die Ausdrücke relativ schlicht. Diese Schlichtheit in der Sprache steht jedoch in starkem Kontrast zur emotionalen Tiefe und Komplexität der beschriebenen Situation. Hier zeigt sich die Kunstfertigkeit des Autors, mit einfachen Mitteln starke Emotionen und komplexe psychologische Zustände darzustellen.

Zusammenfassend thematisiert Sternbergs Gedicht ein grundlegendes Problem menschlicher Beziehungen - die Konfrontation mit der Vergangenheit des Partners und die daraus resultierenden Unsicherheiten. Dabei zeichnet es sich durch eine große emotionale Tiefe aus, die in einer bewusst schlicht gehaltenen Form und Sprache zum Ausdruck kommt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „So glücklich wir waren“ des Autors Leo Sternberg. Geboren wurde Sternberg im Jahr 1876 in Limburg an der Lahn. Zwischen den Jahren 1892 und 1937 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 88 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Leo Sternberg ist auch der Autor für Gedichte wie „Wiesenidyll“ und „Insellegende“. Zum Autor des Gedichtes „So glücklich wir waren“ haben wir auf abi-pur.de weitere 11 Gedichte veröffentlicht.

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