Abendgang von Bernhard Endrulat
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Durch die kühle Herbstesmondnacht |
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Sind wir stumm dahin geschritten, |
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Träumrisch-stille lag das Städtchen |
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Mit dem Kirchlein in der Mitten. |
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In den niedern Giebelhäusern |
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Ist kein müdes Auge munter, |
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Nur der Türmer schaut von droben |
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In die klare Nacht hinunter. |
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Laß uns wandeln, süßes Liebchen, |
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Holdumschlungen, ohne Zaudern, |
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Nimmer wird's der gute Alte |
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Unsern bösen Nachbarn plaudern. |
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Was er unten hier erlauschte, |
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Seinen Glocken wird er's sagen, |
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Und die werden's morgen frühe |
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Weit in fremde Lüfte tragen. |
Details zum Gedicht „Abendgang“
Bernhard Endrulat
4
16
76
1828 - 1886
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht mit dem Titel „Abendgang“ stammt von Bernhard Endrulat, der von 1828 bis 1886 lebte. Eine zeitliche Einordnung zeigt, dass es aus dem 19. Jahrhundert stammt, einer Epoche, die oft mit Romantik und Ausdruck subjektiver Gefühle in der Literatur in Verbindung gebracht wird. Beim ersten Lesen kann man sich leicht von der idyllischen und ruhigen Stimmung des Gedichts einfangen lassen.
Das Gedicht erzählt die Geschichte zweier Liebender, die in einer kühlen Herbstmondnacht durch ein träumerisches, stilles Dorf spazieren und ihre Liebe genießen. Das Dorf und seine Bewohner sind in tiefem Schlaf, nur der Türmer wacht und blickt von droben in die klare Nacht hinunter. Er wird als Person vorgestellt, die die Geheimnisse der nachtaktiven Liebenden an seine Glocken weitererzählt, welche diese am Morgen in ferne Winde tragen wird.
Die Aussage des lyrischen Ichs scheint zu sein, dass sie sich frei und ungezwungen in ihrer Liebe fühlen können, da ihr böser Nachbar, der die Liebenden anscheinend beobachtet hatte, nichts von ihrer nächtlichen Aktivität erfahren wird. Dies verweist auf eine Gesellschaft, in der vielleicht gewisse Annahmen und Erwartungen in Bezug auf Liebe und Beziehungen bestehen, gegen die diese Liebenden vielleicht rebellieren.
In Form und Sprache zeichnet sich das Gedicht durch seine klare und direkte Sprache aus, die zusammen mit der klaren Strukturierung in Strophen das Bild eines idyllischen und ruhigen Herbstabends im Dorf malt. Es folgt dem traditionellen Versschema, was dem Gedicht einen rhythmischen und melodischen Ton verleiht. Die einfachen, klaren Worte und klaren Bilder tragen dazu bei, die Atmosphäre von Ruhe, Klarheit und friedlicher Einsamkeit der nächtlichen Szene zu vermitteln. Darüber hinaus wird die nächtliche Szenerie auch als metaphysischer Raum vorgestellt, in dem die Liebenden so frei und ungehindert wie möglich sind.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Abendgang“ des Autors Bernhard Endrulat. Endrulat wurde im Jahr 1828 in Berlin geboren. In der Zeit von 1844 bis 1886 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 76 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Das Glück“ und „Bescheide dich“ sind weitere Werke des Autors Bernhard Endrulat. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abendgang“ keine weiteren Gedichte vor.
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