Durch die Maiennacht von Karl Henckell

Durch die Maiennacht
Fuhr der Wintersturm,
Und die Frühlingspracht
Riß er nieder.
 
Durch die junge Brust
Fuhr der Todeshauch,
Traf mit grauser Lust
Meine Glieder.
 
Muß es denn geschehn,
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Kann's nicht anders sein,
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Will ich freudig gehn
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Und entsagen.
 
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Fahre wohl, du Welt,
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Liebe, Kampf und Ruhm!
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Nur ein schlechter Held
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Mag es klagen.
 
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Sinkt die Knospe hin.
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Eine neue sprießt,
19 
Und die Folgerin
20 
Sei gegrüßt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Durch die Maiennacht“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1864 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Durch die Maiennacht“ wurde von Karl Henckell verfasst, einem deutschen Lyriker und Übersetzer, der in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte und arbeitete.

Beim ersten Durchlesen des Gedichts entsteht ein düsterer, melancholischer Eindruck. Das lyrische Ich scheint eine harte Krise durchzustehen, seine trüben Gedanken und Gefühle ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Dichtung.

Inhaltlich geht es in Henckells Gedicht um den Kampf und das Leid des lyrischen Ichs, das sich mit Themen wie Krankheit, Tod und Abschied auseinandersetzt. In den beiden ersten Strophen finden Metaphern Anwendung, die das Leid des lyrischen Ichs ausdrücken: Ein Wintersturm zerstört die Frühlingspracht, symbolisch für plötzlich hereinbrechendes Unglück in einem Moment des Glücks oder Friedens, und ein Todeshauch durchdringt die junge Brust, ein Hinweis auf eine vermutliche tödliche Krankheit. Das lyrische Ich zeigt sich allerdings in der dritten und vierten Strophe entschlossen und stark: Es nimmt sein Schicksal an und will sich ohne Klagen von der Welt und ihren Vergnügungen verabschieden. Die letzte Strophe stellt eine Akzeptanz des Sterbens dar, indem das lyrische Ich den Tod als Teil des Kreislaufs des Lebens betrachtet – wenn eine Knospe stirbt, sprießt eine neue.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar. Der Autor nutzt einfache Worte und Sätze, um die aufrichtige Traurigkeit und Resignation zu vermitteln. Die rhythmische Struktur des Gedichts ist gleichmäßig: jeder Vers besteht aus vier Hebungen. Die Form des Gedichts unterteilt sich in fünf vierzeilige Strophen. Trotz des schwermütigen Inhalts wirkt das durch den symmetrischen Bau erzeugte Gesamtbild harmonisch.

Zusammenfassend ist „Durch die Maiennacht“ ein Gedicht, das auf ergreifende Weise die Konfrontation mit dem Tod und der Endlichkeit des Lebens thematisiert. Trotz der tragischen Umstände zeugt es von einer Stärke und einem tiefen Verständnis für den natürlichen Lebenszyklus.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Durch die Maiennacht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Karl Henckell. Henckell wurde im Jahr 1864 in Hannover geboren. Im Zeitraum zwischen 1880 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Giordano Bruno“, „Hexengeflüster“ und „Kommen wird der Tag....“ sind weitere Werke des Autors Karl Henckell. Zum Autor des Gedichtes „Durch die Maiennacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 21 Gedichte veröffentlicht.

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