Die Schädelstätte von Angelus Silesius
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Ist dies die Schädelstätt? wie kommt es dann, daß hier |
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Die Ros und Lilie steht in unverwelkter Zier? |
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Und da der Lebensbaum, der Brunn mit den vier Flüssen? |
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Es ist das Paradies. Doch sei es, was es will, |
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Bei mir gilt diese Stätt unds Paradies gleich viel. |
Details zum Gedicht „Die Schädelstätte“
Angelus Silesius
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1624 - 1677
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Schädelstätte“ stammt von Angelus Silesius, einem Dichter und Priester, der in der Zeit des Barocks lebte. Als geborener Schlesier lebte er in einer katholischen Gemeinschaft in Breslau und war als geistlicher Dichter tätig.
Auf den ersten Blick besticht das Gedicht durch seine klare Sprache und die Verwendung von biblischen Bildern wie „Schädelstätte“, „Rosen und Lilien“, „der Lebensbaum“ und „der Brunnen mit den vier Flüssen“.
Das lyrische Ich stellt Fragen über die Schädelstätte, einen Ort, der in der Bibel als Ort der Kreuzigung Jesu Christi beschrieben wird. Zugleich sind dort Rosen und Lilien in „unverwelkter Zier“, was auf die Ewigkeit und die Unvergänglichkeit des Paradieses hinweist. Betrachtet man den „Lebensbaum“ und den „Brunnen mit den vier Flüssen“, so sind dies weitere Anspielungen auf das Paradies. Im letzten Vers erklärt das lyrische Ich, dass für es die „Schädelstätte“ und das „Paradies“ dasselbe sind.
Die Aussage des lyrischen Ichs kann als Ausdruck der Auffassung von Silesius verstanden werden, dass Gottes Gegenwart überall zu finden ist, auch an Orten des Leidens und der Dunkelheit. Es mag auch den Glauben an die Hoffnung und die Erlösung durch Jesus Christus ausdrücken.
Formal besteht das Gedicht aus einer fünfversigen Strophe. Silesius verwendet einfache, klare Sprache und direkte Ansprache, um seine religiösen Überzeugungen zum Ausdruck zu bringen. Die Verwendung von Kontrasten (wie z.B. Morbidität des Todes und Schönheit des Lebens, Schmerz und Belohnung) helfen dem Leser, die Vision des Autors von der Gotteserfahrung besser zu verstehen.
Insgesamt ist „Die Schädelstätte“ ein eindrucksvolles Beispiel für die barocke Dichtung, die auf einer tiefen christlichen Überzeugung beruht und in bildhafter Sprache Themen wie Tod, Leben und Erlösung behandelt.
Weitere Informationen
Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Die Schädelstätte“. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Zwischen den Jahren 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Der Begriff „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Der Barock ist durch ein gewichtiges Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die desaströsen sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten ausbreiten. Rund dreißig Prozent der Menschen kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die massive Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Die Lyrik des Barocks ist im Wesentlichen von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) beeinflusst, die die Lebenseinstellung der Bevölkerung beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Bevölkerung von Gewalt und Zerstörung beeinflusst. Alle diese Motive setzen sich auf verschiedene Art mit der weitverbreiteten Angst vor dem Tod und seinen Auswirkungen auseinander. Im Zeitalter des Barocks wurde die lateinische Sprache von der deutschen abgelöst. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Theologen, Akademiker, Adelige und Beamte. Berühmte Literaten des Barocks sind insbesondere Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 47 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 5 Versen. Weitere Werke des Dichters Angelus Silesius sind „Gott ist mein Himmelbrot“, „Des Weisen Goldmachung“ und „Vom Wissen“. Zum Autor des Gedichtes „Die Schädelstätte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Angelus Silesius sind auf abi-pur.de 1832 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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