Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe (Charakterisierung Wurm)

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Friedrich Schiller, Charakterisierung von Wurm, äußeres Erscheinungsbild, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe (Charakterisierung Wurm)
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Referat

Friedrich Schiller „Kabale und Liebe“ – Charakterisierung Wurm

In Friedrich Schillers Theaterstück "Kabale und Liebe" spielt der Charakter Wurm eine bedeutende Rolle. Der fleischfarbene Wurm, ein Insekt, das in der Erde lebt und sich kriechend fortbewegt, löst bei den meisten Menschen eher Ekel als Faszination aus. Doch warum hat Schiller sich entschieden, den Staatssekretär des Fürsten genau so zu nennen? In dieser Charakterisierung sollen die äußeren und inneren Eigenschaften des Charakters Wurm herausgearbeitet werden, um ein möglichst klares Bild von ihm zu vermitteln.

Das äußere Erscheinungsbild des Wurms

Zu Anfang sei gesagt, dass Wurm ein Mann mittleren Alters ist, der als Haussekretär beim Präsidenten arbeitet. Er gehört dem gehobenen Bürgertum an, da er als Sekretär für den Hof nicht unbedeutend ist. Durch seinen Beruf lässt sich schließen, dass er eine Bildung erhalten hat, die ihn von anderen Bürgern abhebt. Auch seine gehobene Sprache gibt Hinweise auf eine gute Schulausbildung.

Was das Aussehen angeht, muss man sich auf die Aussagen des Geigers Millers verlassen, nachdem er den Wurm beleidigt, als dieser um Luises Hand bittet. So beschreibt er seine Augen als klein, tückisch und mausähnlich, sein Haar sei brandrot und das Kinn quillt heraus (S.15 Z.16-18). Letzteres deutet auf eine beleibtere Statur hin, die gleichzeitig Wohlstand ausdrückt. Ferner nennt er ihn einen "konfiszierten Kerl" (S.15 Z.14-15), was heutzutage mit Mangelware übersetzt werden könnte, sowie "widrig" (S.15 Z.14), was Widerwillen auslösend bedeutet.

Die manipulative Natur des Wurms

Alles bereits Genannte spricht für ein eher abstoßendes äußeres Erscheinungsbild. So ist es kein Wunder, dass der Wurm sich an die Eltern wendet, anstatt direkt um Luises Hand zu bitten. Um sich trotzdem als attraktive Partie darzustellen, nennt er seinen Beruf, mit dem er genug Geld für eine Familie verdienen könnte, sowie Chancen auf eine höhere Berufsposition (S.13 Z.18-21). Doch dies sind für den Vater keine ausschlaggebenden Gründe, er macht klar, dass er die Taktik des Wurms durchschaut sowie dass er ihn für einen feigen Hasen hält (S.14 Z.31-32): "Hat er's Courage nicht, so ist er ein Hasenfuß."

Wurms Einfluss auf den Präsidenten

Während Wurms Masche bei Miller nicht zieht, hat er doch erheblichen Einfluss auf den Präsidenten von Walter. Mit diesem pflegt er eine fast freundschaftliche Beziehung, die von gemeinsamen Verbrechen und Intrigen zusammengehalten wird. Trotzdem herrscht zwischen ihnen ein Standesunterschied und ein Arbeitsverhältnis. Diese Machtungleichheit zeigt sich beispielsweise in der Unterwürfigkeit Wurms (S.21 Z.8-9), in der Wurm die Anrede "Exzellenz" nutzt und um Gnade bittet, man möge ihm den Beweis befehlen. Ebenso besitzt der Präsident gefälschte Papiere, die Wurm angefertigt hat. Diese könnten ihn jederzeit ins Gefängnis bringen und dienen dem Präsidenten als dauerhaftes Druckmittel gegen Wurm.

Wurms grausames Verhalten gegenüber Luise

Als Wurm ein Gespräch mit Luise führt, bei dem er ihr offenbart, dass ihre Eltern im Gefängnis sind, merkt Luise an, wie grausam er dabei vorgeht. Sie vergleicht das Gespräch mit Folter und bemerkt, wie er sich darauf versteht, langsam und quälend vorzugehen und mit geheucheltem Erbarmen den Schmerz nur zu verstärken. Belege dazu finden sich auf Seite 74 ab Zeile 22-26. Das Gespräch offenbart sadistische Züge des Charakters und wie Grausamkeiten auszuhecken und aufzuführen seinem Dasein Sinn verleihen.

Wurms hinterlistige Pläne und taktisches Denken

Die erste Szene des dritten Akts offenbart Wurms hinterlistige Pläne und gibt Einblick in seine Gedankengänge. So nutzt er die Taktik, sich in seine Feinde, in diesem Fall Ferdinand, hineinzuversetzen, um ihre Reaktionen einzuschätzen. Das wird zum Beispiel auf Seite 60 sichtbar, in der Wurm vermutet, Ferdinands Liebe sei so heftig wie seine Eifersucht. Das zeugt von Wurms taktischem Denken, um Reaktionen vorauszusagen und Schwächen zu finden. So findet er heraus, dass Luises Schwäche ihr Vater ist (auf Seite 59 in Zeile 23-24). Ferner zeigt die Szene, dass Wurm dank seiner Manipulation nicht wenig Macht über den Fürsten hat und dessen Entscheidungen beeinflusst.

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Wurm kein stereotypischer Handlanger ist, der blind seinem Herrn folgt. Nein, Wurm wird dauerhaft von Eigeninteresse getrieben. Bei allem, was er sagt oder tut, kann davon ausgegangen werden, dass er Hintergedanken hat. Ihn zeichnet eine Listigkeit aus, die vor allem in Gesprächen mit dem Präsidenten zum Vorschein tritt. Dieser ist der Einzige, mit dem er eine positivere Beziehung hat. Von seinen Mitmenschen wie Herrn Miller und Luise Miller wird er auf den ersten Blick als abstoßend und auf den zweiten als grausam wahrgenommen.

Falls er Moralvorstellungen besitzt, wiegen diese nicht genug, um seine Hinterlistigkeit zu verhindern oder nur abzuschwächen. Um seine Ziele zu erreichen, ist ihm jedes beliebige Mittel recht. Beim Betrachten seines Charakters wird klar, dass er kein Problem hat, metaphorisch "über Leichen zu gehen". Doch es kann nicht abgestritten werden, wie gerissen er ist. Seine List erfordert Menschenkenntnis und das Einschätzen anderer Charaktere, eine Fähigkeit, die er beherrscht. Deshalb befördere den Wurm zur Schlange. Zum einen wegen des Ausbrütens von Intrigen, zum anderen, weil letztendlich sein Plan und dessen giftige Auswirkungen wie der tödliche Biss einer Schlange mit zwei Leichen endet.

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