Sophokles - Antigone (Vergleich der Fassungen des Verses 523)

Schlagwörter:
Weinstock, Kuchenmüller, Zink, Schadewaldt, Referat, Hausaufgabe, Sophokles - Antigone (Vergleich der Fassungen des Verses 523)
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Referat

Vergleich der Fassungen des Verses 523

Im Folgenden vergleiche ich die verschiedenen Übersetzungen des Verses 523 (in der Version Weinstocks) aus dem Drama „Antigone“.

Weinstock übersetzt das Griechische als „Nein! Hass nicht, Liebe ist der Frau Natur.“ Mit der doppelten Verneinung akzentuiert er das Negative am Hass und hebt die Liebe hervor. Zudem er bringt mit `der Frau Natur ́ die Rolle der Frau zum Ausdruck; sie soll lieben, Kinder bekommen und sich liebevoll um diese kümmern. Liebend ihrem Mann zur Seite stehen, während er hassen darf.

Kuchenmüller bezieht seine Fassung, im Gegensatz zu Weinstocks allgemein gehaltener Formulierung, mehr auf die Sprecherin des Verses, Antigone. Durch seine Übersetzung „Mitlieben, nicht mithassen ist mein Teil“ verdeutlicht er die Last, die Antigone zu tragen hat. Denn sie wird von Kreon dazu gedrängt, ihren Bruder Polyneikes zu hassen wie Kreon selbst es tut. Doch sie möchte nicht zum Hassen anderer gezwungen werden, sondern die Liebe der anderen teilen. Ebenso deutet Kuchenmüller mit `mein Teil ́ auf das Schicksal der Antigone hin, das ihr in seiner Fassung schon bekannt zu sein scheint.

Zink unterstreicht mit „Nicht um Feind, nein um Freund zu sein, ward ich geboren“ die zwei Gruppen, in die Kreon seine Mitmenschen einteilt; solche, die für ihn und damit den Staat und seine Gesetze sind, und jene, die Widerstand leisten und von denen er sich bedroht fühlt. Hölderlins Fassung „Zum Hasse nicht, zur Liebe bin ich.“ könnte man als `Ich bin da, um lieben und geliebt zu werden. ́ deuten.

Schadewaldt interpretiert das Griechische in „Aber nicht mithassen, mitlieben muss ich.“ Das Wort `muss ́ betont den inneren Zwang Antigones, den Göttern und damit ihrem Gewissen gerecht zu werden. Infolgedessen handelt sie auch mit Liebe, denn Antigone hofft auf die Anerkennung ihrer Götter, wenn sie dann nach dem Tod bei ihnen ist. Sie möchte dann von den Toten geliebt werden, weshalb sie jetzt ihr bestes für ein gutes Schicksal nach dem Tod tut.

Meiner Ansicht nach ist die letzte Übersetzung von Schadewaldt am besten geeignet, weil sie gut in den Kontext passt und der dem Griechischen wortgetreuen Übersetzung am nächsten kommt.

Soph. Ant. 523 οὔτοι συνέχθειν, ἀλλὰ συμφιλεῖν ἔφυν

Doch nicht mit-zu-hassen, sondern mit-zu-lieben bin ich geboren

was so viel heißt wie

"Ich bin doch nicht geboren, um mitzuhassen (d.h. mit Kreon, aber auch Eteokles und Polyneikes), sondern mitzulieben"


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