Brecht, Bertolt - Der hilflose Knabe (Interpretation der Parabel)

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Bertolt Brecht, Analyse, Interpretation, Parabel, Referat, Hausaufgabe, Brecht, Bertolt - Der hilflose Knabe (Interpretation der Parabel)
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Referat

Interpretation der Parabel „Der hilflose Knabe“ von Bertolt Brecht

Die Parabel „Der hilflose Knabe“ von Bertolt Brecht, handelt von „Der Unart, erlittenes Unrecht stillschweigend in sich hineinzufressen.“ Es wird von einem kleinen Jungen erzählt, welchem Leid angetan wurde. Fremde nutzten seine Hilfslosigkeit aus und er sprach mit niemandem über das Erlebte. Ich denke, die Parabel soll zeigen, dass es nur Nachteile bringt, nicht über Probleme und Sorgen zu sprechen, da sonst dreiste Menschen in dieser Welt versuchen, diese Schwachstelle auszunutzen.

Der Text ist, wie für eine Parabel üblich, nur vergleichsweise kurz. Er ist in epischer Form verfasst und man erkennt kaum eine Einteilung in Anfang, Hauptteil oder Schluss. Die Parabel beginnt mit einem Mann namens Herr K., welcher über „die Unart, erlittenes Unrecht stillschweigend in sich hineinzufressen“1 erzählt. Er erzählt von einem Jungen, welcher weinend von einem vorbeilaufenden Fremden aufgefunden wird. Dieser befragt ihn über den Grund seiner Verfassung. Der Junge erklärt, ihm sei von einem anderen Jungen einer von zwei Groschen gestohlen worden. Der Fremde stellte weiter Fragen, mit denen er herausfindet, dass der Junge wohl um Hilfe geschrien hatte, aber nicht gehört wurde. Daraufhin nahm er dem Jungen auch den zweiten Groschen ab und spazierte davon.

Ich denke der weinende Junge in dieser Parabel steht für all die Menschen, die nicht über „erlittenes Unrecht“2 berichten und sich dementsprechend Hilfe holen. Der Junge, welcher ihm den ersten Groschen stahl, verkörpert die Menschen in unserem Leben, welche sich am Wohl der Anderen ergötzen. Die zwei Groschen stellen eigene Freude, Wohlbefinden und Besitz im Leben dar, welcher durch Andere genommen wird. Das wortwörtliche „Aus der Hand reißen“3 stellt hierbei die Rücksichtslosigkeit derer dar, die Leid in das eigene und das Leben anderer bringen. Das Stehlen der verbleibenden Groschen durch den Fremden zeigt die Handlungsunfähigkeit des Jungen. Der Fremde nutzt die Situation aus. Der Junge unternahm nichts, um seinen ersten Groschen zurückzuerhalten, oder Gerechtigkeit zu erfahren, sondern zeigte seine Verletzlichkeit offen denen, welche darauf aus waren, diese Lage zu missbrauchen.

In der Parabel wirkt der weinende Junge äußerst hilflos. Er handelt naiv und scheint seine Umwelt nicht so wahrzunehmen, wie sie eigentlich ist, was in seinem eigenen Leid resultiert. Der „diebische“ Junge hingegen wirkt gemein. Er handelt selbstsüchtig und rücksichtslos. Er scheint das eigene Wohl über das aller anderen zu stellen. Der fremde Mann ist hinterlistig. Seine Handlungsweise ist dreist. Er verhält sich mindestens genauso selbstsüchtig wie der „diebische“ Junge. Er ist gut darin, die Naivität des Jungen zu erkennen und zu seinem Vorteil zu nutzen. Es scheint ihn nicht zu interessieren, wie es dem Jungen dabei geht, stattdessen heuchelt er falsches Mitgefühl vor, nur um dann eine 180° Wende zu vollziehen und ihn mit seiner Gier zu überrumpeln. Die Aussagekraft der Parabel wird nur von wenigen stilistischen Mitteln gestützt. So unterstreicht das Repetitio „Nein“ in Zeile 8 und 9 die Naivität des Jungen, welcher auf die Fragen des Fremden antwortet, ohne über mögliche Folgen nachzudenken. Besonders viele Adjektive erlauben es jedoch dem Leser, sich besser in die Parabel denken zu können.

Bertolt Brecht beschreibt mit dieser Parabel ein „Phänomen“, welches im Alltag fast jedem begegnet. Bei Problemen spricht man oft nicht mit anderen darüber, oder frisst diese in sich hinein. Der Autor möchte mit dieser Parabel darauf aufmerksam machen, dass es nicht gut für das eigene Wohl ist, wenn man so damit verfährt.

Er scheint davon überzeugt zu sein, dass durch das Sprechen über erfahrenes Unrecht ein Intervenieren durch Dritte und somit die Hilfe aus einer misslichen Lage möglich werden kann. Er spricht mit dieser Parabel jene Menschen an, die zu verschlossen sind und sich oftmals nicht helfen lassen wollen, oder zu gutgläubig sind und denken, die Situation kläre sich von allein. Meine Hypothese vom Anfang hat sich somit bestätigt.

1 Zitat aus „Der hilflose Knabe“, Zeile 1
2 Zitat aus „Der hilflose Knabe“, Zeile 1
3 Vgl. „Der hilflose Knabe“, Zeile 4

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