Klassische Literatur - Langweilig Oder nicht? (Kommentar)

Schlagwörter:
Klassiker, Lektüre von Goethe, Lessing, Kafka, Lesen, literarische Werke, Referat, Hausaufgabe, Klassische Literatur - Langweilig Oder nicht? (Kommentar)
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Referat

Klassiker – Langweilig! Oder nicht?

Klassiker lesen, trotz all der Schwierigkeiten? Diese Frage stellen sich wohl nicht nur immer mehr Schüler, die mit der Lektüre von Goethe, Lessing, Kafka und anderen bedeutenden Literaten vor unserer Zeit konfrontiert werden. Doch es muss Gründe dafür geben, dass deren Werke noch heute eine solch große Bedeutung haben – denn die haben sie allemal!

Was sind für uns Klassiker? Sie bedeuten unter anderem Kultur, Geschichte und Tradition, also vieles, was nicht nur die Identität eines Landes, sondern jedes einzelnen ausmacht. Doch dieser Teil der Kultur darf nicht einfach verloren gehen. Die kulturelle Identität lebt von Übermittlungen, lebt von der eigenen Vergangenheit, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, wie Ulrich Greiner, Literaturredakteur der Zeit, hervorhebt. Dazu gehören auch die Klassiker. Nicht umsonst betonte der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog bei der Eröffnung Weimars als Kulturhauptstadt Europas die Wichtigkeit „literarischer Bildung“.

Die Lust zum Lesen entsteht von Hause aus – oder heutzutage eben nicht mehr, das wird immer deutlicher. Dass das Lesen von Klassikern heute nicht mehr ein so fester Bestandteil unserer Gesellschaft, unseres Alltags, wie damals ist, als man noch anhand von Zitaten und Sprichwörtern mit seinem Bildungsstand prahlte, ist wohl jedem klar. Doch die literarische Erziehung von Kindern wird immer mehr vernachlässigt und tritt neben dem enormen Angebot anderer Freizeitbeschäftigung als „altmodisch[…] und zeitraubend[...]“ in den Hintergrund, wie Hannelore Schlaffer aufzeigt. Die Möglichkeiten, schon vom Elternhaus an bedeutsame Klassiker herangeführt und für sie begeistert zu werden, ist also nicht für alle gegeben. Im Sinne der hierzulande so hochgepriesenen Chancengleichheit versteht es sich also von selbst, durch die Schule jedem zu literarischem Zugang zu verhelfen.

Doch schwindet nicht nur das Interesse in unserer Gesellschaft langsam, auch das Lesen selbst verändert sich im Zeitalter der Digitalisierung fast genauso schnell, wie die heutzutage gelesenen Texte vergessen werden. Ja, ganz genau, denn wer liest heute noch, um das Gelesene nachhaltig im Gedächtnis zu behalten? Ob es um das rein praktische Beschaffen von Informationen im Internet geht oder in der Literatur um eine Neuerscheinung, die die nächste jagt und doch genauso kurzlebig ist wie die letzte. Lesen heutzutage ist nichts als das flüchtige Berühren der Oberfläche von etwas, was so viel tiefgründiger sein könnte.

Schüler beschweren sich über schlecht verständliche Texte, der Grund liegt auf der Hand. Bekannte Klassiker wurden nicht für sie geschrieben, wurden in einer Sprache verfasst, die manchmal einer Fremdsprache gleicht. Da ist es nicht ungewöhnlich, nach dem Sinn zu fragen, sich diese Qualen anzutun. Zumal die Werke von Welten erzählen, die Schülern fremd sind, sich auf den ersten Blick nicht mit ihrer eigenen Welt in Verbindung bringen lassen. Aber ist nicht genau das, was am Lesen reizt? Bedeutet Lesen nicht, in ein anderes Leben einzutauchen, eine andere Perspektive auf die Welt erlangen zu können und sich in diese hineinzuversetzen, neugierig zu sein und seinen Horizont zu erweitern? Darin liegt genau das, was uns die Schule lehren will: das Erlangen von Kompetenzen, das auch Tilman Spreckelsen in seinem Artikel „Warum Klassiker?“ herausstellt.

So wird dann doch deutlich, dass wir mit Shakespeares Bösewichten heutige Diktaturen und mit Goethes Liebesleid unsere eigenen Gefühle verbinden können. Wäre da nicht das Problem, dass Schullektüren schon nach Langeweile riechen und der Unterricht diese Erwartung leider oft bestätigt. Matthias Wulff gibt dazu an, dass der Schulstoff zu den Klassikern jahrelang von Lehrern verwendet wird und die fehlende Begeisterung dafür seitens der Lehrer es nicht vermag, Schüler mitzureißen.

An dieser Stelle sollte man dann doch auf den Zug der Zeit aufspringen und neue Methoden, die bei den Schülern längst gängig und weitverbreitet sind, mit einbeziehen. Eine Karikatur von Scharwel zeigt dabei Alternativen wie Hörbücher, Filme oder digitales Lesen auf, die von den Schülern gegenüber normalen Büchern präferiert werden. So würden die Welten der Klassiker, wie die der alten Griechen, der Ritter und Fürsten oder der wilden und noch freien Natur den Schülern nähergebracht und „Verständnis-Hindernisse“, wie Grünwald sie sieht, aus dem Weg geräumt.

Lesen wird auf diese Weise doch wieder zu dem das Erlebnis, das es einmal war, ein Erlebnis aller Sinne. In Kombination mit modernen Methoden wie Film oder Hörbuch können die Klassiker einen zeitgemäßen Einzug in unsere Klassenzimmer halten, vergangene Welten und unsere kulturelle Identität näherbringen und so gleichzeitig ihre Aktualität beweisen.

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