Hebbel, Friedrich - An die Jünglinge (Gedichtanalyse)

Schlagwörter:
Friedrich Hebbel, Interpretation, Analyse, Realismus, Referat, Hausaufgabe, Hebbel, Friedrich - An die Jünglinge (Gedichtanalyse)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Gedichtanalyse „An die Jünglinge“ (Friedrich Hebbel)

An die Jünglinge
von Christian Friedrich Hebbel

Trinkt des Weines dunkle Kraft,
Die euch durch die Seele fließt
Und zu heil'ger Rechenschaft
Sie im Innersten erschließt!
Blickt hinab nun in den Grund,
Dem das Leben still entsteigt,
Forscht mit Ernst, ob es gesund
Jedem Höchsten sich verzweigt.
 
Geht an einen schaur'gen Ort,
10 
Denkt an aller Ehren Strauß,
11 
Sprecht dann laut das Schöpfungswort,
12 
Sprecht das Wort: es werde! aus.
13 
Ja, es werde! spricht auch Gott,
14 
Und sein Segen senkt sich still,
15 
Denn, den macht er nicht zum Spott,
16 
Der sich selbst vollenden will.
 
17 
Betet dann, doch betet nur
18 
Zu euch selbst, und ihr beschwört
19 
Aus der eigenen Natur
20 
Einen Geist, der euch erhört.
21 
Leben heißt, tief einsam sein;
22 
In die spröde Knospe drängt
23 
Sich kein Tropfe Thaus hinein,
24 
Eh' sie inn're Glut zersprengt.
 
25 
Gott dem Herrn ist's ein Triumph,
26 
Wenn ihr nicht vor ihm vergeht,
27 
Wenn ihr, statt im Staube dumpf
28 
Hinzuknieen, herrlich steht,
29 
Wenn ihr stolz, dem Baume gleich,
30 
Euch nicht unter Blüten bückt,
31 
Wenn die Last des Segens euch
32 
Erst hinab zur Erde drückt.
 
33 
Fort den Wein! Wer noch nicht flammt,
34 
Ist nicht seines Kusses werth,
35 
Und wer selbst vom Feuer stammt,
36 
Steht schon lange glutverklärt.
37 
Euch geziemt nur Eine Lust,
38 
Nur ein Gang durch Sturm und Nacht,
39 
Der aus eurer dunklen Brust
40 
Einen Sternenhimmel macht.

(„An die Jünglinge“ von Christian Friedrich Hebbel ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (26.6 KB) zur Unterstützung an.)

An die Jünglinge von Friedrich Hebbel wurde zwischen 1813 und 1863 verfasst. Hierbei handelt es sich um eine Ballade, das Thema des Gedichts ist religiös geprägt. Da der Autor typischer Vertreter des Realismus war, sind diese Motive auch hier wiederzufinden. Es werden Lebensweisheiten mit Gottes Hilfe, Segen und ein Aufruf zur Selbsttreue vermittelt. Die Absicht des Gedichts ist vermutlich die Jugend zu beeinflussen.

Thematisch handelt das Gedicht von dem Versuch des lyrischen Ichs die Jugend, daher auch der Titel „An die Jünglinge“ von seinen religiös geprägten Lebensweisheiten und Ideen zur wahren Selbstfindung zu überzeugen. Diese Lebensweisheiten finden sich beispielsweise in V.15-16 wieder; dort heißt es, dass Gott niemanden verspotten wird, der sich wirklich selbst finden möchte bzw. selbst „vollenden“ will. Oder in V. 17-20 bei dem durch das Beten aus eigener Kraft ein Geist heraufbeschwört werden kann. Der Geist steht hier vermutlich für Gottes Unterstützung, die nur durch das Gebet erreicht werden kann. Trotzdem hat das Leben auch traurige Seiten, wie in V. 21 dargestellt wird. „Leben heißt tief einsam sein.“ So zeigt das Gedicht also die schönen, als auch die traurigen Seiten des Lebens, typisch für den Realismus. Der Titel steht in direktem Bezug zu dem Inhalt des Gedichts. Die Jünglinge stehen hier für die Jugend, die in der Regel noch nicht so viel Erfahrung gesammelt hat und Ratschläge wie diese gut gebrauchen kann. Genau das ist auch die Intention des lyrischen Ichs: Es möchte die Jugend mit dem Gedicht direkt ansprechen und zu einem erfüllten, frommen und selbsttreuen Leben inspirieren. Es gibt keine weiteren Informationen zu der Persönlichkeit des lyrischen Ichs selber, jedoch liegt die Vermutung nah, dass es Hebbel selbst ist, da dieser eine schwierige Jugend hatte und sie möglicherweise so verarbeitet oder Ratschläge, die er nie bekommen hat, weitergeben will.

Das Gedicht verfügt über 40 Verse mit jeweils 5 Strophen und das Reimschema ist ein durchgängiger Kreuzreim, der dafür sorgt, dass durch die entstehende Klangfarbe der Inhalt besser erschlossen werden kann. Ein bestimmtes Versmaß kann nicht festgestellt werden, das liegt an der Epoche in dem das Gedicht verfasst wurde. Im Realismus waren strenge Metren eher unüblich. Die Endsilben enden durchgehend auf betonte Silben, daher ist die Kadenz männlich, was zu einer gewollt langen Pause beim Zeilenumbruch sorgt.

Sprachlich fällt sofort auf, dass viele Imperative verwendet werden, daher fühlt sich der Leser direkt angesprochen, und die Bedeutung hinter dem Gedicht wird nachdrücklicher übermittelt. Den gleichen Effekt haben die vielen Exklamationen die immer wieder vorkommen. Eine Anapher in V. 12-13 tritt ebenfalls auf: „Es werde!“, stellt hier wieder den göttlichen Bezug her und verstärkt die Wirkung des Schöpfungswortes. Direkt in V. 1 ist eine Personifikation des Weines, dem eine „dunkle Kraft“ nachgesagt wird. Da der erste Vers dieser Strophe am ausschlaggebendsten ist, wird die Wirkung der Personifikation, also die Lebendigkeit und Anschaulichkeit hier verwendet. Das lyrische Ich verfügt über eine eher neutrale Klangfarbe, klingt jedoch teilweise etwas wehmütig. Das Gedicht ist im Präsens geschrieben. Die Sprache motiviert den Leser und regt zum nachdenken an.

Die erste Deutungshypothese wurde nach der Analyse bestätigt. Das Gedicht möchte also die Jugend verändern und ihnen einige Ratschläge mitgeben, daher ist das Thema auch aus heutiger Sicht noch aktuell, jedoch inhaltlich für die heutigen Jugendlichen nicht mehr interessant. Das Werk ist typisch für die Epoche des Realismus, das Leben wird hier idealisiert dargestellt, aber nicht zu sehr verschönt, weil es trotzdem teilweise realistisch ist. Auch das Thema ist sehr realitätsnah, was ein weiteres Motiv des Realismus ist.

Christian Friedrich Hebbel

  • Geb.: 18.3.1813 in Wesselburen
  • Sehr arme Jugend
  • Frühes literarisches Interesse
  • Typischer Vertreter des Realismus
  • Studium unter bescheidenen Verhältnissen
  • Pendelt zwischen Hamburg, Paris, Italien und Wien
  • Erkrankt an Rheuma
  • Stirbt mit 50 Jahren am 13.12.1863 in Wien

Analyse Einleitung

  • „An die Jünglinge“
  • Christian Friedrich Hebbel
  • 1813-1863
  • Ballade
  • Lebensweisheiten
  • Realismus
  • Das lyrische Ich gibt seine Lebensweisheiten an „die Jünglinge“ an die das Gedicht gerichtet ist weiter
  • Einfluss auf die Jugend nehmen

Analyse Hauptteil

  • Zieh dich selbst zur eigenen Rechenschaft
  • Denk nach, ob man sich mit jedem streiten soll
  • Männliche Kadenz
  • Kein Metrum
  • Imperative
  • V.1 Personifikation
  • Schöpfungswort
  • Selbsttreue wird nicht verspottet
  • Anapher in V. 12 & 13
  • Göttliches Motiv
  • Imperative
  • Kreuzreim
  • Geist (=Gott) durch Gebet
  • Gott hört zu
  • Leben ist Einsamkeit
  • Traurigkeit
  • Wehmütige Stimmung
  • Gott bevorzugt starke Menschen
  • → Aufruf zur Stärke
  • Sei stolz auf dich
  • Vergleich in V. 29
  • Nicht übermütig werden
  • Ihr habt nur eine Lust
  • Spaziergang macht euch glücklich
  • Positive Einstellung

Epocheneinordnung

  • Realismus
  • Typisch:
    • Künstlerische Darstellung der Realität
    • Sehr realitätsnah
    • Klare Sprache
    • Kein Erzähler erkennbar

Bezug zu Hebbels Person

  • Hatte schwierige Jugend
  • Früh alleine
  • Evtl. Ratschläge an seine „früheres Ich „
  • Christliches Motiv → Hoffnung
Zurück