Suburbanisierung: Factory-Outlet-Center müssten zu den größten Verkehrserzeugern gezählt werden
Jeder Berliner und jeder Potsdamer hat schon mal davon gehört oder ist mal dort gewesen, das Designer Outlet Berlin. Der Name lässt vermuten, dass das Center in Berlin läge, doch der Schein trügt. Das B5-Center liegt in der Gemeinde Wustermark im brandenburgischen Landkreis Havelland. Das Center liegt dort, wo sich Europastraße 22 und die Bundesautobahn 5 kreuzen. Eine solch optimale Verkehrslage, bei dennoch dezentraler Lage, ist nicht unüblich. Viele Factory-Outlet-Center (F.O.C.) profitieren von diesen Gegebenheiten. So stellt sich die Frage, wie der Beitrag dieser Outlets in Bezug auf die Verkehrserzeugung zu beurteilen ist.
In den Einzelhandels-Großeinrichtungen werden, in baulich konzentrierter Form, unter Ausschluss des Groß- und Zwischenhandels, zumeist hochwertige Markenartikel mehrerer Hersteller direkt an den Verbraucher verkauft. Hierbei steht es den Produkten in Vielfalt und Qualität oft in nichts nach. Der markante Unterschied zum Einzelhandel ist, dass der Direktverkauf Preisnachlässe von 50 Prozent und mehr erlaubt. Des Weiteren sollen angegliederte Restaurants und Freizeitangebote Anreize schaffen. Die so errungene Attraktivität beim Kunden ist kaum zu überbieten und hat astronomisch hohe Besucherzahlen sowie Interesse auf internationaler Ebene zur Folge. Beispielsweise 2 960 000 Besucher/Jahr in einem F.O.C. in Bicester Village, England. Damit das Erfolgskonzept funktioniert, bedarf es jedoch eines weiteren, wichtigen Kriteriums – eine deutliche Entfernung zum nächsten großen Zentrum. So sollen Konflikte mit dem Einzelhandel der Innenstädte vermieden werden. Als ideal werden ländliche Gebiete mit hoher Bevölkerungsdichte im Umkreis von hundert Kilometern empfunden.
Die Eigenschaften eines F.O.C., die es zum Erfolg verleiten, sorgen allerdings dafür, dass die Einrichtungen meist nur mit dem Pkw zu erreichen sind. Bei besagter hoher Attraktivität, einer folglich hohen Besucherzahl sowie dezentraler Lage, wäre es falsch von geringen Auswirkungen auf den Verkehr zu sprechen. Mit Blick auf die Tendenz der Besucherzahlen, eine vom Konsum getriebene Gesellschaft und die Gegebenheiten, die ein F.O.C. ausmachen, stimme ich der Aussage zu.
