Goethe, Johann Wolfgang von - Prometheus (umfangreiche Interpretation)

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Referat

Gedichtinterpretation: „Prometheus“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Prometheus
von Johann Wolfgang von Goethe

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh'n!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh'n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
10 
Und meinen Herd,
11 
Um dessen Glut
12 
Du mich beneidest.
 
13 
Ich kenne nichts Ärmeres
14 
Unter der Sonn' als euch Götter!
15 
Ihr nähret kümmerlich
16 
Von Opfersteuern
17 
Und Gebetshauch
18 
Eure Majestät
19 
Und darbtet, wären
20 
Nicht Kinder und Bettler
21 
Hoffnungsvolle Toren.
 
22 
Da ich ein Kind war,
23 
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
24 
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
25 
Zur Sonne, als wenn drüber wär
26 
Ein Ohr zu hören meine Klage,
27 
Ein Herz wie meins,
28 
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
 
29 
Wer half mir
30 
Wider der Titanen Übermut?
31 
Wer rettete vom Tode mich,
32 
Von Sklaverei?
33 
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
34 
Heilig glühend Herz?
35 
Und glühtest, jung und gut,
36 
Betrogen, Rettungsdank
37 
Dem Schlafenden dadroben?
 
38 
Ich dich ehren? Wofür?
39 
Hast du die Schmerzen gelindert
40 
Je des Beladenen?
41 
Hast du die Tränen gestillet
42 
Je des Geängsteten?
43 
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
44 
Die allmächtige Zeit
45 
Und das ewige Schicksal,
46 
Meine Herren und deine?
 
47 
Wähntest du etwa,
48 
Ich sollte das Leben hassen,
49 
In Wüsten fliehn,
50 
Weil nicht alle Knabenmorgen-
51 
Blütenträume reiften?
 
52 
Hier sitz' ich, forme Menschen
53 
Nach meinem Bilde,
54 
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
55 
Zu leiden, weinen,
56 
Genießen und zu freuen sich,
57 
Und dein nicht zu achten,
58 
Wie ich!

(„Prometheus“ von Johann Wolfgang von Goethe ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (27.5 KB) zur Unterstützung an.)

Einleitung

Goethe sagte selbst einmal, dass das Gedicht „Prometheus“ zum „Zündkraut einer Explosion“ werden könnte. Der äußere Anlass für das Gedicht, das er 1774 in Frankfurt am Main schrieb, war ein Bericht aus dem Jahre 1765 über ein Erdbeben, bei dem Lissabon fast völlig zerstört wurde. Goethes Religion wurde stark erschüttert. Er meinte, dass die Bibel keine Gottesgabe, sondern ein historisches Werk sei. Den Stoff zu „Prometheus“ entnahm er der Mythologie der Antike.-Der griechischen Sage nach ist Prometheus ein Halbgott, der Schöpfer des Menschengeschlechts. Entgegen den göttlichen Geboten brachte er das Feuer auf die Erde und verhalf so den Menschen zur wichtigsten Vorbedingung der Kultur. Dafür wurde er von Zeus verfolgt und an einen Felsen im Kaukasus geschmiedet und später von Herakles befreit.-Prometheus lehnte sich gegen die Götter auf. Er ist Inbegriff selbstbewusster, schöpferischer Menschenkraft. Er wurde zum Symbol des Bürgertums, das sich gegen die feudalen Fesseln auflehnte. Goethe zeigt, dass Prometheus den Göttern überlegen ist und von ihnen um das Geschaffene(Hütte und Herd)beneidet wird. Er spricht deutlich aus, dass die Götter ihr Aussehen der Unwissenheit der Kinder und dem Glauben der Torn verdanken. Prometheus denkt auch an die Zeit zurück, als er noch ein gläubiges Kind war. Da half ihm kein Gott, sondern er sich selbst durch seine eigene Kraft. Die Zeit und das Schicksal schmiedeten ihn zum Manne. Damit meint er die Naturgesetze und die geschichtliche Entwicklung. Obwohl seine Jugendträume nicht erfüllt wurden, entsagte er nicht dem Leben, sondern bekannte sich zum Leben mit allen Höhen und Tiefen. Prometheus verlangt für alle Menschen die volle Freiheit. Mit diesem Gedicht sagt Goethe den Kampf gegen die Willkürherrschaft der Fürsten an. In jener Zeit stand der Landesherr gleich einer Gottheit über den Bürger, der Bürger aber war auf seine eigenen Kräfte angewiesen. Das Gedicht ist Ausdruck des Erwachens des Bürgertums, das mittelalterliche Vorstellungen abwirft.

Interpretation

Mit zu der repräsentativsten Literatur der Sturm-und-Drang-Epoche (1767-1785) gehört das 1773 erschienene Gedicht „Prometheus“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1839).

Die darin beschriebene Figur, Prometheus, verkörpert den neuen Genie-Begriff dieser Literaturepoche: ein kreatives, stark und unabhängiges, rebellisches und leidenschaftliches Individuum.

Goethe bedient sich dabei einer Figur aus der griechischen Mythologie: Prometheus. Er ist einer der wenigen überlebenden Titanen, des Göttergeschlechts, das vor den olympischen Göttern die Macht innehatte. Prometheus ist ebenso Schöpfer und listiger Helfer der Menschen, sehr zu Zeus’ Missfallen.

Bei dem Gedicht handelt es sich um eine zornige Rede, die Prometheus, das lyrische Ich, an die olympischen Götter, insbesondere an Zeus, richtet. Er beschreibt darin den Prozess seiner Loslösung von den Göttern und seine Entwicklung zu einem unabhängigen Individuum. Außerdem drückt darin er seine tiefe Verachtung gegenüber den Göttern aus.

Schon der erste Vers beginnt mit einem Befehl an Zeus, dem obersten Gott. Prometheus stellt von Anfang an klar, dass er nicht zu Zeus (immerhin der höchste Gott) heraufschaut. Zeus herrsche vielleicht über den Himmel (V. 1), aber die Erde, die selbst gebaute Hütte und der Herd gehören dem Einflussbereich Prometheus’ an, wie er durch die wiederholte Verwendung von Possessivpronomen betont (V.6, V. 8, V. 10). Diese klare Trennung der Einflussbereiche werden durch die Antithese „deinen Himmel“ (V. 1) und „meine Erde“ (V. 6) noch verstärkt.

Prometheus trennt die Betätigungsfelder von Gott und Titanen nicht nur, er bewertet sie auch. Zeus’ Handeln in seinem Himmel, seinen „Eichen (…) und Bergeshöhn“ vergleicht er spöttisch mit dem Spiel eines Knaben (V. 3). Im Gegensatz dazu behauptet er von seinem Herd, dass Zeus ihn „um dessen Glut“ beneide (V. 10 f.). Er ordnet also sein Handeln und seinen Wirkungsbereich höher ein als den von Zeus.

Aber Prometheus Einstellung zu den Göttern geht über Missachtung hinaus; er verachtet sie. Für ihn gibt es sogar „nichts Ärmer’s“ als sie (V. 11). Denn ihre Existenz und Erhabenheit ist abhängig von der „Torheit“ (V. 21) von Kindern und Bettlern und deren Anbetung. An dieser Stelle wird auch deutlich, was für einen hohen Stellenwert Goethe der Freiheit und Unabhängigkeit zumisst, damit ein Mensch geachtet werden kann.

Nachdem er nun in den ersten beiden Strophen sein derzeitiges Verhältnis zu den Göttern klargestellt hat, geht Prometheus ab der dritten Strophe auf seine Vergangenheit ein. Auch ist einmal ein solches naives Kind gewesen. Als sich damals in einer ausweglosen Situation geglaubt habe, habe sein „verirrtes Aug“ (V. 24) nach etwas Höherem gesucht. Wie er sich dieses vorstellte, beschreibt er in den Versen 26 und 27, eingeleitet durch eine Anapher: Jemand/etwas, das sich seine Klagen anhört und ein „Herz wie [seins]“ (V. 27), ein mitleidiges Herz, besitzt. Aber die Hoffnung, dass ein solches Wesen existiert, hat sich für ihn nicht erfüllt (V. 24 „verirrtes Aug“).

Denn, wie er in der nächsten Strophe durch eine Reihe eindringlicher rhetorischer Fragen feststellt, nicht dieses gesuchte Wesen habe ihm aus seinen Schwierigkeiten herausgeholfen. Das verdanke er allein seinem eigenen „heilig glühend Herz[en]“ (V. 34). Doch in seiner Unwissenheit habe er Zeus in der irrigen Annahme, der „Schlafende dadroben“ (V. 37) habe ihm geholfen, gedankt. Goethe hebt in dieser Strophe das Wort „glühen“ besonders hervor (durch Wiederholung, V. 34 und V. 35). Ganz im Sinne von Sturm-und-Drang steht es wohl für die Wichtigkeit von Herz und Gefühl. Im Gegensatz zu der Lebendigkeit seiner selbst (bzw. seines Herzens) steht der „Schlafende“ und Untätige im Himmel.

Diese Untätigkeit ist der Grund dafür, dass Prometheus Zeus nicht verehren kann. Die fünfte Strophe besteht ausschließlich aus rhetorischen zum Teil elliptischen (V. 38) Fragen nach Tätigkeiten Hilfen vonseiten der Götter, die deren Anbetung irgendwie rechtfertigen könnte. Durch die parallelistische Anordnung der letzten beiden Fragen, wird deren Eindringlichkeit noch betont (V. 39 ff).

Die Antwort auf diese Fragen folgt in der sechsten Strophe in Form einer weiteren rhetorischen Frage. Nicht Zeus habe ihn „zum Manne“ reifen lassen, sondern „die allmächtige Zeit und das ewige Schicksal“. Und hier stellt Prometheus zum ersten Mal eine Gemeinsamkeit zwischen ihm und Zeus fest (V. 46 „und“). So verschieden sie auch sind (durch Antithese betont in V. 46) über beide herrscht Zeit und Schicksal. Diese werden durch die Attribute „allmächtig“ und „ewig“ beschrieben, Eigenschaften, die er Zeus gleichzeitig abspricht. Denn gegen Zeit und Schicksal ist auch der höchste Gott Zeus machtlos.

Die Götter können Prometheus in seinen Schwierigkeiten nicht helfen. Diese Desillusionierung gehört wohl zu einer der nichterfüllten Hoffnungen, die Goethe in dem Neologismus „Knabenmorgenblütenträume“ (V. 50) zusammenfasst. Doch entgegen dem, was Zeus vielleicht von ihm erwartet, führen diese Erkenntnisse Prometheus nicht in eine tiefe Lebenskrise hinein.

Im Gegenteil, in der letzten Strophe kehrt Prometheus wieder in die Gegenwart zurück. Die Desillusionierungen und Lebenskrisen haben ihm geholfen, sich weiterzuentwickeln. Prometheus ist nun selbst zum Schöpfer geworden, er erschafft nun Menschen „nach [seinem] Bilde“ (V. 53). Durch das Bibelzitat (V. 53) werden Assoziationen zum Schöpfungsakt in der Bibel geweckt, was das Göttliche, oder um mit Sturm-und-Drang zu sprechen: das Geniehafte, in Prometheus’ jetzigen Wesen noch unterstreicht. In den darauffolgenden Versen wird dieses „Bild“ aber auch weiter beschrieben durch Verben, die alle Gefühls-/Gemütszustände ausdrücken (wieder Sturm-und-Drang). Und zwar nicht nur freudige. „zu leiden“ und „weinen“ werden ebenso aufgeführt wie „genießen“ und „zu freuen“. Durch die abschließende Nennung besonders betont wird die Eigenschaft des Menschen „[Zeus] nicht zu achten“. Prometheus sieht sich bzw. seinen neu erschaffenen Menschen als fühlendes (im Sinne von „Gefühle haben“) aber von Zeus unabhängiges Wesen. Das Gedicht schließt mit zwei Worten, die den Großteil der als Periphrase (Umschreibung eines Begriffs durch eine kennzeichnende Eigenschaft) formulierten letzten Strophe zusammenfassen und durch ihre Kürze sehr markant sind: „Wie ich.“ (V. 58).

Was dieses Gedicht so charakteristisch für die Epoche des Sturm und Drang macht, ist nicht nur der Inhalt. Das Thema „Rebellion gegen starres Regelwerk“ spiegelt sich auch in der Form des Gedichtes wider. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gedichten gibt es bei „Prometheus“ kein festes Metrum und keinen Reim. Sowohl die Länge der acht Strophen als auch die der Verse ist unterschiedlich und vermittelt so mehr den Eindruck von Impulsivität und Emotionalität. Einen ähnlichen Effekt habe die zahlreichen Enjambements (z. B. V. 1 f., 24 f.). Die Rede wirkt durch sie viel natürlicher und ist nicht in die strenge Form eines Gedichtes gepresst. Goethe macht sich frei von den traditionellen Regeln der Dichtkunst und dichtet als „Genie“, expressionistisch, nach eigenen Maßstäben.

Es gibt viele Ansätze, wie man dieses Gedicht inhaltlich interpretieren kann.

Verschiedene Protestrollen kommen infrage: der Künstler gegen die bürgerliche Gesellschaft, der Sohn gegen den Vater, der Sozialrevolutionär gegen die politische Ungerechtigkeit, der Freigeist gegen kirchliche Autoritäten.

Um das Gedicht richtig zu interpretieren, sollte man aber sicher die Literaturepoche, in der das Gedicht entstand, genauer betrachten: Die Epoche von Sturm und Drang.

Sturm-und-Drang war eine Reaktion auf die Aufklärung, als diese dazu überging, Gefühle als „Nicht-Verstand“ fast gänzlich zu ignorieren. Der junge Goethe war einer der prägendsten Vertreter dieser Epoche. In ihren Werken rückten die überwiegend jungen „Stürmer-und-Dränger“ wieder Herz, Gefühl und Natur in den Vordergrund. Aufklärerische Gedanken wurden allerdings aufgenommen, wie z. B. der Kampf gegen die Willkürherrschaft oder den blinden Gehorsam gegenüber der Obrigkeit. Wichtig für die Epoche Sturm-und-Drang war auch der Geniebegriff. Das Genie, der Inbegriff des Künstlers, verfügt über große schöpferische Energie. Es ist vollkommen unabhängig und ursprünglich in seiner Originalität.

Alle diese Aspekte werden in dem Gedicht angesprochen. Meiner Meinung nach steht Prometheus deshalb nicht für eine konkrete Protestrolle. In dem Gedicht wird viel mehr ganz allgemein gegen jede Art von Obrigkeit, die das Genie einschränken könnte, protestiert. Prometheus kämpft (vor allem auch mit sich selbst) um in sich das zu entdecken und weiterzuentwickeln, was er nun ist: ein Genie. Der abstrakte Begriff wird am Beispiel einer literarischen Figur konkretisiert.

Und in diesen Punkten liegt wohl auch der Grund, weshalb „Prometheus“ als so typisch für die Sturm-und-Drang-Epoche angesehen wird.

Johann Wolfgang von Goethe

  • geboren am 28.8.1749
  • ab 1765 Jura Studium
  • schrieb die Hymne „Prometheus“ im Alter von 25 Jahren
  • in der Geniebegeisterung des Herbstes 1774 entstanden
  • beschäftigte sich zu dieser Zeit sehr mit griechischer Mythologie
  • arbeitete als Referendar am Reichskammergericht
  • arbeitete zu dieser Zeit auch am Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“

Sturm und Drang

  • kurze Epoche, nur 20 Jahre (1767-1786)
  • Schlagwörter
    • Freiheitsliebe
    • Genie
    • Vaterländische Begeisterung
    • Tyrannenhass
    • schwärmerische Empfindsamkeit
    • Freundschaftskult
    • Auflehnung gegen Unterdrückung und Bevormundung
    • Individualität
    • Auflehnung gegen die Ständeordnung
    • Herz
    • Idealismus

Sprache der Geniezeit

  • ekstatisch
  • pathetisch
  • schwärmerisch
  • spontan
  • Emotionsgeladen
  • rebellisch
  • Kraftausdrücke

Prometheus

zeitliche Einordnung

  • im Sturm und Drang entstanden
  • im Herbst 1774
  • erschienen 1789 8. Band „Hymnen des Sturm und Drang“
  • Höhepunkt der Freirhythmischen Dichtung

Aufbau

  • 7 unterschiedlich lange Strophen
  • freier Rhythmus, ohne Versmaß und Reim
  • keine Regelhaftigkeit
  • Verszahl nicht einheitlich (4-12 Verse pro Strophe)
  • Inversionen
  • Sprache lyrisches Ich: Prometheus
  • Monolog (an Zeus gerichtet)
  • rhetorische Fragen
  • Imperative (anklagenden, aufgebrachten Charakter)
  • Alliterationen
  • Parallelismen
  • Anaphern
  • knappe, aneinandergereihte Aussagen

Die Sage

  • bezieht sich auf die Sage von Prometheus
  • Prometheus:
    • Figur der griech. Mythologie
    • Titan
    • gilt als Schöpfer der Menschen
  • Prometheus hat den Menschen das Feuer gebracht
  • in dem er Feuer von der Sonne holte
  • wurde von Zeus bestraft
  • an den Kaukasus geschmiedet
  • Adler fraß seine Leber
  • Herakles rettet ihn schließlich

Figuren

Prometheus Zeus

  • Gestalt aus Mythologie
  • Erzähler
  • Wohltäter der Menschheit(Feuer)
  • hatte Aufgabe Menschen zu schaffen
  • zog Zorn Zeus` auf sich, weil er Götter überlistete
  • Rebell gegen Feindseligkeit der Götter
  • Göttervater(an ihn gerichtet)
  • Zeus hielt den Menschen das Feuer vor
  • Zeus wurde wieder überlistet

Inhalt

  • Auflehnung Prometheus gegen die Götter
  • betont Unabhängigkeit
  • verspottet die Götter
  • stolz auf das, was er allein geschafft hat

Interpretation „Prometheus“ in Stichpunkten

1. Strophe

  • „du“ sagt das er keine große Achtung vor Zeus hat
  • verdeutlicht Unterschied zwischen Zeus und Prometheus (Zeus=Himmel; Prometheus= Erde)
    „(…)deinen Himmel(…)“; „(…)meine Erde(…)“
  • sehr stolz auf das was er selbst erreicht hat
    „(…)und meine Hütte, die du nicht gebaut(…)“
  • besondere Verbindung durch Hütte und Herd zu Menschen
  • sagt damit das er machen kann, was er will, denn die Erde kriegt er nicht
  • Viele Substantive: ersten 2=Zeus(Himmel, Wolkendunst), nächsten 4=Heimat d. Menschen (Erde, Hütte, Herd, Glut)
  • beschreibt mehr Menschenheimat, weil für ihn wichtiger
  • Zeile 6-12 elliptisch, da Subjekt fehlt
  • Zeilenenjambements z. B. Zeile 5, 6

2. Strophe

  • wendet sich an alle Götter
  • sieht den Göttervater als völlig erbärmlich
    „(…)Ich kenne nichts Ärmeres unter der Sonn`als euch, Götter(…)“
  • verspottet sie in dem er ihnen vorwirft von „Kindern und Bettlern“ abhängig zu sein

3. Strophe

  • Rückbesinnung Prometheus
  • Verben im Präteritum
  • keinen anklagenden Charakter
  • glaubte als Kind an Zeus und wurde herb enttäuscht
  • „(…)Wer half mir wider der Titanen Übermut? Wer rettete vom Tode mich, von Sklaverei?(…)“

4. Strophe

  • besteht aus rhetorischen, vorwurfsvollen Fragen
  • Antwort schon am Anfang klar
  • Götter sind die „Schlafenden da droben“ die nichts bewirken
  • ersten beiden Fragen im Präteritum, da er fragt, wer früher geholfen hat
  • Ausrufesätze haben sich in Fragesätze verwandelt

5. Strophe

  • 5. und 6. gehören inhaltlich zusammen
  • der Inhalt der Fragestellung wird durch die indirekte Antwort in der Frage selbst gesteigert
  • Schicksal und Zeit das oberste
  • Strophe ist an Zeus gerichtet
  • weil: stellt Fragen direkt an ihn, beantwortet sie aber selbst
  • Leben hat ihn zu dem gemacht, was er ist → gleichzeitig Grundgedanke des Sturm und Drang
  • sieht keinen Grund, warum er Zeus dankbar zu sein
    „(…)Ich dich ehren Wofür?(…)“

6. Strophe

  • fragt sich, warum er sich unterdrücken lassen sollte, denn jeder hat Wünsche, Träume, und er akzeptiert, dass nicht alle Träume in Erfüllung gehen können
  • kürzeste Strophe
  • Art Zusammenfassung des 2. Teils der aus vorwurfsvollen Fragen besteht

7. Strophe

  • Schlussfolgerung
  • Ergebnis, da alles im Präsens
  • formt Menschen nach seinem Bilde „Die Leiden, weinen, genießen und sich freuen“ können (entspricht dem Grundgedanken des Sturm und Drang)
  • geformten Menschen sollen Zeus genauso wenig achten wie er selbst
  • „formen“ meint den Menschen zeigen wie sie etwas besser machen können
  • konsequent und zu keinem Kompromiss bereit
  • stellt sich im Ergebnis mit Zeus auf eine Stufe
  • er baut seine eigene Welt und „(…)formt Menschen nach …(seinem) Bilde, ein Geschlecht, das (ihm) gleich sei(…)“
  • in seinem eigenen Reich fordert er alle auf „nicht zu achten wie Ich!“

Deutung

  • kann es unterschiedlich deuten
  • wahrscheinlichstes Deutung
    • Anklage der Untertanen gegen die absolutistische Herrschaft der Fürsten zu seiner Zeit
    • Bürger waren es leid ihr hart erarbeitetes Geld den Fürsten in Form von Steuern in den Rachen zu werfen, die es oftmals sowieso nur verprassten
    • Prometheus = Untertanen
    • Zeus = Fürsten
  • biografische Deutung
    • sieht sich als Prometheus und Vater als Zeus
    • zwischen ihnen herrscht ständig ein Generationskonflikt
    • konservativer Vater
  • Auflehnung eines Genies (Prometheus) des Sturm und Drang gegen die Autoren der Aufklärung

Erläuterungen

„glühend Herz“ (V. 34)

Das Herz als Zentrum der Gefühle steht hier für glühende Leidenschaft, es ist Ursprung von Prometheus’ Handeln.
Zeus beneidet Prometheus nicht nur um die Glut eines Ofens, sondern auch um die Glut seines Herzens, die Prometheus wie das Feuer (siehe Erläuterung Prometheus) an die Menschen weitergibt (siehe auch Erläuterung V. 52-53).

Abhängigkeit der Götter (V. 15F)

Die Götter existieren nur durch den Glauben der Menschen. Sie sind damit von ihnen abhängig und führen das Leben von Bettlern.

Untätigkeit der Götter (V. 39F)

Prometheus beschreibt die Bedingungen, unter denen die Menschen auf der Erde leben müssen und wirft den Göttern vor, an dieser Situation nichts zu ändern (siehe auch Erläuterung zur Theodizeefrage).

Dritte Strophe (V. 22F)

Der Gedanke der zweiten Strophe wird hier verdeutlicht, da Prometheus seine eigene Kindheit mit Naivität und hilflosem Gottvertrauen gleichstellt (siehe auch Erläuterung zum Gebrauch des Konjunktivs und Erläuterung zur zweiten Strophe).

Strophe 6

Prometheus sieht sich nur den Mächten der Zeit und des Schicksals unterworfen, nicht dem Willen der Götter. In seiner Ohnmacht diesen Kräftene gegenüber setzt er sich mit den Göttern gleich und streitet damit ihre Allmacht ab.

Strophe 7

Prometheus flieht nicht vor dem Leiden, sondern akzeptiert es als Bestandteil irdischen Lebens. Allerdings sieht er sich nur den Gewalten der Zeit und des Schicksals unterworfen (vergl. Strophe 6).

Vers 52
Erneut wird die räumliche Trennung aufgegriffen (siehe auch Antithese). Außerdem Zeitsprung ins Präsens.

Die Schöpfungskraft (V.52F)

„Formen“ steht hier eher für geistige als physische Formung. Grundvoraussetzung hierfür ist das „heilig glühend Herz“. Der Schöpfungsakt durch Prometheus betont seine Selbstständigkeit, Macht und schaffende Aktivität.

Formelle Umrahmung (V. 1+58)

„Bedecke deinen Himmel, Zeus“ (V.1)
„Wie ich“ (V. 58).

Während Vers 1 noch auf einen tätigen Zeus verweist, schließt das Gedicht mit dem Bezug auf Prometheus. So wird aus dem Bezug von Form und Inhalt deutlich, dass Prometheus Zeus in seiner Machtposition ablöst.

Hyperbel (V.34)

Starke Übertreibung, hier aus religiösem Wortfeld.

Verwendung des Imperativs (V.1F)

„Bedecke“ (V.1),

Hier ein klarer Befehl an den Göttervater Zeus, der die Machtverhältnisse umzukehren scheint.

„Und übe an Eichen dich“

Bezug auf die Blitze, die als Waffe des Zeus gelten. Das Verb „üben“ stellt aber die Macht des Zeus infrage (siehe auch „Knaben gleich“). Die Zeus’ Macht wird hier auf für Prometheus unwesentliche Bereiche beschränkt (siehe auch „Musst mir… doch lassen stehn“).

Pantheismus (V.1-5)

Gott wird in allem wiedergefunden (Natur, Mensch). Das ist eine typische Gottesdarstellung der Empfindsamkeit (siehe auch Goethe, Die Leiden des jungen Werther). Hier wird dieser Vorstellung widersprochen, da der Wirkungsbereich des Gottes nur auf einige Bereiche der Natur bezogen wird, die allerdings den Lebens- und Schaffensbereich des Prometheus nicht berühren (siehe auch Erläuterung zur Antithese und zum Gebrauch des Imperativs).

Erläuterung zur „Theodizeefrage“

Das Erdbeben von Lissabon (1755) forderte ca. 60.000 Tote, die Erschütterungen waren bis England zu spüren. Es löste eine philosophische und literarische Diskussion darüber aus, warum Gott das Leiden und Sterben Unschuldiger zulässt. So beschäftigen sich z.B. Voltaire, Leibnitz und Heinrich von Kleist (Das Erbeben von Chili) mit dieser Frage.

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