Erziehungs- und Bildungsziele von 1889 und 2007 im Vergleich

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Erziehungsziele, Bildungsziele der wilhelminischen Zeit, Referat, Hausaufgabe, Erziehungs- und Bildungsziele von 1889 und 2007 im Vergleich
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Erziehungs- und Bildungsziele von 1889 und 2007 im Vergleich

Schule hat schon seit jeher einen Ort des Lehrens und Lernens dargestellt. Sie nimmt in der Gesellschaft eine wichtige Rolle als Bildungsanstalt ein, deren Erziehungsaufträge die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Werten beinhaltet. Jene Aufträge haben sich jedoch im Laufe der Jahrhunderte bezüglich ihres erzieherischen Schwerpunkts gewandelt. Unter Berücksichtigung dessen werden in der folgenden erörternden Ausführung die Bildungsziele der wilhelminischen Zeit (1889) mit der heutigen kontrastierend gegenübergestellt.

In einem Erlass Wilhelms II. fällt zunächst auf, dass hier primär politische Intentionen zum Tragen kommen. Der Kaiser beabsichtigt vor allem die Ausbreitung von sozialistischen und kommunistischen Ideen zu bekämpfen beginnend in der Institution Schule. Zudem sind hier christliche Glaubensgrundsätze und Wertevorstellungen von äußerster Bedeutung, was durch die Betonung der „Gottesfurcht“ (Z. 4) und den „göttlichen Geboten“ (Z. 11) deutlich wird. Ferner liegt eine Betonung von Nationalbewusstein vor, da in der Schule die „Liebe zum Vaterland“ (Z. 4) gefördert werden soll. Darüber hinaus soll von den Schülern erkannt werden, dass die Staatsgewalt, sprich der Monarch, eine vordergründige Rolle in der Freiheits- und Rechtserhaltung einnimmt. Insgesamt sind demnach nicht nur allgemein politische Absichten für den Leser erfassbar, sondern ganz gezielte Maßnahmen zur eigenen kaiserlichen Machterhaltung.

Dem gegenüber stehen Auszüge aus den Bildungszielen der Hamburger Schulbehörde. Jene richten sich nach den grundgesetzlichen Werten wie Toleranz, Solidarität, Gleichberechtigung sowie Gerechtigkeit und ein insgesamt demokratisch und humanistisch geprägtes Handeln. Der Schulunterricht soll eine Förderung des kritischen Urteilsvermögens darstellen, was durch freie Meinungsbildung und Auseinandersetzung mit der eigenen bzw. fremden Kulturen einhergeht. All jenes soll schließlich in einer erfolgreichen Persönlichkeitsentwicklung münden, was die Entstehung einer eigenen Weltanschauung und persönlicher Zukunftsperspektiven beinhaltet.

Im Vergleich dieser beiden Bildungsaufträge fallen vor allem vier Hauptkontrastpunkte auf. Zunächst ist deutlich zu erkennen, dass in dem Auszug von 1889 einer bestimmten politischen Ausrichtung entgegengewirkt werden soll, während heutzutage die Betonung auf der politischen Meinungsfreiheit liegt. Hierbei richtet man sich zwar vordergründig an demokratischen Normen aus, allerdings wird auch ausreichend Raum für das kritische und selbstständige Auseinandersetzen mit verschiedenen politischen Strömungen gelassen ohne die Schüler nur zu einer gezielten politischen Denkweise zu erziehen.

Der zweite erhebliche Unterschied besteht in der Förderung von patriotischem Denken an Schulen. Dies ist im Vergleich zur wilhelminischen Zeit heutzutage so gut wie gar nicht mehr vorzufinden, sondern es findet vielmehr eine Bewusstseinsschärfung für andere Kulturen statt. In unserer heutigen globalen Welt ist es schließlich auch von Nöten ein gewisses Verständnis für andere Kulturkreise zu entwickeln, anstatt sich ausschließlich an den Normen des eigenen Landes auszurichten.

Ein weiterer signifikanter Unterschied besteht in der Stärkung des kritischen Denkens. Während heute viel Wert auf eigenständiges, differenziertes und insbesondere hinterfragendes Denken gelegt wird, scheint Wilhelm II. die Schüler eher in eine vorgegebenen Denkschiene lenken zu wollen, die ihm selbst politisch zugute kommt.

Daran anknüpfend ergibt sich auch der letzte Kontrastpunkt: die Wahrheitserkennung. Im 19. Jahrhundert orientierte sich jene nur am Meinungsbild des Kaisers und dessen hauptsächlich politischen Auffassungen, wohingegen heute der Meinungs- und Gedankenfreiheit mehr Bedeutung zugestanden wird. Dadurch erfolgt auch die Wahrheitserkennung eher individuell sowie frei und nicht vorgeformt.

Insgesamt lässt sich also zusammenfassen, dass die Bildungsziele beider Zeitperioden primär von ihren jeweiligen historischen Kontexten geprägt waren. Hierbei sind jedoch immer die zeitgeschichtlichen Erfahrungen, Hintergründe und Entwicklungen zu berücksichtigen. Allerdings beschränkt Wilhelm II. seine Bildungsziele auf politische Intentionen und sein Machtprofit, während heute eine Vielzahl an Zielen zusammenfließt, um die Schüler auf eine erfolgreiche Teilhabe am kulturellen Leben vorzubereiten.

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