Goethe, Johann Wolfgang von - Wald und Höhle (Faust 1, Szeneninterpretation)

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Johann Wolfgang von Goethe, Szenenanalyse, Inhaltlicher Aufbau, Sprache, Wirkung und Deutung, Referat, Hausaufgabe, Goethe, Johann Wolfgang von - Wald und Höhle (Faust 1, Szeneninterpretation)
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Referat

Szenenanalyse: Wald und Höhle / Faust 1 - Johann Wolfgang von Goethe

Faust äußert dem Erdgeist gegenüber seinen Unmut über Mephistos Erniedrigungen. Mephisto spricht verführerisch von Gretchen, Faust entscheidet sich, zu Gretchen zu gehen, auch wenn sie mit ihm „zugrunde“ (V. 3365) gehe.

  • Scheitelpunkt des Dramas
  • Faust zieht sich in die Natur zurück und reflektiert über das bisher Erlebte (hier ist er Gott näher)
  • Höhle ist symbolischer Raum: er ist frei von Mephistopheles Einfluss
  • Fausts zwei Seelen
    • Faust fühlt, dass er sich nicht vollkommen fühlen kann, da ein Sinnesrausch nur zu neuem Verlangen führt
    • Faust spürt die Begrenztheit seines irdischen Daseins.
    • negative Erinnerungen an Mephisto: Faust ist abhängig geworden
      → stets unbefriedigt
  • Spott von Mephisto
    • Mephisto erscheint
    • Mephisto kann die schöne Bedeutung der Natur nicht erfassen
    • Mephisto erinnert Faust dran, dass es ihm zu genussvollem Leben verholfen hat
    • Mephisto will, dass Faust weiter um Gretchen wirbt → wäre neues triebhaftes Verlangen
  • erneute Verführung durch Mephistopheles
    • Mephisto überredet Faust mit viel rhetorischem Geschick, dass er Gretchen erneute aufsuchen soll (zuerst wehrt sich Faust, später nicht mehr)
    • obwohl Faust weiß, dass die Entscheidung sie nochmal aufzusuchen ihren Untergang bedeutet, verdränt er die Schuld und schiebt es auf das teuflische Machwerk
  • Reflexion
    • er ist wieder zwischen zwei Gefühlen zerrissen (liebe ↔ körperliches Verlangen)
    • Faust weiß, dass er für Gretchens Leiden verantwortlich ist
    • durch Mephistos Verspottung und Überreden, entscheidet sich Faust Gretchen aufzusuchen, obwohl es ihren Untergang bedeutet

I. Fausts Monolog: Spannung zwischen Preislied und Klage (Polarität)

Inhaltlicher Aufbau

  1. Vs. 3217-3234:
    • Naturgefühl Fausts
    • «Wald» und «Höhle» als naturhafte Symbole für Enge und Weite, Geborgenheit und Entgrenzung
    • Preislied auf erhabenen Naturgeist
    • Erkennen der und Eingehen in die Natur, pantheistisches Naturgefühl
  2. Vs. 3235-3239
    • Aufsteigen des Mondes als des Symbols der reinen Natur
    • Einbettung der Geschichte der Menschheit („der Vorwelt silberne Gestalten“) in die Natur
  3. Vs. 3240-3250
    • Klage darüber, dass dem Menschen das Vollkommene letztlich unerreichbar ist
    • Abhängigkeit von Mephisto
    • Taumel zwischen „Begierde“ und „Genuss“

Sprache

  • Pathos und Emphase
  • Hyperbolik
  • Direkte Anrede des „erhabenen Geistes“: Hymnus
  • reimloser Blankvers
  • Große Bewegung durch etliche Enjambements mit starker syntaktischer Spannung
  • Häufung sinnbetonter Wörter in den ersten Silben
  • Pleonasmen
  • Wortwiederholungen
  • Häufige Parallelismen
  • Chiasmus am Ende
  • Wortschatz:
    • Illustrierende Adjektive und Partizipien
    • Substantive aus Sakralbereich
  • Bildhaftigkeit

Wirkung & Deutung

  • Leidenschaftlichkeit der Empfindung, Emotionalität
  • Glücksgefühl der Annäherung an den ersehnten „ewigen Augenblick“
  • Gefühl der Entgrenzung und des Einsseins mit der lebendigen Natur
    ↔ Ambivalenz, Polarität, Spannung
  • Leidenschaftliche Klage wegen des Gefühls der Begrenzung
  • Intuitive Einsicht in die eigene tragische Situation: Ruhelosigkeit und Abhängigkeit vom Mephisto

II. Dialog zwischen Faust und Mephisto:

Mephisto als Stimulus und Störfaktor, der Faust zur Rückkehr zu Gretchen bewegt und damit die tragische Entwicklung einleitet

1. Vs. 3251-3290

  • Inhaltlicher Aufbau
    • Konflikt zwischen Faust und Mephisto, gegenseitige Vorwürfe
    • Warnung Fausts, in Ruhe zu erstarren
    • Verspottung von Fausts Naturbegeisterung
    • Abwertung von Fausts Empfindungen
  • Sprache
    • Madrigalvers Mephistos
    • dominiert im Dialog
    • Mephisto ergänzt die ungereimten Verse Fausts zu Kreuzreime
    • rhetorische Fragen, lächerliche Wortbildungen, Tiervergleiche
    • Ironisierung durch Übertreibung von Fausts Empfinungen, Nachahmung des emphatisch-pathetischen Sprachstils Fausts
  • Wirkung & Deutung
    • Reflektiertes Sprechen,
    • Raffinesse und Strategie
    • Dominanz Mephistos, der Faust in seine Planungen einbindet
    • verletzender Sarkasmus Mephistos

2. Vs. 3292-3344

  • Inhaltlicher Aufbau
    • Ms. ironische Kritik an Verlogenheit und Prüderie
    • Schilderung der Verlassenheit Gretchens
  • Sprache
    • Anspielungen (AT: Hohes Lied)
    • Ironie
    • Faust: gestammelte Einwürfe
    • Ausrufe
  • Wirkung & Deutung
    • Weckung von Mitleid wie sexuellem Verlangen
    • Verunsicherung Fausts
    • vergebliche Abwehr Mephistos

4. Vs. 3345-3373

  • Inhaltlicher Aufbau
    • Entschluss zur Rückkehr trotz Einsicht in die Folgen: Zerstörung der Existenz Gretchens
    • Abwälzung der Verantwortung
    • Selbsterkenntnis: Ruhelosigkeit
    • Skrupellose Selbstverwirklichung
      Fausts: Erfolg Mephistos
  • Sprache
    • Pathos, Emphase
    • übersteigerte Metaphorik
    • Verkleinerungsformen
    • Ausrufe,
    • rhetorische Fragen
    • Ironie
  • Wirkung & Deutung
    • Kontrastierung der Lebensformen
    • Emotionalisierung
    • Vgl. des titanisch-zerstörerischen Wesens Fausts mit destruktiver Naturgewalt
    • Fatalismus Fausts
    • Verächtlicher Triumph Mephistos

Inhalt & Analyse

In diesem Auszug reflektiert Faust sein Verhalten und seine Liebe gegenüber Gretchen sowie seine Abhängigkeit von Mephisto. Er hat sich allein in eine Höhle zurückgezogen und genießt während seines Monologs die Natur.

Faust betritt den Wald allein und spricht mit dem Erdgeist. Anscheinend war dieser erste Besuch nicht umsonst, denn alles, wofür Faust gebetet hatte, ist gewährt worden. Faust lobt die Natur dafür, dass sie ihn lehrt, seine Mitmenschen und sich selbst zu kennen. Obwohl er erkennt, dass der Mensch nie das Vollkommene besitzen kann, spürt er auch, dass er in Gretchen endlich eine Gefährtin fürs Leben gefunden hat, ohne die er nicht leben kann, die ihn zwischen Begehren und Genuss hin und her schwingen lässt. Die Liebe von Faust erneuert ihn geistig und gibt ihm das Gefühl, tief in der Natur zu sein. Er lobt den Erdgeist dafür, vermutlich weil der Erdgeist den Menschen die erotischen Triebe verleiht, die zur Liebe führen. Faust hat jetzt auch einen viel festeren Sinn für seinen Platz im Universum. Er muss das Unvollkommene akzeptieren, was bedeutet, dass er kein Gott sein kann.

Nach diesem Monolog von Faust tritt Mephisto auf, welcher versucht, Fausts Liebe auf die Befriedigung seiner Triebbedürfnisse zu beschränken. Er fordert Faust auf, dieses Leben in wilder Einsamkeit zu genießen, aber sich danach etwas anderes zu suchen. Faust wünscht sich, der Teufel würde ihn in Ruhe lassen. Er sagt, dass Mephisto sich wie ein lästiger Diener verhält, der trotz allem Dankbarkeit will. Der Teufel fragt Faust, warum er seine Zeit allein in der Natur verschwendet. Faust sagt, dass seine Einsamkeit ihm Lebenskraft verleiht. Mephisto antwortet mit einer übertriebenen Geste, dass Faust's Wunsch, mit dem "Alles" zu verschmelzen, nicht gut enden wird. Mephisto scheint zu wissen, dass die menschliche Liebe selten in geistiger Trägheit endet, und Trägheit ist es, was er sich für Faust wünscht. Liebe führt vielmehr zu Zyklen von Sex, Geburt, Arbeit und dergleichen. Der Teufel fordert Faust auf, zu etwas Anderem überzugehen, um seine weitere Entwicklung zu verlangsamen bzw. zu beenden. Möglichst schnell, um ihn zur Verdammnis führen zu können. Mephistos grobe Geste reduziert die Gefühle der Liebe auf bloße Lust und mechanischen Sex.

Mephisto verurteilt Faust als Heuchler, weil er so bescheiden ist. Er fährt fort und sagt Faust, dass Gretchen in der Stadt ist und in der Finsternis ihrer überwältigenden Liebe zu ihm sitzt, und er rät ihm, zu ihr zu gehen und sie für ihre Treue zu belohnen. Faust nennt Mephisto eine Schlange, um das Bild der Liebenswürdigkeit von Gretchens Körper zu erwecken, wenn Faust's Sinn bereits halb verrückt nach Verlangen ist. Der Teufel scheint zu denken, dass es keinen schnelleren Weg gibt, der Liebe ein Ende zu setzen, als durch ihren sexuellen Konsum. Deshalb mischt er in Faust's geistiger Ekstase das Bild von Gretchens physischem Körper - er versucht, Faust zu bewegen, Sex mit seiner Geliebten zu haben und es endlich hinter sich zu bringen.

Mephisto warnt Faust, dass Gretchen denkt, er sei weggelaufen, und fügt hinzu, dass dies im Grunde genommen auch der Fall ist. Faust antwortet, dass er immer bei ihr sein wird. Auch wenn er gerade weit weg sei. Mit ihr zusammen, in ihren Armen, würde er nur unruhig werden. Mephisto feuert Faust an und sagt ihm erneut, er solle zu Gretchen gehen, um angesichts des Selbstkonflikts mutig zu sein. Auf andere Weise, sagt er, dass Faust als Teufel bereits weit fortgeschritten sei. Er sagt jedoch, dass nichts so langweilig sei, wie ein Teufel in Verzweiflung. Faust hat das Gefühl, dass seine Liebe rein spirituell ist und dass die Sexualität sie nur beflecken kann, und so sucht er Einsamkeit in der Natur. Er ist jedoch in Konflikt geraten, weil er die Spiritualität seiner Liebe bewahren will, aber auch Sex mit Gretchen haben will. Dieser Selbstkonflikt führt zu Verzweiflung und Untätigkeit, aus der der Teufel versucht, Faust herauszufordern.

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