Krieg und Frieden - Konzepte

Schlagwörter:
zivilisatorisches Hexagon, Ist ewiger Frieden eine realistische Möglichkeit?, Weltfrieden, Positive anthropologische Prämisse, Negative anthropologische Prämisse, Thomas Hobbes, Immanuel Kant, Frieden als Zivilisierungsprozess, Referat, Hausaufgabe, Krieg und Frieden - Konzepte
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Referat

Krieg und Frieden - Konzepte

Zentrale Frage: Ist ewiger Frieden eine realistische Möglichkeit?

2 mögliche Antworten:

  1. ewiger (Welt-)Frieden ist bloße Utopie
  2. ewiger (Welt-)Frieden ist eine reale Möglichkeit, die an bestimmte Voraussetzungen gebunden ist

Positive anthropologische Prämisse
Geht man davon aus, dass der Mensch grundsätzlich gut ist (positive anthropologische Prämisse), dann ist er selbstorganisiert zur Lösung seiner Konflikte in der Lage, kann sich im konstruktiven Diskurs bewusst weiter entwickeln und ewiger Frieden ist somit möglich. Das ist ein eher linker bzw. links-liberaler Ansatz. Menschen sind demzufolge in der Lage, ihr Zusammenleben durch Recht statt nur durch Gewalt zu regeln.

Negative anthropologische Prämisse
Wählt man eine negative anthropologische Prämisse (Mensch ist schlecht), dann geht man davon aus, dass der Mensch grundsätzlich schlecht, böse und sogar gefährlich ist. Der Mensch ist dann eine Gefahr für andere Menschen; diese gilt es z.B. durch Institutionen und Regeln (Gesetze, Verbote) zu minimieren. Mit einer negativen anthropologischen Prämisse ist es nicht denkbar, dass sich vernunftgeleitete Menschen zu einem Zustand ewigen Friedens hin entwickeln. Dies ist ein eher konservativer Ansatz. Folgt man ihm, ist Frieden nur durch Abschreckung möglich (z.B. übermächtiger Staat, vor dem alle anderen zurückschrecken). Frieden ist dann nur als die Abwesenheit von Krieg zu verstehen, nicht als Ideal, dem alle zustreben. Das positive Menschenbild konstruiert einen positiven Friedensbegriff. Welcher beinhaltet, dass nicht einen, sondern den Krieg schlechthin aus den zwischenstaatlichen Beziehungen zu verbannen (liberaler Ansatz).

Achtung: Bei beiden Ansätzen ist es möglich, dass Frieden herrscht. Der Unterschied ist nur, ob der Frieden herrscht, weil sich der vernunftgeleitete Mensch darum bemüht, Konflikte gewaltfrei zu regeln und ein dabei höheres Ziel anstrebt (positives Friedensideal) oder ob Frieden bloß herrscht, weil die Angst / Abschreckung vor dem Krieg zu hoch ist.

Thomas Hobbes (1588-1679): Negative anthropologische Prämisse / Immanuel Kant (1724-1804): (eher) positive anthropologische Prämisse
Diese gegensätzlichen Positionen lassen sich am englischen Philosophen Thomas Hobbes (Hauptwerk „Leviathan“1651) und dem deutschen Philosophen Immanuel Kant (mit dem Spätwerk „Vom ewigen Frieden“ 1785) verdeutlichen. Sie entwarfen gegensätzliche Grundmodelle zur Lösung des Friedensproblems.

Negative anthropologische Prämisse - Thomas Hobbes (1588-1679)

  • Naturzustand der Zivilisation: Krieg aller gegen alle (bellum omnium contra omnes), in dem der Mensch dem Menschen ein Wolf ist (homo homini lupus).
  • Daraus folgt: Die Menschen geben, um sich voreinander zu schützen, ihr Selbstbestimmungs- und Selbstverteidigungsrecht (ihre Freiheit) durch Vertrag (Gesellschaftsvertrag) an einen absoluten Souverän (Leviathan) ab. [dies gilt sowohl auf nationaler (Menschen untereinander), als auch auf internationaler Ebene (Staaten)]
  • Alle treten also ihre Rechte an den Leviathan ab, der als starker Staat derartig mächtig ist, dass er den gefährlichen Menschen bändigt, indem er ihn vor Verfehlungen abschreckt.
  • Der Theorie Hobbes zur Folge befinden sich alle Staaten im Dauerkrieg untereinander, solange nicht eine Hegemonialmacht (oder ein Machtgleichgewicht „Balance of Power“; vgl.:Europa im 19. Jhd.) alle durch Abschreckung und absolute Gewalt im Zaum hält.
  • Anmerkungen zu Modell von Hobbes:
    • Frieden durch Hegemonie (Vormachtstellung des Leviathans); satt des rechtlosen Naturzustandes liegt alles Recht bei dieser Macht; Frieden = Sicherheit vor Krieg und Gewalt durch Abschreckung (negativer Frieden)
    • Frieden durch Hegemonie: Hier geht es um ein theoretisches Konstrukt, ein solcher Leviathan existiert nicht, auch eine Supermacht (vlt. USA) entspricht diesem nicht.

positive anthropologische Prämisse - Immanuel Kant (1724-1804)

  • Der Mensch ist vernunftgeleitet und zielt auf eine „Annäherung zum höchsten politischen Gut, zum ewigen Frieden“. Ewiger Frieden ist notwendige Vernunftidee, die nur mittels einer Rechtsgemeinschaft (Völkerrecht, Rechtsstaatlichkeit) zu erreichen ist.
  • Kant artikuliert eine doppelte Kritik: 1. An der innerstaatlichen Regierungsform des Absolutismus und 2. am internat. Ordnungsprinzip der konkurrierenden Mächte. „Das Völkerrecht soll auf einen Föderalismus freier Staaten (Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit) gegründet sein.“ Idee: „weltbürgerliche Verfassung“ die auf dem gemeinsamen Besitz der Erde gründet und den Frieden sichert. Wichtig: „der Friedenszustand muss […] gestiftet werden.“ Man muss den Frieden also wollen und sich aktiv für ihn einsetzen.
  • ​Anmerkungen zu dem Modell von Kant:
    • Frieden durch Gemeinschaftsbildung: Rechtsgemeinschaft der Staaten - Weltbürgergemeinschaft der Menschen. Frieden = Herrschaft des Rechtes (positiver Frieden)

Frieden als Zivilisierungsprozess
Hier wird Frieden nicht nur als Zustand, der unter bestimmten Bedingungen eintritt, sondern auch als Prozess begriffen. „Frieden muss begriffen werden als ein gewaltfreier und auf die Verhütung von Gewaltanwendung gerichteter Prozess“ (Dieter Senghaas, 1999)

Ziel des Zivilisierungsprozesses ist das friedliche Zusammenleben von Staaten durch konstruktive (aufbauende) Konfliktbearbeitung. Es herrscht dann Frieden, wenn bestimmte, sich gegenseitig stützenden Bedingungen vorhanden sind. Dauerhafter Frieden hängt mit der Vergemeinschaftung innerhalb von Gesellschaften und zwischen den Staaten zusammen. Insgesamt gibt es nach Senghaas 6 Komponenten aus denen sich der Zivilisierungsprozess „Frieden“ zusammensetzt. Diese Bausteine bilden das „zivilisatorische Hexagon“. Die Elemente des zivilisatorischen Hexagons bedingen sich gegenseitig. Die zivilisierte, nachhaltig gewaltfreie Bearbeitung von unvermeidlichen Konflikten setzt sechs Bedingungen voraus, die im Folgenden dargestellt werden.

Das zivilisatorische Hexagon setzt sich aus diesen 6 Komponenten zusammen:

  1. Gewaltmonopol des Staates: es muss einen stabilen Staat geben, der Sicherheit und Recht gewährt [zentraler Punkt da Grund für Bürgerkriege: Dort wo der Staat keine Stabilität gewährleisten kann, kann keine auf Recht beruhende Ordnung durchgesetzt werden; es herrscht Chaos und Anarchie, so dass Frieden sich nicht etablieren kann]
  2. Rechtsstaatlichkeit: Nur wo es ein verlässliches, für alle geltendes Recht gibt, kann Machtmissbrauch verhindert werden und Konflikte gewaltfrei gelöst werden.
  3. Demokratische Prinzipien: Menschen müssen wert auf zivile Austragung von Konflikten mittels Dialog und Interessenausgleich legen
  4. Konfliktkultur: Toleranz, Dialogfähigkeit, Interessenausgleich, alle müssen selbstbeherrscht und kompromissfähig zusammenwirken
  5. Soziale Gerechtigkeit: Tragfähigkeitsproblematiken (siehe islamische Länder: zu viele Menschen, zu wenig Arbeit, keine Perspektive, kein Lebenssinn à Terrorismus als Sinnstifter des Lebens à Krieg) schaffen soziale Unruhe diese kann Staaten destabilisieren und zu Krieg führen
  6. Interdependenz: Verflechtungen, Berechenbarkeit, Affektkontrolle: Staaten, die miteinander in Kontakt stehen und einander bedürfen (z.B. Freihandel, Handelsbeziehungen) führen selten Krieg gegeneinander

Die Reihenfolge dieser Punkte spielt keine Rolle, alle 6 Komponenten wirken zusammen (siehe Hexagon)

Definitionsversuch Zivilisation:

  • Zivilisation: auf Dialog, Verständigung und Übereinkunft gegründete Form der Beziehungen in einer Gesellschaft (entnommen aus Schülerduden Politik)

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