Gospelmusik - Kirchenmusik afroamerikanischer Gemeinden

Schlagwörter:
Gospel, Christentum, Geschichte der Gospelmusik, Stilmerkmale des Gospels, Oh Happy Day, Edwin Hawkins Singers, Referat, Hausaufgabe, Gospelmusik - Kirchenmusik afroamerikanischer Gemeinden
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Referat

Gospel (oder Gospelmusik) - christliche afro-amerikanische Musik

Gospel heißt aus dem Englischen übersetzt Evangelium. Weshalb die Gospelmusik so heißt, hängt mit ihrer Geschichte und Entstehung zusammen. Mit dieser werden wir jetzt beginnen.


Geschichte
Seit Anfang des 17. Jahrhunderts wurden mehrere Millionen Männer, Frauen und Kinder aus verschiedenen Gegenden aus Westafrika nach Amerika gebracht, besonders in den SO der heutigen USA. Hier sollten sie als Sklaven auf zum Beispiel Bauwoll- und Zuckerrohplantagen arbeiten oder auch im Haushalt der Farm helfen. Sie hatten erstens keine Zeit, ihre Traditionen und Religion beizubehalten und zweitens wurde es ihnen von den Weißen verboten, so durften sie z.B. kein Musikinstrument besitzen und schon gar nicht spielen.

Vorläufer des Gospels waren die Spirituals. Diese entstanden, als die schwarzen Sklaven von ihren weißen Unterdrückern zum christlichen Glauben bekehrt werden sollten. Diese Missionierung schloss auch das Singen von Kirchenliedern mit ein. Und da nur wenig der alten Tradition der Schwarzen an die nächsten Generationen weitergegeben werden konnte, fanden sie ironischerweise ausgerechnet in der Religion der Weißen Halt und Hoffnung.

Der Glaube an Gott bildete damals und bildet immer noch dabei die Basis der Musik. Beispiel: traditionelle afrikanische (Zulu-) Kirchenmusik: Das Lied heißt „Enqabeni“, auf deutsch übersetzt heißt das soviel wie „In der Macht“. Die Sänger drücken mit dem Lied ihre Liebe zu Gott aus, dass sie ihn loben und für ihn arbeiten werden. Außerdem, dass Freude und Liebe in seiner Macht ist. Die Gottesdienste der Schwarzen fanden weit entfernt von den Sklavenhaltern statt, meist an geheimen Plätzen auf Waldlichtungen oder an Flüssen. Diese Treffen wurden Camp Meetings genannt. Man konnte allerdings nur leise predigen, beten und singen und daher wurden diese Plätze auch Hush Habors, also Stille Häfen, genannt. In einigen Spirituals vermutet man auch codierte Nachrichten zur Fluchthilfe. Es gab ein System von Geheimpfaden und sowohl schwarze als auch weiße Menschen halfen immer wieder Sklaven aus der Gefangenschaft im Süden in die Freiheit in den Norden. Dieses System wurde die „Underground Railroad“ (Untergrund Eisenbahn) genannt.

Aber vor allem Begebenheiten aus dem Alten Testament dienten als Grundlage für sehr viele Spirituals, von denen man heute noch mehrere hundert kennt. Besonders das Schicksal des Volkes Israel in der Sklaverei in Ägypten hatte viele Gemeinsamkeiten mit der Situation der Sklaven in Amerika, sodass dieses Thema in vielen Spirituals vorkommt.

Beispiel “Wade in the Water” von den Harlem Gospel Singers. Das Lied handelt davon, dass sie wie Moses durch das Wasser, das Gott geteilt hat, waten sollen und dass auf der anderen Seite das Gelobte Land, also die Freiheit wartet. Der Wunsch nach Freiheit und die Kritik an der Sklaverei wurden meist nur versteckt zwischen den Zeilen geäußert.

Um 1870 endete der Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten der Vereinigten Staaten. Der Süden mit seiner von der Sklaverei abhängigen Landwirtschaft verlor gegen den industriell weiterentwickelten Norden, in dem die Sklaverei abgeschafft war. Etwa 4 Mio. Sklaven wurden offiziell freigelassen und waren nun voller neuer Hoffnung. Aber es änderte sich nicht viel für sie. Abgesehen davon, dass sie vor dem Gesetz „frei“ waren, blieben die ärmlichen Lebensbedingungen die gleichen. Die Mehrheit der Schwarzen blieb im Süden, wo sie nun für wenig Geld auf den gleichen Plantagen wie schon zuvor arbeiteten. Die Vorurteile gegen die Schwarzen blieben noch lange bestehen. Ein großer Teil der ehemaligen Sklaven begann in den Norden auszuwandern und in den großen Fabriken in den Städten zu arbeiten. Dort herrschte aber eine große Konkurrenz zu Weißen, die ebenfalls Arbeit suchten, sodass die Situation zwischen den beiden Gruppen sehr gespannt war. In dieser Zeit und unter diesen Bedingungen kamen die ersten Gospelsongs auf.

Die Spirituals wurden meist a capella gesungen.

Die Gospelsongs dagegen werden meist mit Instrumenten unterstützt:

  • anfangs Klavier + Tambourin
  • in den 50er Jahren: Hammond-Orgeln, E-Gitarren, Schlagzeug
    heute: aufwendig produziert, z.B. mit ganzen Orchestern + Computern

Beispiel für ein Lied, in dem von Freiheit gesungen wird, ist „Free“ von den Harlem Gospel Singers. In dem Lied wird die Freiheit mit Flüssen, die durch die Unendlichkeit fließen, oder mit fallenden Regentropfen verglichen.
Instrumente sind: Gitarre, Bouzouki (ein Zupfinstrument), Keyboard und Schlagzeug.


Stilmerkmale des Gospels sind:

  • häufige Wiederholungen
  • Call and Response
    • Das heißt, der Vorsänger ruft und der Chor antwortet. Auf die früher abgehaltenen Gottesdienste lässt sich dies insofern übertragen, als dass der Prediger ruft und die Gemeinde antwortet.
  • Lining-out
    • ähnlich wie Call and Response. Eine Zeile wird (langsam) vorgesungen und dann von der Gemeinde nachgesungen. Dies war deshalb nötig, weil bei den Camp Meetings, von denen wir vorhin erzählt haben, auch viele Analphabeten dabei waren.
  • Offbeat
    • Außerdem singen die meisten Schwarzen in der Tradition ihrer afrikanischen Kultur im Offbeat, also weg vom Beat. Dadurch wird der Rhythmus des Gesangs schwieriger, als er sich anhört.
  • Improvisation
    • Ein weiteres Merkmal ist die Improvisation, d.h. dass das Lied frei gestaltet wird. Oft werden dabei der Text und die Melodie der Lieder so stark verändert, dass völlig neue Songs entstanden. Dass Strophen hinzukamen und andere wiederum weggelassen wurden liegt außerdem daran, dass die Lieder früher von Mund zu Mund weitergegeben wurden.

Diese Merkmale wurden zu den wesentlichen Eigenschaften des Jazz, Blues und auch der Rockmusik. Viele Stars des R&B, des schwarzen Rock ’n Roll und später des Soul kamen aus der Gospelmusik, zum Beispiel R. Kelly. Sängerinnen wie Whitney Houston oder Mariah Carey veröffentlichen regelmäßig Gospelalben.

Für die Entstehung eines Gospels gibt es drei Möglichkeiten:

  1. durch Improvisation und Variation über einen schon existierenden Song,
  2. durch Kombinieren von Material aus verschiedenen alten Songs zu einem neuen Song
  3. Komposition eines komplett neuen Liedes.

1969 schaffte es das erste Gospellied in die Charts. Und zwar „Oh Happy Day“ von den Edwin Hawkins Singers“, dies ist ein Chor, der aus 46 Sängern besteht. Die Single wurde in den ersten zwei Monaten über zwei Millionen Mal verkauft und Edwin Hawkins, der auch „Godfather of Gospel“ genannt wird, erhielt einen Grammy. Bis heute wurde es über sieben Millionen Mal verkauft. Durch den Erfolg dieses Liedes, wurden die Plattenfirmen aufmerksam auf das Geschäft, das mit Gospelmusik zu machen war, und verhalfen dieser durch ihre Werbung zu noch mehr Bekanntheit und Erfolg. Auch Filme wie „Sister Act“ mit Whoopi Goldberg tragen dazu bei, dass Gospels beliebter werden. In den USA ist Gospel so beliebt, dass es dort zum Beispiel eigene Gospel-Charts und eine ganze CD-Industrie gibt, die nur von Gospels lebt. Hier in Deutschland wächst die Beliebtheit auch immer weiter. Inzwischen gibt es über 200 Gospelchöre.

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