Eichendorff, Joseph von - Sehnsucht (Gedichtinterpretation)
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Referat
Joseph von Eichendorff „Sehnsucht“
Gedichtinterpretation von Paula Bender
Das Gedicht „Sehnsucht“ wurde 1834 von Joseph von Eichendorff verfasst. In dem Gedicht geht es um die Sehnsucht und das Fernweh des lyrischen Ichs. An hand vieler Merkmale lässt sich das Gedicht in die Zeit der Hochromantik (1805-1834) einordnen.
Ich dem Gedicht geht es um ein lyrisches Ich das an einem Fenster steht und in die weite Landschaft blickt. So kommt es dazu dass es das Posthorn rufen hört und zwei Gesellen singend vorbei wandern sieht. Dadurch wird das Fernweh des lyrischen Ichs ausgelöst und es fühlt sich einsam und gefangen in seinem Zimmer. Das Motiv der wandernden Gesellen und des Reisens ist sehr typisch für die Zeit der Romantik da sie eine Zeit des Aufbruchs war.
Das Gedicht hat drei Strophen à acht Versen und ist im Kreuzreim (abab cdcd) verfasst worden. Es gibt kein einheitliches Metrum, denn das Metrum wechselt von einem Jambus zu einem Anapäst mit aber je drei Hebungen, was dem Gedicht Bewegung verleiht, genau so wie der sich abwechselnde Versmaß bestehend aus sich abwechselnden weibliche und männliche Kadenzen. Außerdem ist das ganze Gedicht in der Vergangenheit geschrieben.
Die erste Strophe beschreibt das lyrische Ich das an einem Fenster steht und hinaus schaut, als es ein Posthorn hört. Durch den Ruf des Horns wird in ihm eine große Sehnsucht nach der Ferne ausgelöst, die durch die Exklammation „Ach“ (Z. 7) noch verstärkt wird. Durch die Inversion in Zeile zwei („Am Fenster ich einsam stand“) wird die Situation eindringlicher und auch spannender, genau so wie durch die Metapher „Das Herz mir im Leibe entbrennte“ (Z. 5) was das Leiden des lyrischen Ichs verdeutlicht. Durch die vorhandenen Enjambements in Zeile drei und vier und Zeile sieben und acht wird die Situation anschaulicher, ebenso wie durch die Tautologie in Zeile 6 („heimlich gedacht“). Das „heimliche denken“ ist aber auch ein Symbol für das in sich gekehrte, in sich Ruhende lyrische Ich, das scheinbar gefangen am Fenster die Ferne in sich aufnimmt. Das Symbol des Fensters ist Beispielhaft für die Romantik und steht für eine schwellen Situation zwischen dem frei sein und gefangen sein. In der ganzen Strophe sind sehr viele typisch Romantische Symbole zu finden wie zum Beispiel, das Fenster was als romantische Grundsituation gesehen wird, das Posthorn was zum Reisen aufruft, die angesprochene Einsamkeit (vgl. Z. 2), das stille Land (vgl. Z. 4) und die Sommernacht (vgl. Z. 8).
Die zweite Strophe beginnt damit, dass zwei Gesellen von ihren Abenteuern singend an dem Fenster des lyrischen Ichs vorbei gingen. Das lyrische ich beobachtet und belauscht die Gesellen und beginnt von dem Lied zu erzählen (ab Z. 13 vgl.). In der ganzen Strophe sind viele Naturbilder zu finden die, die Abenteuerlust des lyrischen Ichs widerspiegeln. Außerdem ist mit der in Zeile zwölf genannten „stillen Gegend“ eine Wiederholung zu dem „stillen Land“ aus der ersten Strophe (Z. 4) gemacht. Durch die Beschreibung der vorübergehenden Gesellen und die Beschreibung des Liedes der Gesellen ist ein Bruch in der Strophe entstanden. Im ersten Teil (bis Z. 12) ist das Bild des Berghangs vorherrschend, was alles wenig beweglich macht. Ab Zeile 13 bis 16 gibt es durch die Personifizierten Felsenschlüften (Z. 13 „schwindelnden Felsenschlüften), Wälder (Z. 14 „die Wälder rauschen“) und Quellen (Z. 15f „von Quellen... Sich stürzen“) viel mehr Bewegung. In diese Strophe sind die Romantischen Merkmale vor allem die vielen Personifizierten Naturbilder und der damit entstehende Pantheismus (das Göttliche in allen Dingen). Die Enjambements (Z. 9f und 11f und 15f) geben allem einen Zusammenhang- und halt. Durch das erneute Bild der Nacht (vgl. Z. 16) ist ein weiteres typisch Merkmale der Romantik gemacht worden. Das Bild der Nacht in der Romantik ist typisch weil die Nacht etwas abschließt und dann Platz macht für etwas Neues.
Im Gegensatz zu der zweiten Strophe geht es in der dritten nicht mehr um die „natürliche“ Natur, sondern um die von Menschen veränderte Natur. Das Lied der Gesellen, das auch hier noch weiter geht, handelt von Marmorbildern (vgl. Z. 17), Gärten die mit „dämmernden Lauben verwildern" (Z .19) und von „Palästen im Mondenschein“ (Z. 20). Das Marmorbild kann in diesem Zusammenhang als Kritik an der Klassik verstanden werden, da es als Antikes Bild häufig in der Klassik verwendet wurde und sich die Romantik von den alten Bildern der Klassik trennen wollte. Die verwilderten Gärten sind Symbolisch für das Alte und vergangene der Klassik, wobei man die Paläste im Mondenschein als das Zeitlose der Klassik sehen kann. Durch das Enjambement von Zeile 18 zu 19 werden die Bilder verstärkt. Ab der Zeile 21 ist ein schnitt in der Strophe, ähnlich wie schon in der zweiten. Ab hier ist die Rede von „Mädchen die am Fenster lauschen“ (Z. 21), wodurch ein Zusammenhang zur ersten Strophe und dem lyrischen Ich das allein am Fenster steht und in die Ferne Hört (vgl. Z. 2f) deutlich. Diese Ähnlichkeit wird noch durch den klang der Lauten (vgl. Z. 22) und durch die gleiche verträumte Stimmung (Z. 23: „die Brunnen verschlafen rauschen“ und Z. 1: „schienen so golden die Sterne“). Durch diese Ähnlichkeiten der Strophen, wie auch durch das Enjambement (Z. 22f) wird dem Gedicht ein Rahmen geschaffen der das Gedicht abschließt. Dieser Rahmen wird auch durch das immer wieder am Strophen ende auftauchende „-nacht“ unterstützt. Durch die Wiederholung des Motivs am Fenster wird aber auch die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der Liebe des Mädchens und der Liebe im Allgemeinen deutlich.
Man kann dieses Gedicht durch viele Merkmale in die Zeit der Romantik einordnen. Unter anderem durch die typischen Bilder der Sehnsucht, der vertrauten Natur, des Marmors und der Nacht. Diese Bilder sind so typisch für die Romantik, weil sie für den inneren und geheimnisvollen Weg des sich selbst suchenden lyrischen Ichs stehen.
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