Riebeck, Carl Adolph - Vom Bergjungen zum Großindustriellen

Schlagwörter:
Carl Adolph Riebeck, Referat, Hausaufgabe, Riebeck, Carl Adolph - Vom Bergjungen zum Großindustriellen
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Carl Adolph Riebeck – Vom Bergjungen zum Großindustriellen


Harzer Wurzeln

  • geboren am 27.09.1821 in Clausthal im Harz [Clausthal Bergwerksort; Vorfahren R. seit 1619 ansässig u. ausnahmslos Bergleute]
  • 1831: wahrscheinlich wegen besseren sozialen Bed. geht der Vater mit der Familie nach Harzgerode
  • 10-jähriger Carl geht nach der Volksschule auf die Halde Erzausschlagen mit einem Tageslohn von 25 Pfennigen
  • in Carls Jungendzeit gibt es eine einschränkte Knappschaftsordnung für die Bergleute (S. 15 Zitat)
  • handschriftliches Reglement der herzoglichen Anhaltischen Bergwerkskommission vom 19.04.1848
  • um zu sehen, wie Carl gearbeitet hat, einige Auszüge daraus: Arbeitszeit untertage 8, mit Ausnahme auch mal 12; Handwerksarbeiten 15 Std.; 4stündige Nebenschicht für einen halben Schichtlohn; Urlaubsgesuche werden nach „Grundsätzen der Billigkeit“ gewährt (S. 16/17)
  • einige Inhalte eines Strafreglements in 09/1848: Ungebührlichkeiten gg. Vorgesetzte werden mit 12-24Std. Arrest geahndet; Rauchen beim Ein- und Ausfahren (der Bergmann fährt auch, wenn er geht) werden mit halbem Schichtlohn bestraft; Zuspätkommen oder Zufrühgehen, Zwiegespräch mit anderen werden mit ¼ bis ½ Lohnabzug bestraft
  • nach seiner Konfirmation endet die Schulbildung Carls und er wird Bergjunge, später Lehrhäuer auf der Harzgeröder Grube Albertine 
  • die „Riebeck-Bibel“ (Riebecksche Montanwerke) vermerkt an dieser Stelle: „Die schlechten Lohnverhältnisse veranlassten Riebeck, die Arbeit in der Heimat einzustellen und sein Glück anderweitig zu versuchen. Als Achtjähriger zog er mit 5 Talern Ersparnis hinaus in die Fremde.“
  • später spendete er regelmäßig an seine Heimatstadt Harzgerode  man ernannte ihn deshalb zum Ehrenbürger
  • Familie Riebeck hat laut Heinz Mente, Leiter des Harzgeröder Heimatvereins, außerhalb de Stadtmauer, in der Bergstadt gewohnt (Harzgerode), weil Riebeck kein Bürgerrecht hatte
  • aufgrund ungenügender Schulbildung bekommt Riebeck keine leitende Stelle in der Sächsisch-Thüringischen Aktiengesellschaft (vgl. soziale Frage/Feudalgesellschaft)


Arrest und Anfang

  • Carl geht als Achtzehnjähriger „in die Fremde, um sein Heil zu suchen“
  • 1839: Carl verlässt Harzgerode und arbeitet in dem „Gebiet des im Beginn seines Aufschwungs stehenden mitteldeutschen Braunkohlebergwerks“  macht Bekanntschaft mit der bis dahin als minderwertig geltenden „Erdkohle“
  • unklar blieb, ob er in Harzgerode seine Lehre im Bergwerk beendet hat, da sie zu seiner Zeit noch 7 Jahre andauerte
  • in Mitteldeutschland arbeitete er sich durch Geschicklichkeit und Fleiß zum Steiger und Bohrmeister hoch
  • mit 25 Jahren wird ihm die Leitung des Alaunwerks in der kleinen Stadt Schermeisel im Bezirk Frankfurt an der Oder angeboten [aus Alaunerde wird Aluminium gewonnen]
  • lernt Marie Renke kennen, die Tochter eines Berliners Wagenmeisters, die er 1847 heiratet
  • danach arbeitet er wieder als Steiger in Schulzendorf bei Wriezen
  • 1848 bis 1851 verbüßt Carl eine einjährige Haftstrafe in der Strafanstalt Sonneburg
  • in der Saalezeitung vom 4.02.1883 liest man, er habe als Steuerverweigerer eingesessen
  • Paul Franke ist, als er die Riebeck-Bibel schreibt, Vorstandsmitglied der A. Riebeckschen Montanwerke
  • in Riebecks Haftzeit erfährt er wahrscheinlich eine Wandlung: er will nicht mehr im herzoglichen Dienst stehen wie sein Vater und er will nicht, dass seine Kinder mit zehn Jahren zum Lebensunterhalt der Familie beitragen müssen, er will sein eigener Herr sein; es sieht die Braunkohle als Zukunft
  • nach der Haftentlassung erwirbt Erkenntnisse zu Fundstätten und Beschaffung der Kohle
  • 1855: wird Obersteiger und Berginspektor der Sächsisch-Thüringischen Aktiengesellschaft 
  • während seiner dortigen Arbeit entnimmt er Grube Proben wg. Gehalt der Kohle
  • 1857 und 1858: R. ist im Zechenbruch der Grube „Theodor“ in Ammendorf verzeichnet
  • in dieser Zeit findet Riebeck es gerechtfertigt, eine leitende Stellung im Betrieb einzugehen; die Gesellschaft ist jedoch der Meinung, es fehlt ihm an nötiger Bildung, somit bekommt er die Stelle nicht und macht sich daraufhin selbständig [Vorteile: Kenntnisse als Berginspektors der Sächsisch-Thür. AG, Kenntnisse der Gegend und des Werkes der Schwelkohle
  • 10.10.1858: pachtet in Großerau eine Kohlegrube nebst Ziegelei
  • wichtige Voraussetzung für Riebeck: in den 1850er – 60er Jahren Änderung Bergwerksgesetz, welches das selbständige Wirtschaften der Gruben erleichterte: „Weder in Fragen der Abbaustrategie, der Preisgestaltung und Rabattgewährung für die Produkte noch der Festsetzung der Arbeitslöhne war es fortan notwendig, sich der staatl. Reglementierung zu unterwerfen“, so Hans Otto Gericke in „Braunkohle – einstiger Reichtum Sachsen-Anhalts“
  • ca. 1859: Mitbegründer der S-Thür. AG und Bankier Ludwig Lehmann gibt Kredit (20 000 Taler; Bank kriegt 1/5 des Erlöses) für weitere Expansion
  • kauft weitere Kohlefelder in Webau, Rößuln, Aupitz, baut Fabriken
  • innerhalb von drei Jahren sind die Riebeckschen Werke die wichtigsten der Region
  • R. hat auch einen Sinn für techn. Neuerungen (Merkmal Industrialisierung: Weiterentwicklung)
  • R. überwacht alle Prod.prozesse selbst und arbeitet an deren ständiger Verbesserung/führt techn. Neuerungen ein, z.B. Rolle-Ofen
  • da Verkehrswege nicht ausgebaut waren (Eisenbahnanschluss bekam Webau erst Ende der 1860er Jahre), unterhielt R. Fuhrpark
  • 1865: erste Dampfmaschine in Reußen aufgestellt
  • 1866: Wohn- und Geschäftssitz in Halle
  • 1870: Kauf der Grube Delbrück
  • im Oberröblinger Revier: Kauf von Gruben Ottilie und Vereinigter Kupferhammer  Zusammenlegung der beiden führt zum größten und gewinnträchtigen Unternehmen Riebecks u. Mitteldeutschlands


Der Großkapitalist

  • hatte viele Beinamen: Braunkohlebaron, der Millionär von Halle, der Krösus von Halle
  • besitzt viele Gruben, Fabriken, eine Brauerei in Leipzig, Anteile an andren Gruben und Fabriken und an einem Schiff „Maria Riebeck“
  • besitzt sieben Rittergüter im Weißenfelser Raum (Güter liegen in der Nähe seiner Gruben, das ist kein Zufall,da Kohle den Grundbesitzern)
  • Autor Oskar Stillich untersucht 1908 in seiner Schrift „Die Gründe eines Riesenvermögens“ die Gründe für Riebecks Reichtum
  • er sieht sie zum einen in der Persönlichkeit Riebecks als umsichtigen Praktiker, der vorausschauend, schnell, auch risikobereit Entscheidungen trifft
  • er sieht sie im Zusammentreffen von Talent und Kapital, der stillen Teilhaberschaft des Bankhauses Lehmann durch einen Kredit und darin, dass Riebeck die gesamte Produktionsstrecke von der Kohle bis zur Kerze in einem Betrieb vereinigt
  • 1868-1881: Stadtverordneter in Halle und Mitglied der IHK
  • 1868: Beschwerde Riebecks beim halleschen Magistrat, weil er seinen Namen nicht in der Liste sämtlicher Gewerbetreibender gefunden hat, die zur Wahl der Handelskammer zugelassen sind und das, obwohl die ihm auferlegte Gewerbesteuer ihn dazu berechtigte [nicht in Gewerbesteuerrolle der Stadt eingetragen]
  • 1872-78: Mitglied der Kammer
  • 1873: trägt den Titel Königlicher Kommerzienrat und wird in den Vorsitz der Kommission für Mineralöl und Paraffinfabrikation und auch in der Kommission für Montanindustrie gewählt
  • wo aber Reichtum ist, regt sich auch die Verpflichtung zur Wohltätigkeit
  • spendet für Harzgerode und Weißenfels, wo er seinen selbständigen Anfang genommen hatte; spendet auch für Denkmal der gefallenen Hallenser im Deutsch-Franz. Krieg 1870/71
  • für diese „Opferbereitschaft“ verleiht man ihm Titel Königlicher Kommerzienrat
  • überlässt Wohltätigkeit, wie damals üblich, der Frau und kümmert sich um die soz. Verantwortung gegenüber seiner Arbeiter


R. und seine Arbeiter (vgl. soziale Frage/Industrialisierung; wichtig für Schlussfolgerungen auf Persönlichkeit

  • niedrige Arbeitslöhne u. –bedingungen, Fehlen von Absprachen (außerhalb Knappschaften) führt zu einem enormen Selbstbewusstsein der Arbeiter
  • in 1860er Jahre bilden sich Arbeiterbildungsvereine
  • 19.04.1868: Gründung einer Ortsgruppe des Allgemeinen dt. Arbeitervereins
  • Unruhen (Arbeiterklasse fordert kürzere Arbeitszeiten, mehr Lohn), woraufhin die [IHK] Kammer aufgefordert wird, das Aufbegehren zu bekämpfen: Riebecks Einsatz
  • gründet Kranken- und Pensionskasse in Fabrik Webau; fördert den Bau von Arbeitersiedlungen, 1 ½ Jahre später setzt sich Carl persönlich für die Gründung einer Genossenschaft ein, deren Vorstand er bis zur Liquidierung 1879 vorsitzt
  • 1873-74: Fertigstellung von 43 Wohnhäusern (in Vereinsstraßen -> Verweis auf Verstädterung)
  • um weiteren Unruhen vorzubeugen, arbeitet er nach dem Prinzip „bessere Arbeit, besserer Lohn“
  • R. ist der Meinung, Sozialgesetzgebung nicht nötig: „Der Fabrikherr hat die Pflicht, für Arbeiter und deren Familie zu sorgen, wenn Krankheiten und Unglücksfälle eintreten…“ UND der Fabrikherr „soll sich nicht zu hoch über seine Leute stellen [Ideal], soll vielmehr der erste Arbeiter selbst sein, und in Nothständen seine Arbeiter nicht verlassen“ [hat er selbst erlebt und daraus gelernt, sich weiterentwickelt; war evtl. Vorreiter in der Frage des sozialen Engagements]


Riebeck privat

  • Arbeit stand an vorderster Stelle, danach Familie
  • 1. Heirat 1847 mit Marie Renke; der Ehe entstammen etwa 17 Kinder (nur knapp die Hälfte überlebt das Kindesalter)
  • Marie Riebeck hat den Werdegang ihres Mannes ein Vierteljahrhundert begleitet
  • 4 Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet 1877 Carl Emilie Balthasar, die Tochter des Kreisgerichtsrates in Weißenfels; sie bekommt 2 Kinder, die an Diphtherie sterben; Emilie wird 92
  • Oskar Stillich, Dozent an der Humboldt-Akademie Berlin, formuliert in „Die Entstehung eines Riesenvermögens“: „Sei äußerlich so reich gesegnetes Leben blieb doch innerlich arm und klang am Ende ohne Befriedigung aus.“ Stillich sieht als Ursache Mangel an „Idealen, die über den nackten Gelderwerb hinausgingen“
  • Hermann Krey, langjähriger Leiter der chem. Betriebe der R. Montanwerke, lernte Carl aus nächster Nähe kennen und schreibt in den [„Mitteldeutschen Lebensbildern“]: die „Forderung des Tages sah er ausschließlich in seiner geschäftlichen Tätigkeit“
  • in seinen Lebensgewohnheiten sei er einfach und anspruchslos, im Umgang oft ungestüm und stürmisch in Neigung und Abneigung, oft rücksichtslos und unberechenbar in seinen Entschlüssen
  • trägt seine Abneigung gg. Gebildete zur Schau; häufige Wendungen waren: „Um so dumm zu sein, muss man studiert haben“ oder „es ist etwas so dumm, als ob es studiert wäre
  • 1883, mit 61 Jahren, verstirbt er / beerdigt auf Halles Stadtgottesacker 
    Als Riebeck starb, gehörten ihm 15 Kohlebergwerke, 3 Mineralölfabriken, 31 Schwelereien, 27 Brikettpressen und 13 Ziegeleien sowie eine Brauerei und eine Hand voll Rittergüter.


Riebecks Rolle im Industrialisierungsprozess und Bedeutung für Halle (Saale):

  • Sinn für technische Neuerungen (Weiterentwicklungen)
  • Durch Selbständigkeit in der Braunkohleindustrie und Schaffung von Arbeitsplätzen, Errichten von Wohnungssiedlungen tritt Verstädterung ein
  • Einer der ersten, der Kranken- und Invalidenkasse einführte, sich um die sozialen Grundbedingungen seiner Arbeiter sorgte und sich dafür engagierte
  • Zunehmende territoriale Konzentration (Revier Weißenfels-Halle-Zeitz)
  • Zunehmende Bedeutung des Transportwesens
  • Carl Riebecks Aufstieg und sein Denken würde ich vergleichen mit Adam Smiths Schrift „Über den Wohlstand der Nationen“, in der Smith die Thesen aufstellt, dass der Mensch stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und danach handelt und dabei über kurz oder lang dem Gesamtwohl dient (vgl. R. arbeitet sich hoch, macht sich selbständig, schafft somit Arbeitsplätze und dient so quasi dem Gesamtwohl)


Erbe

  • seine Erben wandeln einen Teil des Vermögens in eine AG um -> zu dieser Zeit in Vorstand der AG: Emil 30 Jahre + Paul 24 Jahre
  • Söhne bekamen gute Schulbildung
  • Emil besucht das Polytechnikum Karlsruhe; studiert in Leipzig und Freiburg Naturwissenschaften, wird auf dem Gebiet der Chemie promoviert
  • scheint sich zwar für Braunkohle, aber nicht für dessen Verwertung zu interessieren  sein Interesse gehört der Geografie und der Ethnologie
  • Forschungsreise führt ihn 1880 nach Asien und Afrika, wo er ethnographische und kunsthandwerkliche Gegenstände sammelt, der er dem Kunstgewerbemuseum schenkt
  • stirbt 1885 mit 32 Jahren
  • Paul studiert vier Semester in Bonn; lebte in Halle ab 1881 als Rittergutsbesitzer
  • mit dem Geschäft des Vaters hatte er nicht viel im Sinn
  • ein Jahr vor seinem Tod gibt er die Aktien an die Börse, stirbt mit 30 Jahren in Yokohama auf einer Weltreise; RA riet ihm, im Testament einen Teil des Geldes Halle zu spenden mit der Bedingung, dass Stift gebaut wird: „Dieselbe ist verpflichtet, aus dem, was sie von meinem Nachlasse erhält, eine Anstalt für Sieche (Alte), oder für Kranke und Irre, oder für alte, arbeitsunfähige Leute zu begründen“. Damit war der Grundstein für die Paul-Riebeck-Stiftung gelegt.
  • Geschichte der Paul-Riebeck-Stiftung. 1888 wurde die Paul-Stiftung gemäß des Testaments des Stifters als gemeinnützige Anstaltsstiftung gegründet, um „… in einem aus Stiftungsmittel zu erbauenden Pfründerhaus alten unbescholtenen und unbemittelten Leuten Wohnung und Unterhalt zu gewähren“. Das Stammhaus der Stiftung wurde von 1894 bis 1896 nach Plänen der Architekten Alfred Grenander und Otto Wilhelm Spelding gebaut. Das großzügig angelegte und heute imposant restaurierte Gebäude ist im Volksmund auch als „Schloss von Halle“ bekannt. Am 7.12.1896 wurde das Gebäude des Stifts festlich eingeweiht und zur Nutzung als städtische Altersversorgungsanstalt für 80 Personen übergeben.
  • obwohl die Brüder kein Interesse am Unternehmen haben, entwickelt sich das Werk Ende des 19. Jh. Zum stärksten Unternehmen der Region

 

Folgende Referate könnten Dich ebenfalls interessieren:

Die nachfolgenden Dokumente passen thematisch zu dem von Dir aufgerufenen Referat:

Zurück