Konsumgesellschaft der 50er Jahre

Schlagwörter:
Währungsreform, Fresswelle, Motorisierung, westdeutsche Konsumgesellschaft in den 50er Jahren, Referat, Hausaufgabe, Konsumgesellschaft der 50er Jahre
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Referat

Die westdeutsche Konsumgesellschaft in den 50er Jahren


Als am 19.Juni 1948 die Währungsreform in Kraft trat, war dies ein wesentlicher Antrieb für die deutsche Wirtschaft. Mit der D-Mark als neues Zahlungsmittel stieg die deutsche Wirtschaftskraft und der Lebensstandard der Deutschen. Der große Abstand zu den anderen westlichen Industrieländern verringert sich merklich. Fast zeitgleich mit der Währungsreform wurde die Soziale Marktwirtschaft, im Wesentlichen durch das Engagement Ludwig Erhards (damaliger Direktor des
Bizonen Wirtschaftsrates) eingeführt. Er war es auch, der mit dem „Gesetz über die Leitsätze für die Bewirtschaftungs- und Preispolitik nach der Geldreform“ viele der bis dahin existierenden Bewirtschaftungs- und Preiskontrollen aufhob. 1949 beruft Konrad Adenauer in seiner Funktion als Bundeskanzler Ludwig Erhard, der als Wirtschaftsfachmann bekannt ist, zum Wirtschaftsminister. Relativ schnell zeigen sich erste Erfolge in der deutschen Wirtschaft, welche durch Erhards „Konzept der sozialen Marktwirtschaft“ verursacht worden waren.

Die enormen Veränderungen, die in den 50er Jahren auf allen Ebenen und in allen Bereichen stattgefunden haben, schlugen sich natürlich auch in der Mentalität der westdeutschen Bevölkerung nieder. Während die ersten Nachkriegsjahre eindeutig von den Sparsamkeitsidealen geprägt waren (d.h. man vertrat die Ansicht, dass Ressourcen und Güter, wenn möglich, ein Leben lang „halten“ sollten), wurden diese in den Folgejahren durch den Wunsch nach Neuem, auch wenn das „Alte“ noch funktionierte, abgelöst und endeten schließlich nach dem Komparativ (schneller, besser,…) im Superlativ (am schnellsten, am besten,...). Diese Veränderung der Lebensgewohnheiten verlief jedoch keineswegs kontinuierlich, sondern in „Sprüngen und Wellen“. Im Verlauf der Konsumentwicklung der Bundesrepublik lassen sich demnach sechs Schwerpunkte feststellen:

Die Fresswelle (1948/49)

Als erste und im Bewusstsein der Bevölkerung am stärksten verankerte gilt die so genannte „Fresswelle“.

Die Sparsamkeit im Umgang mit Lebensmitteln hatte zum Alltag der deutschen Familie in der Zwischenkriegszeit gehört. Das Besondere, ein Stückchen „gute Butter“ oder eine Tasse echten Bohnenkaffee war, wenn überhaupt, nur am heiligen Sonntag auf den Tisch gekommen. Obwohl sich alle Bevölkerungsteile stark einschränken mussten, wurde das massive Hungergefühl erst in den ersten Nachkriegsjahren zu einer alltäglichen Erfahrung. Diese Not prägte sich im Bewusstsein der meisten Bundesbürger so tief ein, dass ihnen die Verbesserung ihrer persönlichen Lebenssituation in den 50er Jahren umso wunderbarer vorkam.

Die Ernährungssituation stand deshalb im Mittelpunkt und war der Ausgangspunkt der ersten Konsumspitze. Dies wurde zusätzlich unterstützt durch die Tatsache, dass Lebensmittel anfangs die einzigen Produkte waren, welche in ausreichendem Maße zu ermesslichen Preisen vorhanden waren.
Nach den Hungerjahren konnte also das menschliche Grundbedürfnis zu Essen wieder gänzlich gestillt werden. An Nahrungsmitteln wird nicht gespart, die Kühlschränke sind voll. Der durchschnittliche Tagesverbrauch der Bundesbürger lag bei 3000 Kalorien. Mit dem ständig wachsenden Angebot an Lebensmitteln wird das Roggenbrot vermehrt durch Weizenbrot, Fleisch und zuckerhaltige Lebensmittel ersetzt. Diese ungesunde und einseitige Ernährung blieb für viele Schleckermäuler nicht ohne Konsequenzen. Herz und Kreislauferkrankungen wie Infarkte und Übergewicht nahmen in den 50er Jahren markant zu.

Doch die beleibte Figur des Mannes „der Wohlstandsbauch“ wird zum Statussymbol für Erfolg und Wohlstand.

Kleine Tante-Emma-Läden, mit ihrer persönlichen Bedienung, werden immer mehr von Supermärkten mit Selbstbedienung und großen Warenhäusern nach amerikanischem Vorbild verdrängt.


Boom der Bekleidungsindustrie (1949-52)

Als der Überlebenskampf allmählich überwunden war, wurden weitergehende Wünsche und Bedürfnisse deutlich. Es erstaunt wenig, dass als nächstes die zerschlissene Kleidung und Wäsche ersetzt wurde, welche in den Jahren zuvor eingefärbt, dann umfunktioniert und letztlich gestopft worden war. Die Kleidungsstücke galten selbst am Ende der 50er Jahre noch immer als die Waren, mit denen man am ehesten das Selbstbewusstsein und das persönliche Ansehen heben konnte. Die Bekleidungsindustrie macht vor allem mit der neu aufkommenden Damenmode nach amerikanischem Vorbild ein großes Geschäft; so dass 1955 die deutsche Durchschnittsfamilie schon über einen relativ gut bestückten Kleiderschrank, mit „Sonntagskleidung“ und „zwei ordentlichen Mäntel“ verfügt. Besonders Kunstfasern sind bei den Damen beliebt, so dass der Nylonstrumpf zum Ausdruck / Sinnbild für Weiblichkeit und Erotik wird. Neben der Bekleidungsindustrie kümmert sich natürlich auch die Kosmetikbranche um die weiblichen Bedürfnisse. Nicht erstaunlich ist, dass bei solch einem Schönheitskult, Misswahlen, Schönheitswettbewerbe und Modeschauen hoch im Kurs stehen.


Anschaffung moderner Möbel und Haushaltsgeräte (1952-57)

Die Integration der Vertriebenen und der Flüchtlinge sowie ihre Versorgung mit Wohnungen in den 50er Jahren zählten zu den großen Leistungen der Bundesrepublik. Die Wohnungen wurden größer und mit den zusätzlichen Wohnungen die zur Verfügung standen wuchs das Bedürfnis nach einer „Kompletten Einrichtung“. Ab 1952 waren immer mehr Bundesbürger bereit, ihr Geld für Möbel und Hausrat auszugeben oder einen entsprechenden Kredit aufzunehmen. (Beispiel 1950 entsprach ein 1.200 DM teures Schlafzimmer 20 Arbeiter-Monatslöhnen). Die Wohnungseinrichtung soll Qualität besitzen und gesellschaftlicher Aufstieg und bürgerliche Normalität darstellen. Die magere Standarteinrichtung der Nachkriegszeit, wird durch typisches Mobiliar (Nierentisch, Trompetenschirmlampen) der 50er Jahre ersetzt. Die Serienanfertigung der Möbel am Fließband, die durch die Massenproduktion ermöglicht wird, bewirkt, dass sich die deutschen Haushalte in ihrer Innenausstattung kaum unterscheiden. Doch dies scheint erwünscht, denn trotz zahlreicher Heimwerkerei finden sich kaum überraschende, eigenständige Alternativen zum normierten Wohnen von der Stange.

Eine entscheidende Weiterentwicklung in der Möbelierungsweise lässt sich in den späten 50ern erkennen. Arbeitsplatz und Wohnungseinrichtung sind nicht länger getrennt, sondern praktisch mit einander kombiniert.

Als selbstverständlich wird damals das Sauber- und Ordentlichhalten des eigenen Hausstandes aufgefasst. Die Anschaffung moderner Haushaltsgeräte erleichtert dies erheblich, so dass man in immer mehr Küchen und Wohnzimmer elektrische Geräte wie einen Kühlschrank oder einen elektrischen Rasierer findet. Geräte wie Fernseher, Staubsauger und Waschmaschine bleiben für die meisten Familien jedoch noch unerschwinglich!

Während die ersten drei Konsumwellen in den 50er Jahren in erster Linie die Grundbedürfnisse der Bevölkerung befriedigten, erweitern die darauf folgenden den Lebensstandart der Menschen vom Lebensnotwendigen zum Wohlstand.


Verstärkte Motorisierung (1957-79)

Das Auto war unabdingbare Voraussetzung für die Verwirklichung der Wohnungsträume im Grünen und veränderte den bundesdeutschen Alltag wohl mehr als jedes andere Konsumgut, abgesehen vom Fernseher. Mit dem Auto war jeder Ort in kürzester Zeit erreichbar. Der Fahrer konnte jedoch nicht nur schneller und bequemer von A nach B kommen, sondern sich auch als Herr über Zeit (frei von Fahrplänen) und Raum fühlen.


Während in den unmittelbaren Nachkriegsjahren meist noch Fahrrad, Bus oder Bahn als Verkehrsmittel dienten und die wenigen Autos noch aus Vorkriegszeiten stammten, stiegen Mitte der 50er Jahre immer mehr Bürger auf neue Fortbewegungsmittel um. Den Startschuss gaben wohl das Motorrad und der legendäre Vespa-Roller aus Italien. 1953 sind ca. zwei Millionen Krafträder aber nur halb so viele Autos auf westdeutschen Straßen unterwegs. Dank kräftiger Einkommenssteigerungen können sich bald Millionen Bundesbürger ihren Traum vom eigenen VW-Käfer erfüllen (1955 entfielen 93,5 % aller Neuzulassungen auf den Käfer), 1957 übersteigt die Anzahl zugelassener Pkws die der Kraftfahrräder. Der Käfer wird zum Symbol des Wirtschaftswunders, mit dem sich viele Westdeutschen auf den mühsamen Weg an die Küste, zum ersten Urlaub aufmachen.


Entwicklung des Tourismus (1962-66 und 1972-80)

Das Freizeitverhalten der Deutschen veränderte sich aufgrund von wachsendem Wohlstand und abnehmenden Arbeitszeiten Stück um Stück. Immer mehr Menschen zieht es ins Ausland oder in entferntere inländische Regionen; kaum jemand, der sich einen Urlaub leisten konnte möchte seine arbeitsfreien Wochen in heimischer Umgebung verbringen. Der Tourismus erfährt durch den steigenden Wohlstand und aufgrund der Einführung des bezahlten Urlaubs einen steilen Aufschwung. Die bunten Plakate, welche an jeder Ecke bei den Bundesbürgern die Urlaubsgefühle erwecken und traumhafte Ferienorte mit günstigen Pauschalpreisen schmackhaft machen, verdeutlichen das Massenphänomen TOURISMUS zu dieser Zeit.

Der Traumurlaub stellt für den Großteil der Bundesbürger die italienische Riviera dar, dennoch werden trotz des Fernwehs bis Anfang der 70er Jahre hauptsächlich inländische Urlaubsziele bereist.


Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden (1963-69 und ab 1979)

Die eigene Wohnung galt nach den Schrecken des Krieges und der Nachkriegsnot als Refugium, als Ort, an dem man wieder zu sich fand. Von hier aus konnte man den Alltag besser bewältigen und sie bot die Chance zu einem eigenen Leben zurückzufinden und die Privatsphäre in der Familie zu genießen.1950 lebten die meisten deutschen Familien in den schlechtesten Wohnverhältnissen zur Untermiete, in Dachgeschossen, Bunkern, Baracken, Gartenhäuschen. Wohnraum war knapp bemessen. Die meisten Menschen wünschten sich nichts sehnlicher als eine eigene Wohnung und die junge Demokratie in Westdeutschland hatte nur eine Chance, sie musste die Wohnungsnot in überschaubarem Zeitraum bewältigen. Die massiven Anstrengungen von staatlicher und privater Hand zahlten sich aus. In den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten wurden jährlich zwischen 500.000 und 600.000 Wohnungen fertig gestellt. Zurecht tauchte deshalb in den späten 60er Jahren neben dem Begriff des Wirtschaftswunders der des „Wohnungswunders“ auf. 1950 war die Wohnungsbilanz auf dem Stand des frühen Kaiserreichs gefallen, 1970 gab es schon mehr Wohnungen pro Einwohner als jemals zuvor in der deutschen Geschichte. Ende der 70er Jahre überstieg die Zahl der Wohnungen dann sogar die der privaten Haushalte. Durch die, infolge des Baubooms, massiv um sich greifende Verstädterung wuchs bei der Bevölkerung der Wunsch nach besseren Wohnverhältnissen verbunden mit dem Traum vom eigenen Häuschen, am liebsten mit Garten; welchen man bis heute in der Mentalität, vor allem im südwestdeutschen Raum findet (Häuslebauer).

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