Metamorphosen Ovid - Die vier Zeitalter

Schlagwörter:
Zeitalter, Übersetzung, Referat, Hausaufgabe, Metamorphosen Ovid - Die vier Zeitalter
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Seite 36 Metamorphosen / Ovid

Die vier Zeitalter

Als Erstes ist das goldene Zeitalter entstanden, welches ohne Richter, von sich aus und ohne Gesetze die Treue und das Recht hochhielt. Strafe und Recht waren nicht vorhanden, weder wurden drohende Worte an der Erztafel gelesen, noch fürchtete die demütige Volksmenge den Mund seines Richters, sondern sie waren ohne Richter geschützt. Noch nicht war die gefällte Fichte von ihren Bergen in die flüssigen Wellen herabgestiegen um den fremden Erdkreis zu sehen, die Menschen hatten noch keine Küsten außer den ihren gesehen. Noch nicht umgaben steile Gräben die Städte, es waren weder Trompeten von geradem Erz, noch Hörner von gebogenem Erz, noch Helme, noch Schwert: ohne den Gebrauch von Soldaten durchlebten die sicheren Völker die angenehmen Friedenszeiten. Auch die Erde selbst, unberührt von der Hacke und nicht von irgendwelchen Pflugscharen verletzt, gab alles von sich aus. Zufrieden mit der ohne Zwang geschaffenen Nahrung sammelten sie die Früchte des Erdbeerbaumes, die auf dem Berg befindlichen Erdbeeren (Walderdbeeren), die Kornelkirschen und die in den stacheligen Zweigen hängenden Brombeeren und die Eicheln, die vom breitästigen Baum des Jupiter herabgefallen waren. Es war ewig Frühling, die milden Westwind strichen mit einem lauem Lufthauch sanft über die ohne Samen gewachsenen Blumen. Bald brachte die ungepflügte Erde auch Früchte zum Vorschein und der nicht erneuerte Acker leuchtete mit seinen schweren Ähren: Schon strömten Flüsse von Milch und Flüsse von Nektar und goldgelber Honig tropfte von der grünen Steineiche.

Nachdem Saturn in die düstere Unterwelt geschickt wurde und die Welt unter Jupiter war, folgte das silberne Geschlecht (Zeitalter), schlechter als das Goldene, kostbarer als das Rötliche. Jupiter verkürzte die Zeit des alten Frühlings, und ließ das Jahr durch Winter und Sommer und wechselhafte Herbste und kurze Frühlinge in vier Jahreszeiten ablaufen. Damals erglühte die verbrannte Luft zum ersten Mal durch die trockene Hitze und die vom Wind gefrorenen Eiszapfen hingen herab. Damals suchten sie zum ersten Mal Häuser auf – zunächst waren Höhlen und dichte Büsche und mit Baumrinde verbundene Zweige ein Haus. Damals wurden zum ersten Mal Getreidesamen in die langen Ackerfurchen eingegraben und die Jungtiere, die vom Joch gedrückt wurden, ächzten.

Nach Jenem folgte als Drittes das bronzene Zeitalter, wilder in seinen Anlagen und bereitwilliger zu schrecklichen Waffen, jedoch nicht verbrecherisch.

Das letzte ist von hartem Eisen. Sogleich brach in das Zeitalter des minderwertigen Metalls alles Unrecht herein, es flüchteten Anstand und Wahrheit und Treue, an deren Stelle folgten die Verbrechen und die List und Hinterhalte und die Liebe des Habens.

Zurück