Das Schach von Christian Morgenstern
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Zum großen Geist des Universums trat |
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ein Sterblicher von dem Planeten Erde. |
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„Was bringst du mir in meine Einsamkeit? |
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Bringst du den Vorwurf, daß ich dich erschuf, |
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den Anspruch, daß ich dich entschädigen soll, |
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die Nachricht, daß dein Stern zuschanden ward, |
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den Vorschlag einer neuen ‚bessern‘ Welt?“ |
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„Von allem nichts, du hoher Geist,“ so sprach |
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der Sterbliche zurück – „ich bringe dir |
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ein Spiel dafür, das all dies in sich trägt: |
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Des Lebens Tragik wie Notwendigkeit, |
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wie du, Notwendiger und Tragischer, |
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es uns erschufst: ein Spiel, der Spiele Spiel; |
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für deine weltumrauschte Einsamkeit |
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das einzige Spiel, wie es das meine war: |
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Ich bringe dir, mein hoher Geist – das Schach.“ |
Details zum Gedicht „Das Schach“
Christian Morgenstern
1
16
108
1910
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Das Schach“ stammt aus der Feder von Christian Morgenstern, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der am 6. Mai 1871 geboren wurde und am 31. März 1914 starb. Eine zeitliche Einordnung des Gedichts ist schwierig ohne genauere Kenntnisse über Morgensterns Werk, jedoch bewegt man sich mit der Annahme, es sei im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert entstanden, mutmaßlich auf sicherem Terrain.
Betrachtet man das Gedicht auf den ersten Blick, fällt sofort die Thematik auf: Es handelt sich um ein Gespräch zwischen einem sterblichen Menschen und dem 'großen Geist des Universums', einer metaphysischen, gottähnlichen Entität. Der Mensch spielt dabei die Rolle eines Botschafters, der ein Spiel namens Schach als Geschenk für den Universumsgeist vorstellt.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht darum, dass der Mensch, der vom Planeten Erde stammt, dem großen Geist des Universums das Spiel Schach mitbringt. Er tut dies als jemand, der nicht Ansprüche stellt oder Vorwürfe vorbringt, sondern als jemand, der eine Art Kommunikationsmittel vorstellt, das die Vielschichtigkeit und Komplexität des Lebens repräsentiert. „Des Lebens Tragik wie Notwendigkeit“, sagt der Mensch, seien darin enthalten und spiegeln die Struktur des Universums und seine Schöpfung wider.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts lässt sich bemerken, dass es in einer bildhaften und hochsprachlichen Weise verfasst ist, die jedoch nicht überladen wirkt. Morgenstern nutzt eine komplexe metaphorische Sprache, um die Tiefe und Schwere der Thematik auszudrücken. Die Wortwahl und der Ausdruck unterstreichen dabei den ernsten, nachdenklichen Ton des Gedichts. Der Aufbau folgt keiner festgelegten Strophenform oder einem strengen Reimschema, sondern folgt stattdessen eher dem Fluss der Handlung und der darin stattfindenden Dialoge.
Insgesamt interpretiert man das Gedicht „Das Schach“ als Metapher für das Leben und das Universum, in dem es spielt. Es drückt die entscheidende Rolle des Menschen als aktiven Teilnehmer am kosmischen Spiel aus und spricht dabei wesentliche Aspekte des Daseins wie seine Tragik und seine Notwendigkeit an.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Schach“ des Autors Christian Morgenstern. Geboren wurde Morgenstern im Jahr 1871 in München. 1910 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 108 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Morgenstern sind „Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen“, „Bim, Bam, Bum“ und „Brief einer Klabauterfrau“. Zum Autor des Gedichtes „Das Schach“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 189 Gedichte vor.
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