Ain new lied herr Ulrichs von Hutten von Ulrich von Hutten

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Ich habs gewagt mit sinnen
und trag des noch kain rew,
mag ich nit dran gewinnen,
noch muoß man spüren trew;
dar mit ich main nit aim allain,
wenn man es wolt erkennen:
dem land zuo guot, wie wol man tuot
ain pfaffenfeind mich nennen.
 
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Da laß ich ieden liegen
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und reden was er wil;
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hett warhait ich geschwigen,
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mir wären hulder vil:
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nun hab ichs gsagt, bin drum verjagt,
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das klag ich allen frummen,
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wie wol noch ich nit weiter fliech,
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villeicht werd wider kummen.
 
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Umb gnad wil ich nit bitten,
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die weil ich bin on schuld;
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ich hett das recht gelitten,
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so hindert ungeduld,
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daß man mich nit nach altem sit
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zuo ghör hat kummen laßen;
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villeicht wils got und zwingt sie not
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zuo handlen diser maßen.
 
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Nun ist oft diser gleichen
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geschehen auch hie vor,
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daß ainer von den reichen
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ain guotes spil verlor,
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oft großer flam von fünklin kam,
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wer waiß ob ichs werd rechen!
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stat schon im lauf, so setz ich drauf:
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muoß gan oder brechen!
 
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Dar neben mich zuo trösten
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mit guotem gwißen hab,
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daß kainer von den bösten
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mir eer mag brechen ab
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noch sagen daß uf ainig maß
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ich anders sei gegangen,
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dann eren nach, hab dise sach
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in guotem angefangen.
 
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Wil nun ir selbs nit raten
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dis frumme nation,
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irs schadens sich ergatten,
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als ich vermanet han,
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so ist mir laid; hie mit ich schaid,
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wil mengen baß die karten,
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bin unverzagt, ich habs gewagt
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und wil des ends erwarten.
 
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Ob dann mir nach tuot denken
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der curtisanen list:
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ain herz last sich nit krenken,
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das rechter mainung ist;
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ich waiß noch vil, wöln auch ins spil
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und soltens drüber sterben:
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auf, landsknecht guot und reuters muot,
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last Hutten nit verderben!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.9 KB)

Details zum Gedicht „Ain new lied herr Ulrichs von Hutten“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
63
Anzahl Wörter
290
Entstehungsjahr
1488 - 1523
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Ulrich von Hutten, einem deutschen Humanisten, Reformator und Anhänger der Reformation. Er lebte von 1488 bis 1523, wodurch das Gedicht zeitlich der frühen Neuzeit, genauer gesagt der Spätphase der Renaissance und dem Beginn der Reformation, zuzuordnen ist.

Schon beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht in einer altertümlichen, heute nicht mehr gebräuchlichen Sprache verfasst ist. Es behandelt Themen wie Mut, Standhaftigkeit und Wahrheitssuche, was typisch für die humanistischen Gedanken von Hutten ist, der als einer der entschiedensten Gegner der katholischen Kirche galt.

Inhaltlich reflektiert das Gedicht Huttens Konflikte, seine Entschlossenheit und seinen Mut, für seine Überzeugungen zu kämpfen. Er proklamiert, dass er trotz Kritik und Anfeindungen - insbesondere von der katholischen Kirche, die ihn als „Pfaffenfeind“ bezeichnet - seine Meinung äußert und bei seiner Position bleibt („Ain new lied herr Ulrichs von Hutten“, Vers 5-9). Er stellt klar, dass er nicht um Gnade bittet, da er sich keiner Schuld bewusst ist („Umb gnad wil ich nit bitten, / die weil ich bin on schuld“, Vers 20-21). Stattdessen fordert er Gerechtigkeit und fordert die Nation auf, sich ihres eigenen Schadens bewusst zu sein („Wil nun ir selbs nit raten / dis frumme nation, / irs schadens sich ergatten“, Vers 47-49).

Betrachtet man Form und Sprache des Gedichts, so zeigt sich, dass das Gedicht in sieben neunzeiligen Strophen verfasst ist. Das typische Reimschema und der Rhythmus des Gedichts sind nicht eindeutig, da die ihnen zugrunde liegende mittelhochdeutsche Dichtungsform in der modernen deutschen Sprache nicht mehr gebräuchlich ist. Die Sprache des Gedichts ist archaisch und in hohem Maße metaphorisch, was den Gedanken und dem Selbstverständnis des lyrischen Ichs Dramatik und Tiefe verleiht.

Zusammengefasst stellt das Gedicht von Ulrich von Hutten eine Reflexion seiner Auseinandersetzungen, Konflikte und seiner Standhaftigkeit in einer Zeit dar, die von tief greifenden gesellschaftlichen und religiösen Veränderungen geprägt war. Es ist sowohl ein persönliches Bekenntnis als auch ein Aufruf an die Nation, sich der Wahrheit bewusst zu sein und nach ihr zu handeln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Ain new lied herr Ulrichs von Hutten“ ist Ulrich von Hutten. Der Autor Ulrich von Hutten wurde 1488 geboren. Zwischen den Jahren 1504 und 1523 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Der Schriftsteller Hutten ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 290 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 63 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Ulrich von Hutten ist auch der Autor für Gedichte wie „Ich habs gewagt mit Sinnen“. Zum Autor des Gedichtes „Ain new lied herr Ulrichs von Hutten“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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