Wiegenlied von August Ernst von Steigentesch
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Schlummre sanft! des Lebens Morgenröthe, |
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Des Genusses Augenblick ist dein. |
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In des Morgenschlummers stille Lethe |
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Taucht die Kindheit ihre Sorgen ein. |
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Schlummre sanft! Noch ist dein Lächeln heiter, |
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Da dein Herz noch keine Sorge denkt, |
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Und der Engel, Unschuld, dein Begleiter |
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Deiner Kindheit Blumentritte lenkt. |
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Schlummre sanft! Der Täuschung Blüthenträume |
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Finden in der Wirklichkeit ihr Grab. |
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Deiner Hofnung aufgeblühte Keime |
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Streift vielleicht der Sturm des Zufalls ab. |
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Schlummre sanft, wenn diese Blumen schwinden, |
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Unter Dornen scheiden Traum und Wahn, |
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Und die stürmeschwarzen Wolken künden |
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Unsres Lebens schwülen Mittag an. |
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Rosen welken, die am Morgen glühten, |
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Und des Wemuths trübe Quelle rauscht, |
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Wo die Schlange Mißgunst unter Blüthen |
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Und der Gram auf weichem Purpur lauscht. |
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Aber Kind, dann lächle dem Geschicke, |
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Dein Bewußtseyn lächle rein wie du, |
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Und dein ruhesuchend Auge drücke |
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Einst die Hand geprüfter Liehe zu. |
Details zum Gedicht „Wiegenlied“
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137
1799
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Wiegenlied“ wurde von August Ernst von Steigentesch verfasst, der von 1774 bis 1826 lebte. Steigentesch war ein Schriftsteller der deutschen Romantik und das Gedicht wurde vermutlich auch während dieser Epoche verfasst, obwohl das genaue Datum unbekannt ist.
Das Gedicht hinterlässt beim ersten Eindruck eine melancholische, mütterliche und auch philosophische Stimmung. Es wird eine liebevolle und zugleich wehmütige Atmosphäre aufgebaut.
Der Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: Im ersten Teil des Gedichts schildert das lyrische Ich, vermutlich eine Mutter, wie das schlafende Kind gerade in Momenten des Lebensglücks und kostenproblemen Genuss versinkt. Noch sind die Träume ungetrübt von der Wirklichkeit und der Unschuldsengel begleitet das Kind. Im zweiten Teil weist das lyrische Ich auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten hin, die im weiteren Leben auf das Kind zukommen könnten. Zum Schluss ermutigt das lyrische Ich das Kind, trotz aller möglichen Widrigkeiten, das Schicksal mit reinem Gewissen und einem Lächeln zu akzeptieren, und bestärkt es in der Suche nach geprüfter Liebe und Ruhe.
Stilistisch ist das Gedicht in einem weichen, kurvenreichen Reim gehalten, was das Bild einer sanft wiegenden Wiege wiederspiegelt. Die Struktur des Gedichts ist gleichmäßig und symmetrisch, bestehend aus sechs Strophen zu je vier Versen, die ein gereimtes Muster aufweisen, was typisch für die Romantik ist. Steigentesch verwendet eine reiche, farbenfrohe Bildsprache, die von Bildern der Kindheit, Jugend und Natur bis hin zu dunkleren Bildern von Dornen, stürmischen Wolken und dem Tod reicht. Innerhalb dieses Bilderrahmens thematisiert er tiefgehende Themen wie Leben, Tod, Liebe, Hoffnung und Enttäuschung. Dabei spiegelt die Sprache die Zärtlichkeit und Sorge der Eltern für ihr Kind wider, aber auch die unvermeidliche Vergänglichkeit und die Herausforderungen des Lebens.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Wiegenlied“ ist August Ernst von Steigentesch. Steigentesch wurde im Jahr 1774 in Hildesheim geboren. 1799 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Tübingen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 137 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors August Ernst von Steigentesch sind „An mein Reitpferd“, „Erinnerung“ und „Wiegenlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wiegenlied“ keine weiteren Gedichte vor.
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