Wer vom Ziel nichts weiß von Christian Morgenstern
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Wer vom Ziel nicht weiß, |
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kann den Weg nicht haben, |
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wird im selben Kreis |
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all sein Leben traben; |
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kommt am Ende hin, |
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wo er hergerückt, |
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hat der Menge Sinn |
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nur noch mehr zerstückt. |
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Wer vom Ziel nichts kennt, |
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kann’s doch heut erfahren; |
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wenn es ihn nur brennt |
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nach dem Göttlich-Wahren; |
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wenn in Eitelkeit |
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er nicht ganz versunken |
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und vom Wein der Zeit |
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nicht bis oben trunken. |
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Denn zu fragen ist |
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nach den stillen Dingen, |
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und zu wagen ist, |
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will man Licht erringen; |
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wer nicht suchen kann, |
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wie nur je ein Freier, |
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bleibt im Trugesbann |
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siebenfacher Schleier. |
Details zum Gedicht „Wer vom Ziel nichts weiß“
Christian Morgenstern
3
24
97
1914
Moderne
Gedicht-Analyse
Das hier vorgestellte Gedicht heißt „Wer vom Ziel nichts weiß“ und wurde vom deutschen Autor Christian Morgenstern verfasst, der zwischen 1871 und 1914 gelebt hat. Damit liegt das Gedicht zeitlich in der Epoche des Symbolismus und der vor expressionistischen Lyrik.
Beim ersten Durchlesen erzeugt das Gedicht einen nachdenklichen Eindruck, da es sich auf das individuelle Streben und die Suche nach Bedeutung und Wahrheit konzentriert. Grundlegende Themen sind Zielorientierung, Selbstreflexion und der Wunsch, die Wahrheit zu erkennen und zu erfahren.
In einfachen Worten thematisiert das lyrische Ich in der ersten Strophe das ziellose Traben durchs Leben, welches zum Ende hin führt, dass sich die Unwissenheit vermehrt. In der zweiten Strophe spricht es die Möglichkeit an, bereits heute das Ziel kennen zu lernen, sofern ein starkes Verlangen nach Wahrheit und Göttlichem besteht, und man sich nicht in Eitelkeiten verliert oder von der Zeit betrunken wird. Die letzte Strophe ruft dazu auf, nach den leisen, unauffälligen Dingen zu fragen und zu wagen, um Licht und Wahrheit zu erlangen - nur dann kann man dem trügerischen Bann entfliehen.
In seiner Aussage fordert das lyrische Ich dazu auf, sich nicht blindlings durch das Leben zu bewegen, sondern aktiv nach Sinn und Bedeutung zu suchen. Es plädiert für ein bewusstes Leben, in dem das Individuum eigene Ziele setzt, nach echter Wahrheit und Erkenntnis strebt.
Das Gedicht hat eine klare Struktur, es ist in drei Strophen zu je acht Versen unterteilt. Auffällig ist der durchgehende Kreuzreim, der dem Gedicht einen fließenden, rhythmischen Klang verleiht. Die Sprache ist eher formell und erfordert eine genaue Lektüre, um das volle Ausmaß der Bedeutung zu erfassen - dies entspricht dem Stil Morgensterns und der Epoche, in der es entstand. Zudem sind tiefgründige Metaphern und Symboliken verwendet, wie „Wein der Zeit“ oder „siebenfacher Schleier“, die auf spirituelle und philosophische Konzepte anspielen und die Reflexion des Lesers anregen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Wer vom Ziel nichts weiß“ ist Christian Morgenstern. Morgenstern wurde im Jahr 1871 in München geboren. 1914 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 97 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Morgenstern sind „Das Auge der Maus“, „Das Böhmische Dorf“ und „Das Fest des Wüstlings“. Zum Autor des Gedichtes „Wer vom Ziel nichts weiß“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 189 Gedichte vor.
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Zum Autor Christian Morgenstern sind auf abi-pur.de 189 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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