Vernunft und Glaube von Johann Gaudenz von Salis-Seewis

Nur das Dunkel der Nacht enthüllt uns die höheren Welten,
Blendendes Sonnenlicht deckt sie mit nichtiger Luft.
Also Vernunft: Die Erderleuchterin hellet die Nähe,
Aber verbirgt uns das Land, welches dem Glauben nur stralt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Vernunft und Glaube“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
34
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vernunft und Glaube“ stammt von Johann Gaudenz von Salis-Seewis. Er lebte von 1762 bis 1834, was das lyrische Werk in die Epoche der Weimarer Klassik und die Zeit des Sturm und Drang einordnet.

Erster Eindruck des Gedichtes ist die Opposition zwischen Dunkelheit und Licht, zwischen Vernunft und Glaube, die von Anfang an spürbar ist.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht darum, dass nur in der Dunkelheit, also im Verborgenen oder im Unbekannten, die „höheren Welten“, also eine höhere Wahrheit oder Erkenntnis, zu finden sind. Das helle Sonnenlicht, das hier für die Vernunft steht und die Welt erhellt, blendet uns und hüllt die „höheren Welten“ in nichtige Luft, sie bleiben also verborgen. Gleichzeitig wird aber betont, dass die Vernunft das nahe, das Greifbare, das Offensichtliche, das Materielle erhellt. Das „Land“ oder die Welt, die der Glaube strahlt, bleibt uns verborgen.

Die Aussage des lyrischen Ich ist, dass die Vernunft zwar die materielle Welt erleuchtet und uns einen klaren Blick auf das Naheliegende ermöglicht, sie jedoch die spirituelle Welt, die Welt des Glaubens, nicht erhellen kann, diese bleibt im Dunkel. Nur der Glaube kann uns Zugang zu dieser höheren Welt geben.

Die Form des Gedichts ist klassisch mit vier Versen pro Strophe. Die Sprache ist klar und bildreich. Sie spielt mit Oppositionen und Metaphern, um ihre Botschaft zu vermitteln. Starker Gebrauch von Kontrasten - Dunkelheit gegen Licht, Vernunft gegen Glaube - verleiht dem Gedicht eine dynamische Spannung.

Im Großen und Ganzen beschäftigt sich das Gedicht also mit dem ewigen Streit zwischen Vernunft und Glaube und der menschlichen Suche nach höherer Wahrheit und Erkenntnis. Es konfrontiert den Leser mit der Erkenntnis, dass nicht alles durch die Vernunft erklärt werden kann und dass der Glaube eine eigene Erkenntnisebene darstellt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Vernunft und Glaube“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gaudenz von Salis-Seewis. Geboren wurde Salis-Seewis im Jahr 1762 in Malans (Kanton Graubünden). Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1782 zurück. In Zürich ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 34 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 4 Versen. Johann Gaudenz von Salis-Seewis ist auch der Autor für Gedichte wie „Winterlied“, „Herbstlied“ und „Das Grab ist tief und stille“. Zum Autor des Gedichtes „Vernunft und Glaube“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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