Das Mädchen zu Cadix von Adelbert von Chamisso
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»Willst, ein Schlechter unter Schlechten, |
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Um die Spanierin du buhlen? |
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Girrend zu der Laute singst du, |
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Und der Franke hält die Runde. |
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Geht, ich kenn euch, Taubenherzen! |
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Geht, ich kenn euch, Andalusier! |
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Euch die Spindel, uns die Waffen, |
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Besser ständ's mit Spaniens Ruhme! |
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Regen sich in ihrer Scheide |
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Eure Messer ungeduldig |
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Durstend nach dem Blut der Fremden, |
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Sprecht ihr zu dem Eisen: ruhig! |
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O der übermüt'gen Fremden! |
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Über euch sei ihre Rute, |
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Über euch, ihr feigen Knechte, |
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Würdig solcher Nebenbuhler!« |
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»Herrin, Worte schweren Inhalts |
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Sprichst du aus mit leichter Zunge, |
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Stehst du mit den fremden Henkern |
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Scherzend gegen mich im Bunde?« |
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»Dünken dich, mein zarter Knabe, |
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Schon des Mädchens Worte furchtbar? |
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Sieh den Franken! - willst du Schutz nicht |
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Unter meinem Mantel suchen?« |
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»Unverhohlen, was begehrst du? |
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Eh ich solche Schmach erdulde, |
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Will ich jede Tat begehen, |
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Gehen selber dann zu Grunde!« |
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»Dieser kommt im Glanz der Waffen |
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Und vertrauet seiner Jugend; |
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Bist ein Spanier du, beweis es, |
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Nieder mit dem stolzen Buben!« |
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Aber röchelnd lag der fremde |
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Krieger schon in seinem Blute; |
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Schergen holten ein den Täter, |
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Brachten ihn daher gebunden. |
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Und das Mädchen sang frohlockend: |
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»Diesmal ist es mir gelungen! |
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Eines Toren werd ich ledig, |
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Und der Franke zahlt die Buße.« |
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Diese Worte hört der Spanier, |
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Winket schweigsam seiner Buhlen, |
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Ziehet schweigsam dann vorüber, |
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Finstern Sinnes, kecken Mutes. |
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»Nicht ihr, Franken, gebt den Tod mir, |
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Nicht um Sühne muß ich bluten, |
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Weil ich Spaniens Boden schmückte |
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Mit dem ihm verfallnen Purpur. |
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Nein, ich trag in meinem Herzen |
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Schweigsam schon die Todeswunde; |
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Meine Herrin hat gerichtet, |
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Meine Stunde hat gerufen!« |
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Also sang er vor der Fronte, |
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Als die Augen ihm verbunden; |
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Auf den Wink des Führers sank er, |
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In dem Herzen sieben Kugeln. |
Details zum Gedicht „Das Mädchen zu Cadix“
Adelbert von Chamisso
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284
1781 - 1838
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Das Mädchen zu Cadix“ ist Adelbert von Chamisso. Der Autor Adelbert von Chamisso wurde 1781 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1797 und 1838. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Chamisso handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.
Das Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 14 Strophen und umfasst dabei 284 Worte. Weitere Werke des Dichters Adelbert von Chamisso sind „Das Dampfroß“, „Die Kreuzschau“ und „Die Löwenbraut“. Zum Autor des Gedichtes „Das Mädchen zu Cadix“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 146 Gedichte vor.
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