Die Karsavina vom russischen Ballett tanzt von Klabund

Ach, wenn ich Engelszungen hätt’!
Der Zar ist tot.
Es lebe sein Balett!
 
Ich gäbe meiner Jahre zehn,
hätt’ ich die Pawlowa geseh’n.
(Nisinski sprach ich in der Schweiz:
Er war ein wenig blöd bereits
und doch von stark barockem Reiz.)
 
Die Karsavina tanzt den Walzer von Chopin:
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Glaube, liebe, hoff’!
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Verzweifelt hing ihr oft am Hals er,
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der Partner namens Gawriloff.
 
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Die Karsavina war wie Schwäne
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auf schwarzen Weihern manchmal sind.
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Sie stieg wie Anadyomene
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aus Schaum und Wolken, Licht und Wind.
 
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Sie schwebte wie ein goldner Vogel
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hoch über Busch und Baum und Kogel.
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Man sah im Himmel sie vergeh’n:
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So hoch, so fern, ein blasser Stern ...
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(Auf Wiedersehn! Auf Wiedersehn!)
 
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Ich hielt mich fest an meiner Lehne,
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sie floh, um auch sich selbst zu flieh’n.
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Und mir ins Lid stieg eine Träne,
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und die war nicht von Glycerin.
 
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Wer irdisch nur, kann also schweben,
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so lächeln nur, wer viel erlitt.
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Komm wieder, du geliebtes Leben,
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und bring’ den andern Partner mit!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Die Karsavina vom russischen Ballett tanzt“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
29
Anzahl Wörter
167
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht wurde von Klabund geschrieben, der am 4. November 1890 geboren wurde und am 14. August 1928 starb. Eine Zeitliche Einordnung ist schwer, da keine Informationen darüber vorliegen, wann genau das Gedicht entstanden ist.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von Wehmut und Sehnsucht. Das lyrische Ich beklagt, dass es keine „Engelszungen“ hat und drückt eine gewisse Verehrung für das russische Ballett aus, insbesondere für zwei Tänzerinnen, Pawlowa und Karsavina.

Der Inhalt des Gedichts beschränkt sich hauptsächlich darauf, die Schönheit und Anmut der Tänzerinnen zu beschreiben. Das lyrische Ich gibt an, zehn Jahre seines Lebens zu geben, um die Tänzerin Pawlowa zu sehen. Es erwähnt auch den Tänzer Nisinski, der in der Schweiz als ein wenig „blöd“ bezeichnet wird, aber dennoch eine bestimmte Anziehungskraft hat. Die Karsavina wird als beeindruckende Tänzerin beschrieben, besonders beim Walzer von Chopin, und ihr Partner Gawriloff wird als verzweifelt dargestellt. Das lyrische Ich vergleicht die Anmut der Karsavina mit der von Schwänen auf schwarzen Weihern und beschreibt sie als aufsteigend aus Schaum, Wolken, Licht und Wind. Schließlich beschreibt es, wie sie wie ein goldener Vogel hoch über der Landschaft schwebt und dann als blasser Stern im Himmel verschwindet. Das lyrische Ich ist sichtlich berührt von der Darbietung der Karsavina und hält sich an seiner Lehne fest, während sie scheinbar versucht, vor ihrer eigenen Realität zu fliehen. Es erwähnt, dass eine Träne in seinem Auge aufsteigt, die nicht künstlich ist. Am Ende des Gedichts sehnt sich das lyrische Ich nach einem geliebten Leben und bittet darum, dass der „andere Partner“ mit zurückkommen soll.

Die Form des Gedichts besteht aus sieben Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen. Die erste Strophe hat drei Verse, die zweite fünf, die dritte vier, die vierte vier, die fünfte fünf, die sechste vier und die siebte vier. Dies vermittelt eine unregelmäßige und anmutige Struktur, die die Thematik des Gedichts unterstützt. Die Sprache ist poetisch und bildhaft. Es werden viele Metaphern und Vergleiche verwendet, um die Anmut und Schönheit der Tänzerinnen zu beschreiben. Das Gedicht ist in einem eher melancholischen und sehnsuchtsvollen Ton gehalten.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Karsavina vom russischen Ballett tanzt“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Klabund wurde im Jahr 1890 in Crossen an der Oder geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1927 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 29 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 167 Worte. Der Dichter Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Akim Akimitsch“, „Altes Reiterlied“ und „Ausmarsch“. Zum Autor des Gedichtes „Die Karsavina vom russischen Ballett tanzt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

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