Vor einem heiligen Hieronymus von Dürer von Otto von Loeben

Hier bin ich eigetreten,
mir Frieden zu erbeten
und Ruhe vor der Welt.
O inniges Entzücken,
von hier in Gott zu blicken,
der Einsamkeit gesellt!
 
Die Zell ist sanft und trübe,
durch Fenster dringt die Liebe
der Erdenlichter ein;
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daß er mit seiner Süße
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die Bücher keusch umschließe,
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strömt rosger Abendschein
 
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Nicht wahr, es ist, der dorten
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sitzt mit den klaren Worten,
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ein Jüngling und kein Greis.
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Er lebt des reinen Brotes,
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und auf den Kopf des Todes
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lächelt ein lichter Kreis.
 
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Die Tiere aus den Wüsten
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schlafen samt ihren Lüsten
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vor dieser Schwelle gern.
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Es ruht die Glut der Sinnen,
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hier quillt die Kraft aus innen,
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die süße Kraft des Herrn.
 
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Du sinnig, heilge Zelle,
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vergönn an deiner Schwelle
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dem Pilger fromme Ruh.
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Du hast, wonach er trachtet,
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dir quillt, wonach er schmachtet,
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o schließ um ihn dich zu!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Vor einem heiligen Hieronymus von Dürer“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
1786 - 1825
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vor einem heiligen Hieronymus von Dürer“ wurde von Otto von Loeben verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der im 19. Jahrhundert lebte. Daher ist eine zeitliche Einordnung der Romantik gerecht.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist tiefgründig und nachdenklich. Die Wortwahl und das Thema erzeugen ein Gefühl von Stille und Kontemplation.

Das Gedicht handelt von einem Besuch in einer abgeschiedenen Zelle, vermutlich in einem Kloster. Das lyrische Ich tritt ein, um Frieden und Ruhe zu suchen. Es spricht von einem starken Gefühl der Zufriedenheit („O inniges Entzücken“) und der Einsamkeit, die es mit Gott verbindet.

In der zweiten Strophe wird die Zelle als ein friedvoller Ort beschrieben, an dem das Licht der Welt durch Fenstern dringt. In der dritten Strophe wird ein junger Mann erwähnt, der in der Zelle sitzt und mit „klaren Worten“ spricht. Ihm wird Ruhe und Reinheit zugeschrieben. Er repräsentiert vermutlich eine Form des geistlichen Lebens.

In den folgenden Strophen werden Tiere aus den Wüsten, die vor der Schwelle der Zelle schlafen, und die Kraft, die von diesem Ort ausgeht, als friedvollen und gottgeweihten Ort dargestellt.

Formal folgt das Gedicht einer festen Struktur, indem jede Strophe aus sechs Versen besteht. Dabei fällt auf, dass eine klare Reimform genutzt wird: die Reimform variiert zwischen Kreuzreim und umarmenden Reim, was zu einem melodischen Klang und Lesefluss beiträgt.

Sprachlich fallen vor allem die bildhaften und emotionalen Ausdrücke auf, die von Loeben verwendet, um die emotionalen und spirituellen Erfahrungen des lyrischen Ichs zu verdeutlichen. Die wiederkehrende Verknüpfung von Einsamkeit, Abgeschiedenheit und geistlicher Ruhe suggeriert ein starkes Bedürfnis nach innerem Frieden und Kontemplation. Der Wunsch, in der Zelle Ruhe zu finden, schließt das Gedicht ab und komplettiert das Bild des Ortes als Ort der Stille und Kontemplation.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Otto von Loebens Gedicht „Vor einem heiligen Hieronymus von Dürer“ eine komplexe und feinfühlige Darstellung einer tiefen Sehnsucht nach Ruhe und geistlicher Hingabe ist. Dabei wirkt es wie eine Einladung, sich in der Stille und Abgeschiedenheit selbst zu finden und Frieden in der eigenen Spiritualität zu finden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Vor einem heiligen Hieronymus von Dürer“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Otto von Loeben. Loeben wurde im Jahr 1786 in Dresden geboren. In der Zeit von 1802 bis 1825 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 140 Worte. Otto von Loeben ist auch der Autor für Gedichte wie „Was schlägt an unsre Brust und Macht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vor einem heiligen Hieronymus von Dürer“ keine weiteren Gedichte vor.

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