Hörnermultiplikation von Johann Michael Moscherosch

Wer ein Weib hat und nicht weiß,
Daß sie ihm tritt aus dem Gleis,
Solchem guten frommen Knecht
Ist bereits ein Horn gerecht.
 
Wer sich heimlich fast besorgt,
Daß sein Weib bei andern borgt,
Solchem argwöhnischen Mann
Ein Paar Hörner stehn wohl an.
 
Wer es weiß und eifert nicht,
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Daß sein Weib die Treue bricht,
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Solcher fromme gute Tropf
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Hat drei Hörner auf dem Kopf.
 
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Wer sie noch behält dazu,
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Daß sie andern Dienste tu,
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Solcher hat zu seiner Zier
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Allbereits der Hörner vier.
 
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Welcher aber sich verspricht,
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Daß er dieser Hörner nicht
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Eines habe, solcher hat
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Fünf an aller viere statt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Hörnermultiplikation“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1601 - 1669
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hörnermultiplikation“ wurde von Johann Michael Moscherosch geschrieben, einem bekannten deutschen Schriftsteller und Satiriker, der von 1601 bis 1669 lebte. Somit wurde dieses Werk während des Barocks verfasst, einer Epoche, die von 1600 bis etwa 1720 andauerte.

Auf den ersten Blick wirk das Gedicht humoristisch und komisch, da es auf einer volkstümlichen Vorstellung basiert: dass einem Mann metaphorisch „Hörner“ wachsen, wenn seine Frau untreu ist. Dieses Bild zaubert möglicherweise ein Lächeln auf das Gesicht des Lesers, kann aber auch als Kritik an der damaligen Gesellschaft gesehen werden.

Der Inhalt des Gedichts besteht daraus, verschiedene Situationen der Untreue und das Verhalten des betroffenen Ehemannes zu beschreiben. Jede Strophe geht auf ein anderes mögliches Szenario ein, in welchem der Ehemann entweder nichts von der untreuen Frau weiß, es ahnt, es weiß und nichts dagegen unternimmt oder es sogar erlaubt. Je nach Verhalten des Mannes wird ihm eine bestimmte Anzahl von Hörnern zugeschrieben: von einem bis hin zu fünf Hörnern. Mit jedem Szenario steigt die Anzahl der Hörner. Die letzte Strophe stellt klar, dass jeder Mann mindestens ein Horn hat, selbst wenn er denkt, dass er keine hat.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht spielt den Beobachter und Berichterstatter, der mit Humor und Satire auf die Untreue und das Verhalten des betrogenen Ehemannes reagiert. Es scheint, dass das lyrische Ich die Situation und die entsprechende Anzahl an Hörnern, die dem Ehemann „wachsen“, als gerecht erachtet.

Die Form des Gedichts ist streng gereimt (Reimschema ABAB) und bleibt durch alle Strophen gleich. Jede Strophe besteht aus vier Versen. Die Sprache des Gedichts ist einfach und verständlich, mit Ausnahme des metaphorischen Begriffs der „Hörner“, der ein gewisses Hintergrundwissen erfordert. Bezogen auf den Stil ist das Gedicht humoristisch und ironisch, da es eine ernste und möglicherweise schmerzhafte Situation - die Untreue in der Ehe - in eine komische Darstellung transformiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Moscheroschs Gedicht „Hörnermultiplikation“ auf humorvolle Weise eine Kritik an sowohl der Untreue in der Ehe als auch an der Passivität oder Ignoranz des betrogenen Ehemannes darstellt. Es regt den Leser zum Nachdenken über eigene Beziehungen und das grundsätzliche Verhältnis zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft an.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Hörnermultiplikation“ ist Johann Michael Moscherosch. Moscherosch wurde im Jahr 1601 in Willstätt (Baden) geboren. Im Zeitraum zwischen 1617 und 1669 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hörnermultiplikation“ keine weiteren Gedichte vor.

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