Der gute Geist von Johann Friedrich Rochlitz
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Es geht der Geist zufried'ner Stille |
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Vom Schoß des ew'gen Vaters aus, |
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Und, wie's verlangt sein heil'ger Wille, |
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Klopft er an jedes Menschenhaus. |
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Sein zarter Finger klopfet leise; |
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Ist's drin durch Leidenschaft gestört, |
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Ist Lärmen drin und rohe Weise, |
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Da wird sein Pochen überhört. |
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Ist Sorge wo, und ängstlich Treiben |
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Und Zweifelsucht trübt das Gesicht: |
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Da tritt er ein; doch lange bleiben |
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Nein, lange bleiben kann er nicht. |
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Und sieht er, die in kühlen Schatten |
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Bequemlich träumen, halb nur wach |
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In leerer Hoffnung süß ermatten: |
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Da naht er, aber fragt nur nach. |
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Doch trifft er eines Hauses Glieder, |
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Treu ihrem täglichen Beruf, |
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Ob leicht, ob schwer, vereint als Brüder, |
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Die für einander Gott erschuf; |
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Hört nach der Müh' wohl ihre Lieder |
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Voll Lieb' und Dank und heitrer Ruh': |
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Da grüßt er gastlich, läßt sich nieder, |
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Und geht dann immer ab und zu. |
Details zum Gedicht „Der gute Geist“
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142
1769 - 1842
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Der gute Geist“ und wurde von Johann Friedrich Rochlitz verfasst, der von 1769 bis 1842 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche der Romantik einordnen.
Auf den ersten Blick beschreibt das Gedicht offenbar eine Figur, den „guten Geist“, welcher verschiedene Häuser und ihre Bewohner besucht. Er erscheint aber nur bei jenen, die einem bestimmten idealisierten Bild entsprechen.
Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen. Es erzählt die Geschichte eines guten Geistes, der vom „Schoß des ew'gen Vaters“, also Gott, ausgeht und an die Tür jedes Menschenhauses klopft. Der Geist wird als zart und leise dargestellt, ein stilles Gegenbild zu rauen, lauten und von Leidenschaften geprägten Menschen. Häuser, in denen solche Eigenschaften vorherrschen, überhören sein Klopfen. Häuser, die von Sorgen und Zweifel geplagt sind, besucht der Geist, bleibt aber nicht lange. Auch bei denen, die nur träumen und auf Hoffnungen ruhen, hält er sich nur kurz auf. Findet der Geist aber ein Haus, in dem die Bewohner in Harmonie miteinander leben, sich ihrem Tageswerk widmen und Gott danken, dann bleibt er, kommt immer wieder und bringt seinen Segen.
Die Form des Gedichts beinhaltet gleichmäßige vierzeilige Strophen, was eine klare Struktur und Ordnung widerspiegelt, ein typisches Merkmal der Romantik. Die Sprache ist schlicht gehalten und nutzt Metaphern (wie das „Pochen“, das „Haus“ etc.) zur Darstellung der Kontraste zwischen den Menschen und ihrer Lebensweise.
Im Gesamtzusammenhang ist das Gedicht eine Art Allegorie, die „den guten Geist“ als himmlische Instanz darstellt, die ständig um uns herum ist, aber nur bleibt und segnet, wo Harmonie, Arbeitsethos und Dankbarkeit gegenüber Gott vorhanden sind. Es ist eine Ermutigung für die Leser*innen, diese Tugenden zu pflegen, um den „guten Geist“ willkommen zu heißen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der gute Geist“ des Autors Johann Friedrich Rochlitz. 1769 wurde Rochlitz in Leipzig geboren. In der Zeit von 1785 bis 1842 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 142 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Zum Autor des Gedichtes „Der gute Geist“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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