Beatus ille! von Julius Rodenberg

O wie glücklich ist der Mann,
Der – wenn voll die Halme schwanken
Und der Schnitt beginnen kann –
Keinem Menschen braucht zu danken!
 
Von dem Himmel ganz allein
Kam, als ein Geschenk, der Segen:
Floß der warme Sonnenschein,
Troff herab der milde Regen.
 
Kräfte, die von Ewigkeit
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Wirkten, walteten und schufen,
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Waren auch für ihn bereit,
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Ohne daß er sie gerufen.
 
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Licht und Luft und Wasser war
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Immer da, die Frucht zu nähren;
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Und nun rauscht es wunderbar
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Durch den Reichtum seiner Ähren.
 
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Was der Mensch vom Menschen nur
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Mag in bittrem Kampf erlangen:
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Lächelnd reicht es ihm die Flur,
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Beut es ihm der Wiese Prangen.
 
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Sie verlangte nur den Schweiß
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Seiner Stirn ihm zu erwidern:
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Doch um seiner Mühe Preis
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Braucht er sich nicht zu erniedern.
 
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Aufrecht sammelt er und stolz,
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Er, der Freie, Weltentfernte,
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Was der Fluch des andern Gold's
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Nie berührt: das Gold der Ernte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Beatus ille!“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
149
Entstehungsjahr
1831 - 1914
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Beatus ille!“ ist Julius Rodenberg. Er wurde am 26. Juni 1831 geboren und starb am 11. Juli 1914, was dieses Gedicht zeitlich in das späte 19. Jahrhundert und frühe 20. Jahrhundert einordnet, einer Zeit, die von vielerlei gesellschaftlichen Veränderungen und Entwicklungen geprägt war.

Beim ersten Durchlesen entsteht der Eindruck, dass das Gedicht die Freuden und Würde der unabhängigen, selbstständigen Landarbeit idealisiert und glorifiziert. Es wird ein Bild einer Person gemalt, die ihren Lebensunterhalt durch ihre eigene körperliche Arbeit auf dem Land verdient und dabei keiner anderen Person dankbar sein oder Rechenschaft schulden muss.

Im Inhalt des Gedichts wird das lyrische Ich als jemand dargestellt, der die Gaben der Natur erntet – Wärme, Licht, Luft, Wasser und die Früchte des Landes – ohne auf Hilfe von anderen angewiesen zu sein. Diese Gaben werden als von der Natur gegeben und als Berufung des lyrischen Ichs interpretiert. Dem lyrischen Ich wird eine besondere Rolle und Wertschätzung zugeordnet, da es den wirklichen Wert und Reichtum erkennt, den die Natur zu bieten hat, im Gegensatz zu einer Mehrheit, die nur den materiellen Wert von Gold sieht.

Formell besteht das Gedicht aus sieben Vierzeiler-Strophen. Es folgt kein festes Reimschema, was zur Präsentation einer freien und unabhängigen Stimmung beiträgt. Die Sprache ist klar und einfach, aber gleichzeitig sehr bildreich. Durch die Verwendung von Personifikationen, wie die Darstellung der Natur als eine Art Spender von Geschenken, wird die Natur schließlich zu einer aktiven Entität, die mit der Arbeit des lyrischen Ichs in Interaktion tritt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gedicht „Beatus ille!“ von Julius Rodenberg die lobende und ehrfurchtsvolle Darstellung eines unabhängigen Landarbeiters ist, der in direktem Kontakt mit der Natur ist und durch seine Arbeit ihren wahren Wert enthüllt und genießt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Beatus ille!“ ist Julius Rodenberg. Im Jahr 1831 wurde Rodenberg in Rodenberg, Niedersachsen geboren. In der Zeit von 1847 bis 1914 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 149 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Julius Rodenberg sind „Marie vom Oberlande“, „Stromfahrt“ und „Um Mitternacht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Beatus ille!“ weitere 11 Gedichte vor.

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