Der Doppelgänger von August Sturm

Mir ist, es ginge Einer mit
Zur gleichen Zeit im gleichen Schritt.
Und kann ich die Gestalt nicht sehn,
Ich weiß, ich muß zu zweien gehn.
Er hat erreicht, was ich gewollt,
Und alles tat er, was ich sollt!
So faßt mich oft ein böser Wahn:
Sein Auge säh' mich traurig an,
Der Zweifel blitzt mir durch den Sinn –
10 
Ob ich mein eignes Selbst noch bin?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Doppelgänger“

Autor
August Sturm
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1852 - 1923
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht trägt den Titel „Der Doppelgänger“ und wurde von August Sturm verfasst, einem deutschsprachigen Autor des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Somit kann das Gedicht zeitlich der Epoche des Naturalismus oder des frühen Expressionismus zugeordnet werden.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck, dass das Gedicht sehr introspektiv und mit einer gewissen Melancholie und Selbstzweifel gefärbt ist. Das lyrische Ich scheint über seine Identität nachzudenken und fühlt sich von einer Art anderer, spiegelbildlicher Existenz verfolgt oder begleitet.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich von einem anderen, unbekannten Wesen, das mit ihm geht und ihm ähnlich ist - es nimmt sogar seine Handlungen vorweg. Dieses unerkannte Wesen macht ihm Angst, es verursacht Selbstzweifel und weckt eine tief verwurzelte Unsicherheit. Das lyrische Ich ist dadurch offensichtlich verwirrt und stellt seine eigene Identität infrage. Die Idee eines Doppelgängers, der ihm genau gleicht und ihn jedoch erschreckt, verdeutlicht seine innere Zerrissenheit und seine Suche nach Selbstverständnis.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit zehn Versen. Es folgt keiner speziellen Reimstruktur, was eine Modernität und Freiheit in seiner Form vermittelt, die gut zur Thematik passt. Der Ausdruck und die Sprache des Gedichts sind direkt und schlicht, was den inneren Konflikt des lyrischen Ichs klar zum Ausdruck bringt. Die durchgehende Verwendung des Präsens sowie die Verwendung von direkter Rede und Konjunktiv schaffen eine starke Dramatik und Spannung.

Einige Wendungen wie „es ginge Einer mit“, „Sein Auge säh' mich traurig an“ oder „Ob ich mein eignes Selbst noch bin?“ verleihen dem Gedicht eine bildliche Kraft und poetische Schönheit. Sie spiegeln die existenzielle Krise des lyrischen Ichs wider und transportieren seine Gefühle von Fremdheit, Verlust und Verwirrung. Alles in allem ist „Der Doppelgänger“ ein tief bewegendes Gedicht, das zum Nachdenken anregt und die menschliche Natur in Frage stellt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Doppelgänger“ ist August Sturm. 1852 wurde Sturm in Göschitz bei Schleiz geboren. Zwischen den Jahren 1868 und 1923 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 67 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe. Ein weiteres Werk des Dichters August Sturm ist „Lebenslust“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Doppelgänger“ keine weiteren Gedichte vor.

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