Reiche Beschäftigung von Ernst von Wildenbruch

Abends, wenn ich zur Ruhe geh'
Denk' ich an meine Grete,
Morgens, wenn ich früh aufsteh',
Mach' ich's, wie abends späte.
Zwischendurch so am Vormittag
Denk' ich, was sie wohl treiben mag.
 
Mittags- aber und Vesper-Zeit
Sind dem Gedanken an sie geweiht.
Sagt mir nun um des Himmels Willen,
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Wo bleibt mir Zeit, meine Akten zu füllen?
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?Ei, so setze die Nacht daran,
12 
Nachts man trefflich schaffen kann."
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Ja, wie sollt' ich die Nacht versäumen?
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Muß doch von meiner Grete träumen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Reiche Beschäftigung“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1845 - 1909
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Reiche Beschäftigung“ wurde von dem deutschen Schriftsteller Ernst von Wildenbruch verfasst, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die frühe Moderne hinein tätig war. Der erste Eindruck, den das Gedicht hinterlässt, ist ein humorvoller, ironischer und etwas rhetorischer Ton. Es kann möglicherweise als ein Liebesgedicht interpretiert werden.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich über seine konstanten Gedanken an seine Geliebte, 'Grete'. Egal ob er abends zur Ruhe geht oder morgens aufsteht, sein erster und letzter Gedanke des Tages gilt Grete. Auch während des Tages kann er sich selten auf andere Dinge konzentrieren, da seine Gedanken immer wieder zu Grete wandern. Sogar während seiner Arbeitszeit fragt er sich, was Grete wohl gerade tut. Dann kommt ein humorvoller Umschwung ins Spiel, als er überlegt wie er seine Arbeit mit seinen Gedanken an Grete in Einklang bringen kann. Jemand schlägt vor, dass er nachts arbeiten könnte, aber er entgegnet, dass er diese Zeit benötigt, um von Grete zu träumen.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen, die erste mit sechs und die zweite mit acht Versen. Diese variierte Versanzahl bricht mit den klassischen Formen der Gedichtgestaltung, was dem gesamten Gedicht einen leicht unkonventionellen Charakter verleiht. Die Sprache des Gedichts ist einfach, alltäglich und direkt, was den ironisch-humorvollen Ton unterstützt. Die rhetorischen Fragen innerhalb des Gedichts unterstreichen die Beschäftigung des lyrischen Ichs mit Grete und seiner daraus resultierenden Zeitknappheit im Alltag.

Insgesamt kann das Gedicht als eine humorvolle Darstellung obsessiver Liebe aufgefasst werden, die dazu führt, dass man kaum noch Zeit für andere Dinge im Leben hat. Es wirft dabei ein ironisches Licht auf die Prioritäten im Leben und kann als leicht kritischer Kommentar auf sehr absorptive Beziehungen gesehen werden.

Weitere Informationen

Ernst von Wildenbruch ist der Autor des Gedichtes „Reiche Beschäftigung“. 1845 wurde Wildenbruch in Beirut (Libanon) geboren. In der Zeit von 1861 bis 1909 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 81 Worte. Weitere Werke des Dichters Ernst von Wildenbruch sind „Weihnacht“ und „Der Alte beim Schützenfest“. Zum Autor des Gedichtes „Reiche Beschäftigung“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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