Brecht, Bertolt - Leben des Galilei (Analyse 14. Bild)
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Referat
Bertolt Brechts Theaterstück „Leben des Galilei“ – Analyse 14. Bild
Der vorliegende Text, „Leben des Galilei“, 14. Bild, wurde von Bertolt Brecht geschrieben. Von der Forschung werden drei Fassungen von Bertolt Brechts Buch „Das Leben des Galilei“ unterschieden. Alle wurden noch zu Lebzeiten Brechts veröffentlicht und sind als erste, zweite, dritte Fassung, oder nach dem Ort ihrer Entstehung benannt. Eine sogenannte Dänische (1. Fassung), Amerikanische (2. Fassung) und eine Berliner Fassung (3. Fassung). In meiner Interpretation möchte ich jedoch nur auf die dänische Fassung eingehen.
Die erste Fassung wurde 1938/39 von Bertolt Brecht im dänischen Skovsbostrand verfasst und beinhaltet 13 Szenen. Diese Fassung wird als Urfassung bezeichnet, welcher später noch eine 14 Szene hinzugefügt wurde.
Zwischen der dänischen und den späteren Fassungen gibt es eine Vielzahl von Unterschieden, die wichtigsten betreffen die 8. Szene („Haus des Galilei“), die 10. („Palast der Medici“) und die 13. Szene („Landhaus“).
So werden in der 8. Szene zwei Textstellen gänzlich gestrichen, da sie Bezug auf das listige Verhalten unter repressiven politischen Verhältnissen nehmen. Zum einen die Eröffnung der Szene, in der Galilei einen Vortrag hält, der verschiedene Zitate aus Bacons „Novum Organum“ enthält. Zum anderen wird Galilei von älteren Gelehrten, die in späteren Fassungen gestrichen sind, gefragt, ob man dem Dekret von 1616 folgen, aber trotzdem schweigen solle. Er beantwortet dies mit der Parabel: „Maßnahmen gegen die Gewalt“. In der 13. Szene wird Galilei von seiner Tochter und einem Beamten der Inquisition bewacht, um nicht weiter an seinen Forschungen arbeiten zu können. Einem Arzt, der ihn untersucht, täuscht er vor erblindet zu sein. Galileis Verhalten ist widersprüchlich, da er sich einerseits verurteilt, da er moralisch und politisch versagt hat, aber auch weitergeforscht hat und seine Ergebnisse veröffentlicht sehen will. Im Frühjahr 1939 fügt er positiv wertende Anspielungen auf die geglückte Kernspaltung hinzu, welche aber ebenso wie die Ermahnung Galileis an Andrea in Deutschland vorsichtig zu sein, in der 2. Fassung gestrichen werden.
„Leben des Galilei“ wurde 1938/39 geschrieben und befasst sich mit dem Zusammenhang „Wissenschaft und Verantwortung“. Galileo Galilei versuchte zu Lebzeiten den Menschen beizubringen, dass das kopernikanische Weltbild das Richtige sei. Er stieß dabei aber nur auf Widerstände, sowohl vonseiten der Christlichen, der Fürsten und auch das Volk verschmähten seine Ansichten.
Analyse 14. Bild
In dem vorliegenden Schlussmonolog kreidet Galilei der Wissenschaft an, dass sie nur dem dient, der sie bezahlt und dass die Wissenschaft nur Antworten nach Wunsch liefert. Er vergleicht die Wissenschaft mit einem Wollhändler und zeigt dabei sehr deutlich, dass er es nicht in Ordnung findet, wenn „ein Mitglied der wissenschaftlichen Welt auf seine etwaigen Verdienste als Forscher verweist, wenn er versäumt hat seinen Beruf, als solchen zu ehren und zu verteidigen gegen alle Gewalt“ [Zeile 24-29]. Ein Wollhändler kann nämlich nicht nur billig einkaufen und solide Wolle liefern, sondern er muss auch wissen, ob der Handel mit Wolle überhaupt erlaubt ist und somit vor sich gehen kann.
Man merkt in der dänischen Fassung, dass Galileo Galilei sich zwar bewusst ist, dass er selbst einmal ein Wissenschaftler war, aber da die Wissenschaft nicht an sein Weltbild glaubt, ist Galilei klar geworden, dass die Wissenschaft nur von Fakten lebt, die eindeutig und ohne Widerspruch gegeben werden können und nicht von Meinungen, da man „die Fakten nicht den Meinungen unterwerfen darf, sondern die Meinungen den Fakten unterwerfen muss“ [Zeile 31-34].
Da diese Sätze in der Wissenschaft sehr hochgehalten werden und ohne jegliche Einschränkung zu beachten sind „muss die Wissenschaft dafür kämpfen, dass sie auf allen Gebieten geachtet werden“ [Zeile 39-41]. Nach Galilei kann es sich die Wissenschaft nicht erlauben, wenn etwas passiert wegzugucken und zu sagen, dass es sie [die Wissenschaft] nichts angeht.
Das Galilei kein Wissenschaftler mehr ist, schiebt er der Wissenschaft allein zu, da er sich nicht der Vernunft beugt, sondern an dem kopernikanischem Weltbild weiterhin festhält und es beweisen will. Die Wissenschaft versucht seiner Meinung nach die Menschen, die wie Galilei denken oder arbeiten zu verjagen, da sonst niemand mehr an die Wissenschaft, sondern nur noch an die „Andersdenkenden“ glaubt.
Dass die Wissenschaft sich auf diese Art und Weise erhalten muss, wird durch einen bildhaften Vergleich dargestellt. „Wenn die Hand, die sie füttert, ihr gelegentlich und ohne Warnung an die Gurgel greift, wird die Menschheit sie abhauen müsse“ [Zeile 50-53]. Mit diesem sprachlichen Mittel beweist Brecht, dass es für die Wissenschaft notwendig war Galilei nicht mehr als Wissenschaftler anzusehen.
Ich finde, dass in dieser Fassung sehr gut zum Ausdruck kommt, wie Galilei gefühlt haben muss, als seine Ansichten zum kopernikanischen Weltbild verschrien wurden. Es kommt klar zum Ausdruck, wie, in den Augen von Galilei, die Wissenschaft funktioniert und warum Galilei nicht mehr als Wissenschaftler angesehen wurde.
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Galilei zwar offiziell kein Wissenschaftler mehr war, aber da Galilei eine ganz andere Sicht für den Begriff Wissenschaft hat, war Galilei in seinen eigenen Augen wohl doch noch ein Wissenschaftler.
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