DDR - Flucht aus der DDR
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Referat
Flucht aus der DDR
1. Arten der Flucht
Wege der Flucht - FLUCHT macht erfinderisch
- Hilfsmittel Laufe d. J. immer ausgefeilter
- um ständig perfektionierte DDR- Grenzsicherungssystem überwinden zu können
- Ziel Fluchtversuche fast allen Fällen BRD
- viele zunächst in 3. Staaten - Weiterreise BRD mgl.
- riskante mgl.:
- Spektakulär:
- durch Flucht-Tunnel in Berlin
- auf dem Luftwege mit Heißluftballonen oder Leichtflugzeugen
- mehrere umgebaute Autos
- ein Mini-U-Boot, von dem sich ein Flüchtling durch die Ostsee ziehen ließ
- selbstgebaute Motordrachen ausgestattet z.B. mit einem Trabant-Motor und dem Tank eines Jawa - Motorrads
- versteckt in einer Lautsprecherbox oder in einer Musiktruhe wurde aus der DDR geflüchtet
- Weniger spektakulär kaum weniger gefährlich:
- Fluchtversuche über die Ostsee
- durch diverse Flüsse
- od. „Grasgrenze“ etc.
- Spektakulär:
- Weniger riskante Mgl. z. Flucht legalen Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet(NSW)-Aufenthalten im Ausland
- Behörden („Organe“) DDR erteilten Reisegenehmigungen nur f. Menschen: ideologisch gefestigt( politisch zuverlässig), enge Familienbindungen in der DDR hatten oder aus anderen Gründen geringe Fluchtgefahr angenommen wurde
- Mitgliedschaft SED = Vorteil
- 1989 Flucht zahlreicher DDR-Bürger über nunmehr offene ungarische Grenze und über die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechoslowakei und Polen
- trug mit zur s.g. „Wende“ bei, die die deutsche Wiedervereinigung einleitete
Ostsee Beispiel
- Peter Döbler (geb. 1940 in Rostock) plante Flucht aus DDR, seit er während seines Medizinstudiums die Einschränkungen der DDR-Regierung zu spüren bekam.
- Chirurg schwamm Juli 1971 von Kühlungsborn in Richtung der Ostseeinsel Fehmarn
- Kurz vor Staberhuk (Insel Fehmarn / Schleswig-Holstein) zogen ihn Urlauber aus Wasser
- Peter Döbler benötigte für die 48 Kilometer 25 Stunden
- Für Schulfreund Erhard Schelter besorgte er in BRD die für eine Flucht über die Ostsee notwendige Ausrüstung & ließ ihm diese über Schelters Schwester Roswitha, die im Westen lebte, jahrelang auf offener Transitstrecke nach und nach übergeben.
- hat außerdem sämtliche Informationen von Peter Döbler aus der BRD an Erhard Schelter in DDR weitergeleitet
Elbe Beispiele
Bericht der Elbe-Jeetzel-Zeitung vom16.Juni 1977 - Protokoll des Schreckens
- 20. April 1956 stirbt Gefreite der kasernierten Volkspolizei Harry Moll, nach geglücktem Durchschwimmen der Elbe bei Drethem Erschöpfung
- 5. August 1962 entdeckt man Leiche 15-jährigen Gerd Knönenkamp bei Brakkede
- bei Flucht beschossen
- 20. Oktober 1963 tritt Bernhard Simon aus Neurode am Wirler Zipfel auf eine Mine
- linke Bein abgerissen
- mit ihm flüchtender Bruder schleppt den Schwerverletzten noch auf das Gebiet der Bundesrepublik - Bernhard Simon stirbt
- 18. Juni 1967 versuchen die Lehrerin Bärbel Elli Richter aus Aschersleben und ihr Ehemann in Taucherausrüstung die Elbe zu durchschwimmen
- Frau gerät in ein bei Schnackenburg ausgelegtes Fischernetz - ertrinkt
- in Nacht zum 15. September 1967 hört man in Schnackenburg Hilferufen. Vier Tage später wird Leiche Manfred Hube aus Leussow geborgen
- ertrank
- 8. Oktober ertrinkt Karl-Heinz Bösel aus Erfurt bei einem Fluchtversuch über die Elbe gegenüber von Schnackenburg
- 15. Januar 1969 glückt dem Diplomingenieur Bernhard Wolfgang Zill aus Leipzig fast die Flucht durch die Elbe
- erreicht unterhalb Schnackenburg westliche Ufer
- auf Transport nach Schnackenburg stirbt - Unterkühlung
- 17. Dezember 1970 wagen zwei Schüler Flucht über Elbe
- 15-jährige Rainer Bahlhorn aus Sixte im Kreis Hagenow ertrinkt im eiskalten Wasser
- Freund, 14-jährige Reinhard Bergunde kann sich noch einen Kilometer weiter bis zur Elbuferstraße bei Tießau schleppen - wird gerettet
“SM 70“ - Beispiel
- 17. Januar 1973 Hans-Friedrich Franck 1. Opfer Tötungsmaschine "SM 70"
- Überklettern d.3. einreihigen Metallgitterzaunes südöstlich von Blütlingen(Ort nähe Elbe) berührt er den Draht eines Trichtersprengsatzes der Selbstschussanlage
- schwerverwundet (Schlagader d. linken Oberschenkel zerrissen) überklettert noch 3,20 Meter hohen Metallgitterzaun & schleppt sich auf westl. Gebiet
- Stundenlang kämpft im Dannenberger Krankenhaus ein Ärzteteam um das Leben des Mannes
- Vergeblich
- letzte Ruhestätte findet Franck in Dannenberg
2. Problematiken bei der Flucht
- Überwachung Ostseeküste obliegt Grenzbrigade „Küste“
- verfügte über 3 Bootsgruppen mit insg. 18 Wachbooten des Typs „Kondor“
- Elbeabschnitt zw. Schnackenburg und Lauenburg sicherte DDR am Ufer mit Grenzkompanien & Elbe mit 24 Streifen- und Streckenbooten
- Gesamtstärke der „Grenztruppen der DDR“ ca. 47.000 Mann
- Schusswaffengebrauch:
- im Grenzdienst u a. durch Dienstvorschrift „DV 30/10“ geregelt auf dieser Dienstvorschrift beruhenden Befehle nur mündl. s.g. ‚Sattelbefehle“
- muss auf jeden Flüchtling, der sich in unmittelbarer Nähe des Grenzhindernisses befindet, sofort gezielt geschossen werden.
- Anruf oder Warnschuss nur zugelassen, wenn bis zum Metallgitterzaun vom Flüchtling noch mind. 50 Meter zu überwinden
- Liegt Angeschossene im Bereich d. Grenzsicherungsanlagen, so darf er nicht sofort geborgenen werden Bergung bleibt der hinzu gerufenen Alarmgruppe vorbehalten
- im Grenzdienst u a. durch Dienstvorschrift „DV 30/10“ geregelt auf dieser Dienstvorschrift beruhenden Befehle nur mündl. s.g. ‚Sattelbefehle“
- seit 1984 keine Selbstschussanlagen mehr am vorderen Metallgitterzaun montiert auch Minen aufgenommen wurden
- Schießbefehl eine noch größere Bedeutung bek. als bisher
in dem Gesetz:
…nach Möglichkeit ist „das Leben von Personen zu schonen“, und „falls möglich“ soll auf Jugendliche und Frauen nicht geschossen werden. Noch immer wird in allen Grenzkompanien bei der täglichen Befehlsausgabe befohlen: „Sie sind eingesetzt im Abschnitt X mit der Aufgabe, Grenzdurchbrüche in beiden Richtungen nicht zuzulassen, Grenzverletzer aufzuspüren, festzunehmen oder zu vernichten.“
- deutlicher Befehl
Gesetzliche Regelungen
Bestrafung des Versuchs, vom Recht auf Freizügigkeit Gebrauch zu machen
- innerdeutschen Sperranlagen entsprechen Strafvorschriften der DDR gegen Personen, die sich des „ungesetzlichen Grenzübertritts“ (§ 213 Strafgesetzbuch der DDR)„schuldig“ machen
- Freiheitsstrafe bis zu 2 J. bestraft, „wer für sich oder einen anderen eine Genehmigung zum Betreten oder Verlassen der Deutschen Demokratischen Republik erschleicht oder ohne staatliche Genehmigung das Gebiet der DDR verlässt oder in dieses nicht zurückkehrt.“
- Vorbereitung & Versuch = strafbar
- schweren Fällen: Täter mit Freiheitsstrafe von 1 J. - 5 J.
- „Republikflucht“ waren ständig mind. 2.500 Menschen in der DDR inhaftiert.
3. Gründe:
nach Befragen von Flüchtlingen aus der DDR im Juli 1961
- Ablehnung der Ideologie und von Parteiaufträgen
- Ablehnung des Schulsystems, Nichtzulassung zur Oberschule oder Hochschule
- Verpflichtung zum Spitzel gegen die Mitbürger
- Aufforderung zu "gesellschaftspolitischer Betätigung"
- Verpflichtung zum Eintritt in die Armee
- Widerstand gegen das Regime
- Verfolgung von Beziehungen zum Westen
- Verstöße gegen das Passgesetz
- Politische Häftlinge
- Verstaatlichung der Wirtschaft
- Kollektivierung der Landwirtschaft
- Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Normenerhöhung
- Verstöße gegen Wirtschaftsgesetze
- Familienzusammenführung
- Wunsch nach besseren Einkommens- und Wohnungsverhältnissen
4. Flüchtlinge in Zahlen
Die Flucht aus der DDR und Ost-Berlin
s. Folie
5. Opferzahlen
Die erschütternden Fakten
- deutsch-deutsche Grenze verlor mit Mauerfall ihren jahrzehntelangen Schrecken
- auch heute, nach ü.10 J. Archivrecherchen, Mitteilungen von Angehörigen & Zeugen immer noch z. Bekannt werden neuer Todesfälle bei Flucht aus DDR
- Gesamtzahl der Grenztoten dürfte mittlerw. vollst
- folgende Statistik aus 1997 & zeigt, wie schleppend die Wahrheit ans Licht gekommen
- betreffenden Jahr offiziell bekannte Zahl der Toten (Stand: jeweils August d. J.):
1989 (Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter)
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197
|
1992.....................................................
|
372
|
1993.....................................................
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588
|
1994.....................................................
|
807
|
1995.....................................................
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825
|
1996.....................................................
|
899
|
1997.....................................................
|
916
|
- unter insges. 916 Opfern:
- über 40 Kinder und Jugendliche
- mehr als 30 Frauen
- Alter: zw: 1 (!) und 86 Jahren
- letzte Todesopfer, Dietmar Pommer, 30.10.1989 v. poln. Behörden aus Oder geborgen
6. Notaufnahmelager Marienfelde
- Notaufnahmelager Marienfelde Berlin-Marienfelde war 1 v.3 Lagern, das nach Bundesnotaufnahmegesetz Notaufnahmeverfahren f. Deutsche aus DDR & Ost-Berlin abwickelte
- seit 1948 zogen zunehmend Menschen aus damaligen SBZ in Westzonen bzw. nach West-Berlin
- speziell f. Berlin war dieser Zustrom angesichts katastrophalen Versorgung mit Wohnraum ein großes Problem
- erste Teilabschnitt d. Lagers mit zehn Wohnblocks für ca. 2.000 Flüchtlinge 14. April 1953 eingeweiht
- Betrieb im Lager begann erst im August 1953 auf dem Höhepunkt einer Flüchtlingswelle als Nachklang des 17. Juni 1953
- bis 1961 Lager ständig ausgebaut, trotzdem fast immer überbelegt
- Schlagartiger Rückgang d. Flüchtlingszahlen nach 13. August 1961
- Bau d. innerstädtischen Grenzsicherungsanlagen auf Nahe Null zurück
- Teile des Lagers f. Wohnzwecke freigegeben
- Lager blieb bestehen, um weiter Flüchtlinge & vor allem Übersiedler aus DDR & später auch Aussiedler aus anderen Staaten aufzunehmen
- 1989 schwillt Flüchtlingsstrom wieder dramatisch
- Ausreisemgl. aus DDR wurden besser -> Zahl Flüchtlinge stieg
- nach 9. November 1989 kam es z. Sturm auf Lager
- Fabrikgebäude i.d. Nähe angemietet, um mit Flüchtlingsstrom fertig zu werden
- ab 30. Juni 1990 ruhiger im Lager
- 1993 verließen letzte Flüchtlinge & Übersiedler Notaufnahmelager Marienfelde
- Lager wird Zentrale Aufnahmestelle des Landes Berlin für Aussiedler
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