Türkei - Aufnahme in die EU (eigene Meinung)

Schlagwörter:
Europäische Union, Beitrittsverhandlungen, Europa, Beitritt der Türkei, Integration, Verhandlungen, Europa, Istanbul, Gespräche, Opposition, Menschenrechte, Referat, Hausaufgabe, Türkei - Aufnahme in die EU (eigene Meinung)
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Referat

Ist die Türkei bereit für die EU?

Am 17. Dezember 2004 hat die EU nach mehrjährigen Vorgesprächen der Türkei zugesagt ab 3.Oktober 2005 Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. Seit geraumer Zeit ist der mögliche Beitritt der Türkei Gesprächsstoff in der deutschen Bevölkerung. Die Oppositionsparteien CDU/CSU sind gegen einen Beitritt, sie bevorzugen den Status einer „privilegierten Partnerschaft“, während die Parteien SPD und Grüne der Regierungskoalition die Aufnahme „ergebnisoffener“ Verhandlungen mit der Türkei mit dem Ziel einer Vollmitgliedschaft befürworten.

Überspitzt formuliert könnte man fragen: Sollte man sich im 21.Jahrhundert noch immer vor einfallenden Osmanenstämmen in Europa fürchten?

Was spricht gegen einen Beitritt, was spricht dafür?

Einerseits würde ein Beitritt der Türkei bedeuten, dass eventuell die europäische Identität verloren geht, weil Kultur und Religion verschieden sind. Geographisch gesehen ist nur ein winziger Teil der Türkei europäisch, im Falle eines Beitritts könnten auch andere geographisch nichteuropäische Staaten beanspruchen ein Teil der EU zu werden (z.B. Algerien oder Marokko). Das Gefälle zwischen der ländlichen und städtischen Bevölkerung in der Türkei ist enorm, während Städte wie Istanbul mit europäischen Standards mithalten können verläuft das Leben auf dem Lande für europäische Wertvorstellungen noch archaisch. Dort gilt zum Teil noch die Blutrache, die Zwangsheirat ist gesellschaftlich akzeptiert.

Kann sich die Türkei in Europa integrieren, wenn sich schon ein Teil der in Berlin lebenden Türken nicht integrieren kann?

In Bezirken wie Kreuzberg, Wedding oder Neukölln gibt es eine offensichtliche Verslumung, türkische Immigranten sind nicht bereit sich zu integrieren oder die deutsche Sprache zu lernen, es entstehen Parallelgesellschaften. Mit der EU Osterweiterung sind relativ wirtschaftlich schwache Länder der EU beigetreten, mit der Aufnahme von Rumänien und Bulgarien im Jahr 2007 werden weitere wirtschaftlich schwache Länder folgen. Die Türkei wäre das nach Deutschland bevölkerungsreichste Land der EU. Eine weitere starke Stimme im Parlament, auf Grund seiner Größe, welche aber andere Werte vertritt. Dies könnte zu einer Verwässerung des europäischen Gedanken führen und somit die Organe der EU handlungsunfähig machen. Andererseits ist die Bevölkerung in vielen Länder der EU überaltert, um unseren jetzigen Wohlstand zu halten brauchen wir mehr Arbeitskräfte aus geburtenstarken Ländern wie der Türkei, weil selbst in ehemals geburtenreichen Ländern der EU wie in Italien oder in Irland die Geburtenrate zurück geht. Die Türkei würde für Europa eine Brücke in den Nahen Osten bilden und könnte so als Vorbild einer praktizierenden westlichen Demokratie für die anderen muslimischen Ländern dienen.

Wenn die EU sich gegen einen Beitritt der Türkei entscheidet, könnte die Türkei sich als Ergebnis von Europa isolieren, weitere Befürchtungen sind dann die radikale Islamisierung der Türkei und damit auch eine starke Bedrohung für Europa, insbesondere in den Ländern wo bereits seit Jahrzehnten starke türkische Bevölkerungsgruppen leben. Außerdem wäre die Türkei bei einen Beitritt ein geostrategischer wichtiger Partner für Europa auf Grund der aus dem Kaukasus kommenden Öl Pipeline, was Europa unabhängiger vom russischen und dem arabischen Öl machen würde. Die Türkei hat eine stark aufstrebende Wirtschaft mit guten Wachstumsraten und ein zunehmend pro-europäisch orientierter Teil der türkischen Bevölkerung ist geradezu enthusiastisch für einen EU-Beitritt wie der Empfang des türkischen Ministerpräsidenten nach seinen Europa-Verhandlungen in seinem Heimatland gezeigt hat. Sicherlich würde es lange dauern bis die Türkei mit ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen die geforderten Kriterien für einen Beitritt erfüllen könnte.

Dennoch halte ich es wichtig sich die Türkei nicht zum Feind zu machen und die Chance eines EU Beitritts offen zu halten, in den nächsten 10-20 Jahren kann sich in der Türkei viel ändern. Der Ministerpräsident Erdogan hat schon einige Reformen in der Türkei umgesetzt und die Rechte von Minderheiten wie die der Kurden gestärkt. Eine jetzige Aufnahme der Türkei ist jedoch eindeutig verfrüht, denn im Augenblick sollte die EU ihre Beziehungen zu den neuen, aus der Osterweiterung hervorgegangenen Staaten vertiefen und festigen, anstatt weiter zu expandieren, sonst könnte der europäische Gedanke bloß eine Utopie bleiben.

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