Dissoziative Identitätsstörung

Schlagwörter:
Ursprung, Ursachen, Diagnose, Therapie, DIS, Multiple Persönlichkeitsstörung, Referat, Hausaufgabe, Dissoziative Identitätsstörung
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Referat

Dissoziative Identitätsstörung

Gliederung:

1. Definition
2. Ursprung
3. Ursachen
4. Diagnose der Krankheit
5. Therapie

Definition
Die Dissoziative Identitätsstörung (im Folgenden DIS), die auch Multiple Persönlichkeitsstörung genannt wird, ist eine psychische Störung, bei der die Identität beeinträchtigt wird. Darunter versteht man die Fähigkeit bzw. Veranlagung, mehrere (Teil-) Persönlichkeiten auszubilden. Dabei ist es möglich, dass diese Persönlichkeiten abwechselnd auftreten und sich dabei von der Existenz der anderen bewusst sind, oder auch, dass sie fragmentiert, sprich völlig voneinander abgetrennt auftreten können und somit die eine von der Existenz der anderen nichts weiß. Früher wurde oft irrtümlich ein Zusammenhang zur Schizophrenie hergestellt.

Ursprung
1973 wurde mit dem Fall „Sybil“ zum ersten mal öffentlich von der Multiplen Persönlichkeitsstörung geredet, und der Begriff kam in Mode, aufgrund dessen meldeten sich im Anschluss mehrere hundert Menschen in den gesamten USA, die vorgaben, an dieser Krankheit zu leiden. Vor 1973 waren es lediglich weniger als 10 bekannte Fälle.



Ursachen
In der Regel wird die Störung auf schwere Traumatisierungen im Kindesalter zurückgeführt, also länger andauernde Misshandlungen und Vernachlässigung sowie im besonderen sexueller Missbrauch, oder extreme Erlebnisse mit Verletzten und Toten wie z.B. durch Mord, Krieg, schwere Unfälle, Katastrophen, besonders wenn die Familie betroffen ist. Studien ergaben, dass die Ursache zu 75% sexueller Missbrauch, oftmals in Kombination mit Misshandlungen ist.
Die Fähigkeit zur Dissoziation, also die Veranlagung ist im Grunde in jedem vorhanden und wurde von jedem durchlebt. Gerade Kinder in Todesgefahr oder schwer traumatisierenden Situationen sind oftmals gezwungen, diese Fähigkeit auszubauen, also sozusagen in eine Welt zu flüchten, um der Realität zu entgehen und (insbesondere bei sich ständig wiederholender Gewalt) zu einem kontinuierlichen Zustand zu machen, um dies zu verarbeiten.
Nach psychologischen Theorien handelt es sich also um ein effektives Abwehrsystem zum Zwecke des Überlebens. Auf psychischer Ebene werden hierfür unterschiedliche "Personen" erschaffen (im Fachjargon: Persönlichkeitszustände dissoziiert). Diese passen sich an die widersprüchlichen und miteinander unvereinbaren (für Kinder oft auch unverständliche) Umwelt- und Überlebensbedingungen an, damit sie dort ihre teilweise gegenteiligen Aufgaben besser erfüllen zu können und sich somit gegenseitig nicht behindern. Dadurch kann der Körper trotz schweren psychischen Belastungen weiterhin funktionieren.
Im Erwachsenenleben ändern sich jedoch die Ansprüche der Umwelt und die Konstanz des Charakters, d.h. man ist seltener Stimmungsschwankungen ausgesetzt und kann auch mit einem „Nein“ besser umgehen, als Vergleichsweise im Kindesalter. Doch das System ist immer noch "scharf" und kann durch sogenannte "Trigger" wieder aktiviert werden. Trigger können ganz unterschiedlicher Art sein, sie erinnern die Person meist an das frühe traumatische Erlebnis, z.B. durch ähnliche Gerüche, Emotionen (z.B. Hilflosigkeit) oder ein ähnliches Umfeld. Beeinträchtigt dies das Leben der Person in starker und schädigender Weise, wird es pathologisch genannt.
Das Aufspalten der Persönlichkeit, kann ohne das Mitwissen anderer geschehen, sodass dies meist lange von den Mitmenschen nicht bemerkt wird. Dieser Vorgang wird „Internalisierung“ genannt und äußert sich durch längere Dämmerzustände, ein verfall in eine tiefe Trance oder Wahnvorstellung.
Externalisierte Dissoziationen treten auf, wenn die abgespaltenen Teil-Persönlichkeiten sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Die Persönlichkeit hat dann eine andere Identität, andere Vorlieben, die denen der Ursprungs-Persönlichkeit meist konträr gegenüberstehen. Die dissoziierte Persönlichkeit kann meist Dinge ausleben, die die Ursprungs-Persönlichkeit für Tabu erklärt oder verdrängt hat. Dementsprechend kann sie in Herkunft, Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung und dem extro- bzw. introvertiertem Verhalten das genaue Gegenteil des ursprünglichen Persönlichkeitszustands sein. Allgemein wird durch die Dissoziation das Ausleben unterdrückter Bedürfnisse ermöglicht.

Während die Ursprungs-Persönlichkeit zumeist die dissozierten Persönlichkeiten nicht wahrnimmt, sondern diesbezüglich einer Amnesie unterliegt, kann sich die abgespaltene sekundäre Persönlichkeit (im Fall einer zweigeteilten Persönlichkeit) teilweise sehr wohl der anderen Persönlichkeitszustände bewusst sein und sich auch in Äußerungen oder Handlungen auf diese beziehen.
Trauma-Forscher sowie verschiedene Gehirn-Forscher haben jedoch noch weitere Mechanismen auf biologischer Ebene aufgedeckt: so wird unter akuter Lebensbedrohung nicht nur die Informationsverarbeitung im Gehirn in speziellen Trauma-Modi betrieben, sondern dazu werden auch Nervenbahnen im Gehirn getrennt und verändert. Dauerhafte Trennungen und Umverdrahtungen sowie eine Schrumpfung dieser Region ist in Tierversuchen nachgewiesen worden. Es gibt starke Hinweise darauf, dass diese Umstrukturierung auch bei (häufig durch Trigger ausgelöste) Flashbacks von Trauma-Opfern aktiviert werden und höchstwahrscheinlich auch bei der Entstehung von DIS eine zentrale Rolle spielen.
DIS wird oftmals erst nach langen Jahren der Therapie diagnostiziert, da zum einen viele Symptome auf andere Erkrankungen ebenfalls passen, und zum anderen, weil die Betroffenen gelernt haben, z.B. typische Symptome wie "Zeitverlust" zu leugnen bzw. anderweilig zu erklären. Außerdem gibt es in Bezug auf DIS noch große im Lücken im Wissen der Psychiater.
Die dissoziative Identitätsstörung weist eine hohe Schnittmenge mit anderen psychischen Störungen auf, wie z.B. Depressionen, Angststörungen oder auch Persönlichkeitsstörungen wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung (draußen hängt dazu ein Poster) oder der Schizophrenietypischen Persönlichkeitsstörung. Viele Patienten leiden auch unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (nach einer Studie im Jahre 1993 etwa 80%).


Diagnose der Krankheit
Patienten mit einer dissoziativen Identitätsstörung weisen zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeiten (Alters) auf, die jeweils eigene Gedanken, Erinnerungen, Verhaltensweisen und Gefühle hervorbringen. Man unterscheidet drei Arten der Beziehungen zwischen den Subpersönlichkeiten:
• Wechselseitige Amnesie: Die Alters kennen sich nicht.
• Wechselseitiges Wissen: Die Alters kennen sich, häufig beobachten sie einander, treten aber nicht miteinander in Kontakt. Manchmal können sie sich durch Stimmen bemerkbar machen. Diese sind aber nicht mit akustischen Halluzinationen zu verwechseln, da die Stimmen von den Betroffenen "im Kopf" wahrgenommen werden und nicht außerhalb, wie es beispielsweise bei einer Schizophrenie der Fall ist.
• Einseitige Amnesie: Nur manche der Alters wissen von der Existenz der anderen.
Verschiedene Verfahren zur Bestätigung der Diagnose sind nach wie vor umstritten: es existieren zwei verschiedene Verfahren, in denen jeweils unterschiedliche Hirnstromkurven nachgewiesen werden:
• Mit Hilfe von Tabletten (Sodium) wird ein trance ähnlicher Zustand hervorgerufen, in dem sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten herauskristallisieren.
• Hypnose kann den Zugang zu den verschiedenen Persönlichkeiten ohne chemische oder physikalische Hilfsmittel ermöglichen, ist aber wegen der dabei möglichen Beeinflussung äußerst umstritten.
• Ein anderes Verfahren, welches die Gehirnbahnen misst, ermöglicht den Nachweis, dass jeder der Alters unterschiedliche Nervenbahnen verwendet. Ein niederländisches Team fand nach Tests an elf unterschiedlichen Personen heraus, dass jede Persönlichkeit ihr eigenes "Netzwerk" an Nerven verwenden zu scheint, um Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen bzw. zu unterdrücken.
Die Abgrenzung zu anderen Störungen ist wie bereits erwähnt schwierig. Besonders schwierig ist die Unterscheidung von der Borderline-Störung oder anderen Persönlichkeitsstörungen, der Schizophrenie oder der Posttraumatische Belastungsstörung (Posttraumatic Stress Disorder, PTSD):
• So leiden Patienten mit einer Borderline-Störung unter häufigen Stimmungsschwankungen, oft ohne von außen erkennbaren Grund. Diese können auf den ersten Blick wie verschieden aufgeteilte Persönlichkeiten wirken. Außerdem sind schwerwiegende Identitätsstörungen typisch für das Krankheitsbild.
• Auch manche Formen der Schizophrenie weisen Ähnlichkeit zu Symptomen der multiplen Persönlichkeitsstörung auf: Manche dieser Patienten erleben Stimmen, die ihre Handlungen kommentieren, beobachten oder versuchen zu beeinflussen.
• Die Posttraumatische Belastungsstörung weist außerdem für die DIS typische Symptome auf. Häufig fühlen die Patienten sich auch von sich selber entfremdet.

Therapie
Viele Erkrankte begeben sich in Therapie, weil sie unter Angstanfällen, sonstigen Beschwerden (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Krämpfen, Störungen des Essverhaltens oder der Verdauung), „Flashbacks“ (Bilder aus der Vergangenheit, die blitzartig erscheinen und wieder verschwinden) leiden. Oft werden sie auch von Stimmen, die sie in ihrem Inneren hören, begleitet. Viele verletzen sich zudem immer wieder selbst, oder versuchen sogar, das ganze „System“ (die Gruppe der Persönlichkeiten") zu vernichten oder einzelne zu "bestrafen".
Die meisten der Betroffenen fürchten, für "verrückt" gehalten zu werden, und begeben sich erst dann in Behandlung, wenn sie ihren Alltag alleine nicht mehr bewältigen können. Sie haben Angst sich dem Problem zu stellen und von den Dingen zu erzählen, die sie quälen . Zusätzlich belastend ist, dass ihr Krankheitsbild von Ärzten und Psychiatern häufig nicht ernst genommen wird.
Für viele beginnt damit der "Marathon" von Therapeut zu Therapeut, von Klinikaufenthalt zu Klinikaufenthalt, von Diagnose zu Diagnose. Mancher wird für schizophren gehalten und entsprechend medikamentös ohne Erfolg behandelt, notfalls, als Borderliner eingestuft oder als für Therapie unzugänglich entlassen.
Es gibt wenig Therapeuten, die in der Lage sind, DIS / MPS zu erkennen. Die Therapie ist sehr langwierig und schwierig und sollte generell nur bei ausgebildeten Psychotraumatologen durchgeführt werden. Nicht immer kann den Betroffenen geholfen werden.
Bei einer Therapie wird versucht, möglichst alle einzelnen Persönlichkeiten zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Im Gegensatz zu englischen Methoden, die als Behandlungsansatz die Zerstörung der einzelnen Persönlichkeiten haben, haben sich in den USA, den Niederlanden und zunehmend auch in Deutschland Methoden zur Kontrolle und Kooperation der Persönlichkeiten als erfolgreich erwiesen. Im Idealfall ist eine Verschmelzung der Persönlichkeiten anzustreben, was jedoch nur selten gelingt. Zunächst muss in einer oft jahrelangen Therapie eine genügende Stabilisierung erreicht werden. Als letzter Schritt wird dann eine Re-Integration in das Alltagsleben durchgeführt.
Zunehmend wird von Therapeuten, die in diesem Bereich Arbeiten beschrieben, dass in einem System neben den eigenständigen Persönlichkeiten teils hochfunktionalisierte Persönlichkeiten existieren.
Studien zu folge nimmt die Anzahl der Erkrankungen immer weiter zu, was sich auf die große Anzahl von Vergewaltigungen, Gewaltakten und sonstigen Misshandlungen zurückführen lässt.

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