Der tropische Regenwald

Schlagwörter:
Ökosystem, Erde, Tier- und Pflanzenarten, Klima, Regenwälder, Nährstoffkreislauf, Wasserkreislauf, Referat, Hausaufgabe, Der tropische Regenwald
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Referat

Der tropische Regenwald
 
Die tropischen Regenwälder sind das artenreichste Ökosystem der Erde und der älteste Lebensraum des Festlandes. Seit über 65 Millionen Jahren existieren sie schon und haben in dieser Zeit eine gewaltige Artenvielfalt entwickelt. Über die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten leben hier, obwohl die tropischen Regenwälder nur 7 % der Erde bedecken. Die meisten der Arten wurden noch nicht von den Menschen entdeckt.
Die Regenwälder liegen wie ein Gürtel, nur unterbrochen von Gebirgen und Meeren, rund um den Äquator. Die größten Gebiete befinden sich im Amazonas- und Orinocobecken (Mittel- und Südamerika), im Kongobecken bis hin zur Ostküste von Madagaskar (Afrika) und in Südostasien von Sri Lanka bis hin zur Nordspitze von Australien.
 
Im Vergleich mit dem mitteleuropäischen Laubwald (zwischen dem 48. und 58. Breitengrad) lassen sich besonders gut die Besonderheiten des tropischen Regenwaldes (beidseitig des Äquators bis zum 16. Breitengrad) herausstellen.
 
Einer der größten Unterschiede ist, dass es in Mitteleuropa im Gegensatz zu den Tropen keine ursprünglichen Wälder mehr gibt, sondern nur noch naturferne Holzplantagen. Dadurch werden unsere Wälder nie die Artenvielfalt, Selbstständigkeit, Konstanz und Schönheit erreichen, die man in den tropischen Wäldern findet.
 
Ein weiterer Unterschied ist das Klima.
In Mitteleuropa gibt es, wegen seiner Lage, eine Durchschnittstemperatur von 10°C, kalte Winter und im Durchschnitt 700 mm Regen pro Jahr.
In den tropischen Regenwäldern ist das Klima sehr regelmäßig, warm und feucht. Täglich ist es 12 Stunden hell und zwischen 20° und 28° C warm. Im Jahr gibt es ca. 2000 mm Regen, in den Spitzen der Bäume können es sogar 15000 mm sein. Diese Niederschläge verteilen sich gleichmäßig über das ganze Jahr. Dadurch, dass es soviel regnet, ist auch die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, manchmal sogar bis zum Sättigungsgrad (100 %). Außerdem ist es durch die vielen Bäume sehr windstill.
Weil in den Regenwäldern das ganze Jahr über das gleiche Klima herrscht, gibt es keine Jahreszeiten. Stattdessen spricht man vom Tageszeitenklima, da es im Laufe des Tages größere Klimaunterschiede als im Laufe des Jahres gibt. Ein Tag im Regenwald sieht ungefähr so aus:
Morgens um 6 Uhr geht die Sonne auf und der Wald liegt im Nebel. Die Temperatur beträgt zu dieser Zeit ca. 20°C. Bis 14 Uhr verdunstet dann durch die ansteigenden Temperaturen immer mehr Wasser und es bilden sich große Wolken am Himmel, die die Sonne verdecken. Ungefähr um 14 Uhr beginnt es dann heftig zu regnen und zu gewittern. Ab 17 Uhr scheint die Sonne wieder und um 18 Uhr geht sie unter. Die Wechsel von Hell zu Dunkel bzw. Hell zu Dunkel gehen sehr schnell, meistens dauern sie nicht länger als eine halbe Stunde.
Während in Mitteleuropa Trockenheits- und Kältephasen das Wachstum und die schnelle Wiederverwertung von Stoffen unterbrechen, herrscht in den Tropen das ganze Jahr über das ideale Wachstumsklima. Eine Folge davon ist z.B., dass die Blätter in den tropischen Regenwäldern doppelt so groß sind wie die in unseren Gebieten.
 
Eine weitere Besonderheit der tropischen Regenwälder ist der differenzierte, vielseitige Stockwerkaufbau durch die deutlich vertikale Schichtung. Dadurch sind die einzelnen Stockwerke durch die unterschiedlichen Klimaten Lebensräume für unterschiedliche Arten. Das ist einer der Gründe für die große Artenvielfalt.
Das oberste Stockwerk besteht aus den hervorragenden Baumriesen, die bis zu 70m hoch werden können. Das zweite Stockwerk liegt zwischen 24- 35m hoch und besteht aus der oberen Kronenschicht. Etwas weiter unten liegt die untere Kronenschicht. Sie bildet ein geschlossenes Kronendach und ist der Lebensraum der meisten Tiere.
Der Boden des Regenwaldes besteht aus einer dunklen, feuchten, dünnen Streuschicht und ist bedeckt von den verflochtenen Wurzeln der Bäume. Hier kommt an einigen Stellen nur 1/1000 des Lichtes hin. Der Boden ist sehr nährstoffarm, im Gegensatz zum europäischen Wald. Die Wurzeln der Bäume wachsen nicht sehr tief, sie schlängeln sich eher durch die oberen Zentimeter des Bodens.
Jede Schicht ist an ihr spezielles Klima angepasst. Zum Beispiel haben die Blätter der höheren Bäume Träufelspitzen, die ihnen helfen, das Wasser, das sich täglich durch den Regen in ihnen sammelt, abzuleiten. Sonst würden sich zu viele andere Pflanzen, wie z.B. Algen, in ihnen sammeln.
Da die Pflanzen im Regenwald sehr dich aneinander stehen, kämpfen sie untereinander um das Licht. Die Bäume haben deshalb meistens hohe, schlanke Stämme ohne Äste in den unteren Gebieten. Das liegt daran, dass sie am Anfang ihrer Wachstumszeit ihre Energie hauptsächlich darein stecken, möglichst schnell ans Licht zu kommen. Viele Pflanzen, wie zum Beispiel Orchideen, Lianen, Kakteen und Farne, wachsen an den Bäumen und klettern dann hoch zum Licht. Manche setzen ihre Wurzeln in Humus, der sich in Blättern oder Astgabeln gesammelt hat, und haben nur so eine Chance, weit genug oben zu sein um Licht zu bekommen. Ungefähr hundert solche Epiphyten können an einem Baum wachsen.
Auch die Tiere bevorzugen die oberen Schichten, alle Vögel sowie der Großteil der Säugetiere leben in den oberen Stockwerken und verlassen diese so gut wie nie. Sogar manche Frösche verbringen ihr Leben hier. Sie legen ihre Eier in Pfützen in Blättern oder in ihre eigenen feuchten Hautfalten.
 
An diesen Beispielen kann man sehen, wie perfekt die Tiere und Pflanzen sich mit der Zeit an ihren Lebensraum angepasst haben. Viele haben Tarn- oder Warntrachten und bestimmte Tricks, mit Feinden oder Beute klar zu kommen. Alles wirkt aufeinander ein und ist so von einander abhängig. Das führt dazu, dass der tropische Regenwald trotz seiner Konstanz und Vielfalt ein sehr instabiles Ökosystem ist. Es reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen, wie zum Beispiel das Aussterben einer Art, Eingriffe des Menschen oder Klimaveränderungen.
 
Ein weiterer Unterschied zwischen dem tropischen und europäischen Wald ist die Verteilung der Baumarten.
Bei uns wachsen in einem Wald meistens nur ein paar verschiedene Baumarten, dafür gibt es von denen viele Exemplare. In den Tropen gibt es auf der gleichen Fläche viel mehr Baumarten, dafür von jeder im Verhältnis nur ein paar Exemplare, die meistens weiter auseinander stehen. Das macht zwar die Vielfalt der Regenwälder aus, bietet aber auch Gefahren. Wenn zum Beispiel die Menschen einen Baum fällen, stirbt nicht nur dieser Baum, sondern mit ihm auch alle Tiere, die von ihm abhängig sind (indem sie z.B. von ihrem Nektar leben), wenn sie in der näheren Umgebung kein weiteres Exemplar dieser Art finden.
 
Ein weiterer Unterschied zwischen Wäldern bei uns und in den Tropen ist der Nährstoffkreislauf. In einem Wald in Europa dauert er 1-3 Jahre, in den Tropen nur wenige Monate.
In den tropischen Regenwäldern gibt es ein riesiges, (fast) geschlossenes Nährstoffsystem. Der ionenarme Regen entzieht den Blättern, indem er durch das Laubdach tritt, Nährstoffe (vor allem Phosphor, Kalzium, Kalium und Magnesium) und transportiert sie so nach unten. Einige werden schon von den Epiphyten aufgenommen, die restlichen kommen zum Boden. Dazu kommen auch noch die am Boden zersetzen heruntergefallenen Pflanzenreste. Doch statt einer Humusschicht gibt es hier ein verzweigtes Wurzelsystem, dass dafür sorgt, dass alle Nährstoffe gleich wiederverwertet werden. Spezielle Tastwurzeln können sich in der Erde bewegen und kommen nach oben, um die Nährstoffe abzuholen.
Während die Nährstoffe in einem europäischen Wald im Boden gespeichert werden, speichert der Regenwald sie in der Vegetation.
Die wenigen Nährstoffe, die im Kreislauf verloren gehen, werden durch welche ersetzt, die durch Passatwinde aus der Wüste in den Regenwald transportiert werden.
 
Neben dem Nährstoffkreislauf gibt es auch noch einen Wasserkreislauf, der bei dem hohen Wasserverbrauch sehr wichtig ist. Das Besondere an diesem Kreislauf ist, dass ¾ des Wassers vom Regenwald selbst gemacht wird. Das geschieht durch den kleinen Wasserkreislauf.
Durch die heiße Sonne wird im Wald viel Wasser verdunstet. Dieses steigt hoch in die Atmosphäre und kondensiert dort. Es entstehen Wolken und es regnet. Der Regen wird von den Blättern der Bäume aufgefangen und kondensiert bei Hitze wieder. Dieser kleine Wasserkreislauf funktioniert aber nur dort, wo der Regenwald noch in großen Flächen existiert. Ein weiterer Vorteil der ständigen Wolkenbildung ist, dass sie schützend wie ein Sonnenschirm für die Pflanzen wirkt.
Das vierte Viertel, das bei dem kleinen Kreislauf verloren geht, wird von den Passatwinden vom Meer herübergebracht. Durch die Flüsse wird es dann wieder zurückgeleitet.
 
Leider wird der tropische Regenwald in vielen Gebieten bereits zerstört. Da die Menschen in den Tropen oft arm sind und die Bevölkerungszahl steigt, roden sie sich Flächen, auf denen sie Ackerbau betreiben. Die Rodung findet entweder mit Feuer oder durch Abholzung statt. Da der Boden sehr nährstoffarm ist und die dünne, fruchtbare Bodenkrume schnell von den starken Niederschlägen weg gespült wird, ist er eigentlich sehr ungeeignet für Ackerbau. Nach ein paar Jahren müssen neue Flächen gerodet werden, da die alten nicht mehr zu gebrauchen sind. Auf ihnen kann aber fast nie ein neuer Wald entstehen, da sie schon zu kaputt sind. Und auch wenn doch, bis er seine alte Vielfalt und Komplexität erreicht hat, dauert es sehr lange.
Doch nicht nur die armen Bauern zerstören den Regenwald, auch große Konzerne aus aller Welt tragen dazu bei. Tropische Edelhölzer sind sehr gefragt, allerdings muss man mindestens zehn Bäume schlagen, um einen von diesen Bäumen zu bekommen. Für die Anfahrtswege, aber auch für Straßen, Industriesiedlungen, Bergbau, Farmen und Plantagen werden weitere Flächen gerodet.
Es wird geschätzt, dass die Regenwälder in wenigen Jahren verschwunden sein werden.
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