Fernsehzensur, Erörterung
Schlagwörter:
Erörterung - linear dialektisch (Mischform), Referat, Hausaufgabe, Fernsehzensur, Erörterung
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Referat
Erörterung –
linear/dialektisch (Mischform)
Aufgabenstellung:
Würmer essen für100.000 DM - Überlebenstraining als Unterhaltung - Leben im Container vor laufenden Kameras –
Angesichts der neuesten Exzesse wird von mancher Seite der Ruf nach verschärfter Zensur laut.
Erläutern Sie, wie es zu solchen Sendungen kommen
kann.
- Erörtern Sie, ob eine Forderung nach verschärfter Zensur gerechtfertigt ist.
Uwe Kamm 01.03.2002
„Die dümmsten Autofahrer der Welt“, „Die dümmsten Verbrecher der Welt“ oder „Versuchung im Paradies“. So oder ähnlich heißen heutzutage die „angesagtesten“ Vorabend- und Nachtsendungen. Was treibt uns dazu, solche niveaulose Serien anzuschauen? Ist die Forderung nach Zensur gerechtfertigt oder total überzogen? Diese Fragen versuche ich mit Hilfe dieses Aufsatzes zu beantworten.
Warum haben reißerische Soaps so eine gute Einschaltquote? Nun, um diese frage zu beantworten, muss man sich zuerst die Fernsehgewohnheiten der Deutschen vor Augen führen. In den letzten zehn Jahren vermehrte sich die Freizeit der Arbeitnehmer. Dies führte, zum Beispiel durch Einführung der 35 Stunden-Woche, zu erheblich mehr Freiraum, der jedoch auch Langeweile zur Folge hatte. Wenn man bei uns nicht so recht weiß, was man tun soll, setzt sich so mancher vor den Fernseher und lässt sich „berieseln“. Das Angebot ist da, also wird auch konsumiert, egal wie sinnlos die Sendungen sind.
Oftmals sind Fernsehsendungen mit hohem Niveau auch gar nicht erwünscht. Für Politbeiträge oder Themendiskussionen bedarf es eines gewissen Vorwissens, das viele nicht besitzen. Anstatt sich dieses anzueignen, wird einfach weiter „gezappt“ bis man auf einem Kanal landet, der Dinge zeigt, die auch für niedrigere Bildungsschichten leicht verständlich sind.
Als dritten Punkt behaupte ich, dass unsere Gesellschaft lange nicht mehr so viel politisches und gesellschaftliches Interesse zeigt wie zum Beispiel die Jugend der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals wollte man die Hintergründe der Medien noch aufdecken und jeden und alles „hinterfragen“. Heute stört es viele Jugendliche überhaupt nicht, dass viele Beiträge in Funk und Fernsehen nur gestellt sind, ja mehr noch, sie fragen gar nicht nach deren Wahrheitsgehalt. Jeder will unterhalten werden, kein Wunder also, dass man von einer „Spaßgesellschaft“ spricht.
Am meisten jedoch ist die Globalisierung für unser Programm verantwortlich. Die Macher der Medien denken sich: „Was in anderen westlichen Staaten Erfolg hat, das kann in Deutschland auch Geld bringen. Zumindest einen Versuch ist es wert.“ Das beste Beispiel dafür war die Reality-Soap „Big Brother“. Sie hatte in Holland enorme Erfolge und wurde daraufhin auch bei uns gestartet. Da die meisten Trends aus den USA kommen, spricht man oft auch von einer „Amerikanisierung“ des deutschen Fernsehens.
Dies waren einige Gründe, die zeigen sollen, woher es kommt, dass sich unsere Fernsehlandschaft so stark verändert hat. Eltern und Verfassungsschützer fordern seit langem mehr Zensur. Ist dies gerechtfertigt?
Wenn man sich überlegt, dass die Moral der Nation durch schlechte Fernsehprogramme beeinträchtigt werden kann, dann schon. Das Fernsehen prägt die Menschen, gerade bei einem Volk, das dieses Medium so stark konsumiert wie wir. Wer sich nur reißerischen Showkämpfen und blutrünstigen Serien hingibt, der hat irgendwann keinen Bezug mehr zur Realität.
Wer deinen Bezug zur Realität hat, der nimmt sich nicht selten solche Sendungen zum Vorbild. Manche Personen leben dadurch in einer andauernden künstlichen Scheinwelt. Wenn sie irgendwann feststellen, dass das, woran sie glauben, falsch ist oder reell gar nicht existiert, bricht eine Welt für sie zusammen. Ein solcher Mensch kann zu einem unkalkulierbaren Risiko für unsere Gesellschaft werden, da wir nicht wissen, ob er sich selbst oder anderen etwas antut.
Der gewichtigste Grund für die Zensur ist unsere Erziehungspflicht. Da in vielen Familien Vater und Mutter voll erwerbsfähig sind, verbringen die Kinder oft lange Zeit vor dem Bildschirm. Wie soll eine Mutter da kontrollieren, was ihr Kind gerade sieht?
Das waren die Argumente, die für eine Zensur sprechen. Es gibt aber auch noch welche, die dagegen sind.
Viele Mitglieder unserer Gesellschaft sitzen gerne am PC und spielen Kriegsspiele. Die meisten nennen das „abreagieren“. Nach einem schweren Schul- oder Arbeitstag kann das sehr entspannend wirken und sogar beruhigen. Der so angestaute Stress wird schnell wieder abgebaut. Wer entspannt und zufrieden ist, kommt nicht auf die Idee Gewaltverbrechen oder andere Straftaten zu begehen.
Des Weiteren muss man auch die finanziellen Aspekte dieser Medien betrachten. Beispielsweise beim Fernsehen werden die Werbegelder nach der Höhe der Einschaltquote vergeben. Wenn jetzt einige Sendungen verboten werden, so fallen den Sendeanstalten diese einnahmen weg. Auch Arbeitsplätze in der Werbebranche gingen verloren.
Doch es gibt noch einen anderen Punkt der zu berücksichtigen ist: Wer legt eigentlich fest, was noch geduldet werden kann und was unter der Gürtellinie ist? Wenn ein neues Gesetz ausgearbeitet wird, gibt es schon genug Streit. Eine Einigung wäre dann sowieso nur ein halbherziger Kompromiss. Viel einfacher ist es da doch die Bevölkerung per Fernbedienung entscheiden zu lassen, was sie sehen möchte. Der Einzelne wird doch nicht gezwungen, sich vor die Glotze zu setzen.
Des weiteren muss man sich die Frage stellen, wie viel Zensur denn für ein Land wie Deutschland überhaupt tragbar ist. Es ist ja durchaus berechtigt, dass Spielfilme mit Altersbeschränkungen nur zu gewissen Zeiten gezeigt werden dürfen. Doch genügt das etwa noch nicht? Auch vereinzelte Computerspiele und Tonträger dürfen nur mit Einschränkungen vertrieben werden. Irgendwann ist aber ein Punkt erreicht, an dem die Zensur zu weit geht. Nehmen wir einmal an, die Vorabend-Soaps würden teilweise verboten werden. Was folgt dann als nächstes? Verbietet der Gesetzgeber dann als nächstes die Berichterstattung mit Bildern aus Kriegsgebieten um unseren Kindern den Anblick von Verwundeten und Leichen zu ersparen? Irgendwann würde die Pressefreiheit so stark beschnitten werden, dass der Bürger sich keine klare eigene Meinung mehr bilden könnte.
Als letzten Punkt möchte ich erwähnen, dass Schlagzeilenfernsehen auch zur Bildung beitragen kann. Man muss lernen, mit Informationen sinnvoll umzugehen. Dazu gehört auch, seriöse Berichte von unseriösen, schmutzigen Quotenfängern zu unterscheiden. Hierfür bedarf es unbedingt der zwischenmenschlichen Auseinandersetzung von Eltern und ihren die Kinder müssen die Chance bekommen über das Gesehene reden zu können. Eltern sollten ihren Kindern helfen, sich in der Medienlandschaft zurechtzufinden und immer ein offenes Ohr für Fragen haben.
Man erkennt also deutlich, dass es auch zahlreiche Gründe gibt, die gegen eine verschärfte Zensur sprechen. Letztendlich überwiegen die Gegenargumente. Es hätte sowieso wenig Sinn gewisse Dinge zu verbieten. Das würde sie doch nur noch interessanter machen. Getreu nach dem Motto: Die Kirschen aus Nachbars Garten schmecken immer noch am besten. Das einzige Problem ist, dass viele Eltern ihre Kinder vor dem Fernseher „parken“ anstatt sich intensiv um sie zu kümmern. Der Fernseher ist kein Mutterersatz. Das ist auch das Problem, das viele Zensurbefürworter haben. Wenn sie mit der Erziehung ihrer Sprösslinge nicht zu Recht kommen, wird die Schuld schnell auf das Fernsehprogramm geschoben. Diese Leute machen es sich zu leicht. Menschen dieser Art könnten sich nie Fehler eingestehen. Wenn es nach denen geht, ist auch der Lehrer an den schlechten Noten ihrer Kinder schuld. Anstatt Problemen auszuweichen, muss man sie doch als Chance nutzen. Gerade ein breit gefächertes Angebot in unserer Fernsehlandschaft, macht es doch möglich, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer rechtzeitig lernt Gutes von Schlechtem zu unterscheiden, wird es auch später einmal leichter haben. Letztendlich aber, hat jede Gesellschaft die Medien, die sie verdient.
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