Goethe, Johann Wolfgang von - Willkommen und Abschied (Interpretation der früheren Fassung)

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Johann Wolfgang von Goethe, Analyse, Gedichtinterpretation, Frühere Fassung, Referat, Hausaufgabe, Goethe, Johann Wolfgang von - Willkommen und Abschied (Interpretation der früheren Fassung)
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Referat

Gedichtinterpretation: „Willkommen und Abschied“ (1. Fassung 1771, Johann Wolfgang von Goethe)

Willkommen und Abschied
von Johann Wolfgang von Goethe

Es schlug mein Herz, Geschwind, zu Pferde!
Und fort, wild wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
Wie ein getürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
 
Der Mond von einem Wolkenhügel
10 
Sah schläfrig aus dem Duft hervor,
11 
Die Winde schwangen leise Flügel,
12 
Umsausten schauerlich mein Ohr;
13 
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
14 
Doch tausendfacher war mein Mut:
15 
Mein Geist war ein verzehrend Feuer,
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Mein ganzes Herz zerfloss in Glut.
 
17 
Ich sah dich, und die milde Freude
18 
Floß aus dem süßen Blick auf mich;
19 
Ganz war mein Herz an deiner Seite
20 
Und jeder Atemzug für dich.
21 
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
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Lag auf dem lieblichen Gesicht,
23 
Und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter!
24 
Ich hofft es, ich verdient es nicht!
 
25 
Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe!
26 
Aus deinen Blicken sprach dein Herz.
27 
In deinen Küssen welche Liebe,
28 
O welche Wonne, welcher Schmerz!
29 
Du gingst, ich stund und sah zur Erden,
30 
Und sah dir nach mit nassem Blick:
31 
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
32 
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

(„Willkommen und Abschied“ von Johann Wolfgang von Goethe ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (26.3 KB) zur Unterstützung an.)

Willkommen und Abschied, Anfang und Ende, Kommen und Gehen. Diese Dinge gehören zum Alltag. Diese Dinge würde ich mit dem Titel des Gedichtes „Willkommen und Abschied“ verbinden. Aber in dem Liebesgedicht von Johann Wolfgang von Goethe geht es um mehr. Es geht um die Kraft der Liebe, die uns hilft den Abschied zu überwinden und das Gehen nicht als Last anzusehen.

Das lyrische Ich beginnt zu beschreiben, was ihm auf dem Weg zu seinem Partner begegnet und welche Angst ihm eingejagt würde, wenn er nicht angetrieben durch die Liebe alles meistern könnte. Später erklärt er die Freude mit seinem Partner zusammen sein zu können und die Trauer des direkt folgenden Abschieds. Im Schlusssatz betont das lyrische Ich dennoch das große Glück der Liebe.

Das Gedicht ist in vier regelmäßige Strophen zu acht Versen gegliedert. Die Überschrift „Willkommen und Abschied“ lässt vermuten, dass es um ein Treffen von Personen geht. Das Willkommen spricht eine Einladung aus, auf die man sich freuen kann. Abschied meint eher die Trauer, weil man jemanden verlassen muss und ihn nicht sofort wieder sehen kann. Dennoch gehören diese beide zusammen. Ohne Abschied kann es kein Wiedersehen und die Vorfreude darauf geben. In inniger Liebe lassen sich so Grenzen überwinden. Das Gedicht beginnt mit: „Es schlug mein Herz. Geschwind zu Pferde!“ (Z. 1) das Herz von jemandem schlägt, wenn er aufgeregt ist, sich freut oder Angst hat.

Der regelmäßige Jambus und der Kreuzreim erreicht ein regelmäßiges Metrum. Es soll wahrscheinlich die Wirkung der gleichmäßigen Bewegungen eines Pferdes beim Reiten widerspiegeln. Er reitet dann „wild wie ein Held zur Schlacht“(Z. 2)Das beschreibt eine glorreiche freudige Person, die sich selbst vor der Schlacht nicht fürchtet. Das lyrische Ich ist so voll von Liebe, dass es sich vor nichts mehr fürchtet. Es reitet abends in einer ruhigen Nacht: „Der Abend wiegte schon die Erde, und an den Bergen hing die Nacht“ ( Z. 3, 4 ). Der Abend wird personifiziert. Er wird als sorgende Mutter dargestellt, die ihr Kind in den Schlaf wiegt. Die Nacht wird darauffolgend in einer Metapher als schützendes Tuch erklärt. Es ist also alles ruhig um das lyrische Ich, als es losreitet.

„Wo Finsternis aus dem Gesträuche / Mit hundert schwarzen Augen sah“ (Z.7, 8). Das lyrische Ich scheint in einem Wald zu sein. Es ist von „Gesträuch“ umgeben. Nachts wirkt ein Wald sehr unheimlich und man könnte sich vor jedem Baum fürchten und hinter jeder Hecke etwas Schlechtes vermuten. Das wird hier zum Ausdruck gebracht. Das lyrische Ich reitet hingegen weiter und lässt sich nicht beirren, denn „Mein Geist war ein verzehrend Feuer“ (Z. 15). Es war also wild und gegen alles und jeden gewappnet. Außerdem ließ es sich durch nicht vom Weg zu seinem Partner abbringen. Nun folgt das Willkommen, es begegnet seinem / seiner Geliebten.

„Ich sah dich, und die milde Freude floss aus deinem Blick auf mich“ (Z. 17, 18). Das ist eine Metapher. Die Freude wird als ein Band dargestellt, das sich durch Blicke übertragen lässt und die beiden verbindet. Es bedeutet, dass der Partner das lyrische Ich auch liebt und es das erkennen lässt.

Nach einer gemeinsamen Zeit folgt der Abschied. „Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe!“ (Z. 25) Das lyrische Ich ist traurig und weint „Und sah dir nach mit nassem Blick“ (Z.30) Dennoch weiß es um das Glück der Liebe und ihre Kraft alles überwinden zu können, wenn man liebt und geliebt wird. Daher ist der Gestus des Gedichtes auch freudig und glücklich.

Das lyrische Ich hat gelernt, dass die Natur schön ist und doch manchmal etwas beängstigend: „Die Nacht schuf tausend Ungeheuer“ (Z. 13). Es ist sehr in den Partner verliebt und würde alles für ihn tun. Zusammen sind sie eins „Und jeder Atemzug für dich“ (Z. 20). Es erkennt das Leben nur als lebenswert mit der Liebe. Es würde sich selbst opfern und empfindet das Glück als ein unverdientes Geschenk. „Ich hofft’ es, ich verdient es nicht“ (Z. 14). Das Leben erachtet er als toll und lebenswert, wenn man das Glück der Liebe kennt. Auch den Schmerz des Abschieds, den das lyrische Ich fühlt, kann es ertragen, weil es die Liebe erlebt hat.

Ich finde das Gedicht schön. Es beschreibt sehr gut die Liebe und das damit verbundene Glück. So wie das lyrische Ich fühlt sich bestimmt jeder, der verliebt ist. Es ist auch überzeugend, dass das lyrische Ich trotz des Abschieds noch glücklich ist.

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