Tucholsky, Kurt - ´s ist Krieg (Gedichtinterpretation)
Kurt Tucholsky, Inhaltsangabe, Analyse, Gedichtanalyse, Formale Analyse, Sprachliche Analyse, Historische Einordnung, Referat, Hausaufgabe, Tucholsky, Kurt - ´s ist Krieg (Gedichtinterpretation)
Themengleiche Dokumente anzeigen
Referat
Analyse des Gedichts „'s ist Krieg!“ von Kurt Tucholsky
’s ist Krieg!
von Kurt Tucholsky
1 |
Die fetten Hände behaglich verschränkt |
2 |
vorn über der bauchigen Weste, |
3 |
steht Einer am Lager und lächelt und denkt: |
4 |
„’s ist Krieg! Das ist doch das Beste! |
5 |
Das Leder geräumt, und der Friede ist weit. |
6 |
Jetzt mach in anderen Chosen – |
7 |
Noch ist die blühende, goldene Zeit! |
8 |
Noch sind die Tage der Rosen!“ |
|
|
9 |
Franz von der Vaterlandspartei |
10 |
klatscht Bravo zu donnernden Reden. |
11 |
Ein ganzer Held – stets ist er dabei, |
12 |
wenn sich Sprecher im Saale befehden. |
13 |
Die Bezüge vom Staat, die Nahrung all right – |
14 |
laß Stürme donnern und tosen – |
15 |
Noch ist die blühende, goldene Zeit! |
16 |
Noch sind die Tage der Rosen! |
|
|
17 |
Tage der Rosen! Regierte sich je |
18 |
so leicht und bequem wie heute? |
19 |
Wir haben das Prae und das Portepee |
20 |
und beherrschen geduckte Leute. |
21 |
Wir denken an Frieden voll Ängstlichkeit |
22 |
mit leider gefüllten Hosen – |
23 |
Noch … |
24 |
Noch ist die goldene, die blühende Zeit! |
25 |
Noch sind die Tage der Rosen! |
(„’s ist Krieg!“ von Kurt Tucholsky ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (25.1 KB) zur Unterstützung an.)
Inhaltsangabe
In „'s ist Krieg!“ zeichnet Kurt Tucholsky ein satirisch zugespitztes Bild von Kriegsbegeisterung und Kriegsgewinnlertum. In drei Strophen werden verschiedene Figuren vorgestellt, die den Krieg als vorteilhafte „goldene Zeit“ verherrlichen, während im Hintergrund das Grauen des Ersten Weltkriegs spürbar bleibt. Zunächst steht ein dicker, selbstzufriedener Hintermann im Feldlager, der gemütlich die „fetten Hände behaglich verschränkt vorn über der bauchigen Weste“ und denkt: „'s ist Krieg! Das ist doch das beste!“. Für ihn ist der Krieg etwas Positives – „der Friede ist weit“, und er frohlockt, dass nun „die blühende, goldene Zeit“ angebrochen sei. In der zweiten Strophe tritt „Franz von der Vaterlandspartei“ auf, ein nationalistischer Kriegsagitator. Er applaudiert begeistert den patriotischen Reden („klatscht Bravo zu donnernden Reden“) und fühlt sich als Held, da er in warmen Sälen mitreden kann, während sein Lebensunterhalt vom Staat gesichert ist. Auch er sieht im Krieg seine beste Zeit und lässt die Stürme des Konflikts ungerührt toben. In der dritten Strophe wechselt die Perspektive zu einem kollektiven „Wir“, das für die herrschende Elite steht. Diese gibt prahlend zu, dass „[s]o leicht und bequem wie heute“ noch nie regiert wurde. Sie verfügen über „das Prae und das Portepee“ – also Titel und militärische Rangabzeichen – und „beherrschen geduckte Leute“, die im Krieg gefügig sind. Gleichzeitig gestehen sie aber ihre Angst vor dem Frieden ein: Schon der Gedanke an Frieden erfüllt sie „voll Ängstlichkeit“ und lässt sie „mit leider gefüllten Hosen“ dastehen – eine derb-humorvolle Metapher für Feigheit. Alle drei Strophen enden mit dem sarkastischen Refrain „Noch ist die blühende, goldene Zeit! / Noch sind die Tage der Rosen!“ – einer ironischen Wiederholung, die die vermeintlich paradiesischen Zustände noch während des Krieges betont. Dieser Kehrreim unterstreicht, dass die beschriebenen Personen den Krieg als idyllischen Zustand für sich selbst empfinden, während „Friede“ in weiter Ferne bleibt.
Formale Analyse
Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils acht Verszeilen (die letzte Strophe enthält eine verkürzte vorletzte Zeile mit „Noch ...“, wodurch der Schlussrefrain effektvoll herausgestellt wird). Am Ende jeder Strophe steht zweizeilig der nahezu identische Refrain „Noch ist die blühende, goldene Zeit! / Noch sind die Tage der Rosen!“, der wie ein Kehrvers wirkt und dem Gedicht einen liedhaften Charakter verleiht. Das Reimschema innerhalb der Strophen ist regelmäßig gestaltet: Die Verse 1 und 3 reimen sich (z.B. „verschränkt“ – „denkt“ in Strophe 1), ebenso Vers 2 und 4 („Weste“ – „beste“, „Reden“ – „befehden“). In der zweiten Hälfte jeder Strophe reimen sich ebenfalls Vers 5 und 7 („weit“ – „Zeit“ in Strophe 1) sowie Vers 6 und 8 („Chosen“ – „Rosen“, „tosen“ – „Rosen“). Durch diese Kreuzreime mit dem wiederkehrenden Refrain entsteht ein harmonischer, beinahe liedhafter Klang, der im Kontrast zur scharfen Kritik des Inhalts steht.
Beim Versmaß folgt Tucholsky keiner starr durchgezogenen metrischen Form, doch weisen die Verse einen rhythmischen Fluss mit vier bis fünf Hebungen auf. Oft wechseln unbetonte und betonte Silben in geregelter Abfolge, was an traditionelle Volksliedstrophen oder Balladen erinnert. Beispielsweise lässt sich der erste Vers „Die fetten Hände behaglich verschränkt“ als alternierendes Metrum mit vier Hebungen lesen. Dieser relativ gleichmäßige Takt wird jedoch immer wieder durchbrochen – etwa durch das eingestreute englische „all right“ oder die dreisilbige Ellipse „Noch …“. Solche Brüche im Rhythmus ziehen die Aufmerksamkeit des Lesers auf inhaltliche Pointen. Die Kadenz wechselt: viele Verse enden männlich (betont, z.B. „verschränkt“, „denkt“, „weit“), während die Refrainzeilen auf weiblicher Kadenz enden („Zeit“, „Rosen“ – klingend, unbetont auslautend). Insgesamt unterstützt die formale Gestaltung – regelmäßige Reime, refrainartige Wiederholung und ein an Liedstrophen angelehnter Rhythmus – die satirische Wirkung: Das Gedicht klingt fast wie ein fröhliches Kriegslied, was die beißende Ironie der Aussagen noch verstärkt.
Sprachliche Analyse
Sprachlich bedient sich Tucholsky einer bildhaften und ironischen Wortwahl, um die Haltung der Kriegstreiber bloßzustellen. Auffällig ist die bildhafte Beschreibung des ersten auftretenden Charakters: Mit Worten wie „fetten Hände“, „bauchigen Weste“ zeichnet er das Bild eines wohlgenährten, selbstzufriedenen Menschen. Diese negativ konnotierten Adjektive („fett“, „bauchig“) karikieren den körperlichen Wohlstand des Kriegsgewinnlers und lassen auf Gier und Behäbigkeit schließen. Die Haltung dieses Mannes – „behaglich verschränkt“ – signalisiert Selbstzufriedenheit und Teilnahmslosigkeit. Dazu passt sein Lächeln und der Ausspruch „'s ist Krieg! Das ist doch das beste!“ – ein zynischer Ausruf, der die perverse Freude am Krieg offenbart.
Tucholsky verwendet durchgehend Ironie und Sarkasmus. Besonders der Refrain ist doppeldeutig: „Tage der Rosen“ und „blühende, goldene Zeit“ sind eigentlich Redewendungen, die eine idyllische, glückliche Periode beschreiben. Diese blumige Sprache wird hier jedoch auf die Kriegszeit angewandt – ein krasser Gegensatz zur Realität des Krieges. Die positive Metaphorik („goldene Zeit“, „Rosen“) wirkt im Kontext von Gewalt und Tod bitter ironisch. Der wiederholte Ausdruck „Noch“ zu Beginn der Refrainzeilen betont zudem den vorläufigen Charakter dieser vermeintlich guten Zeiten – als könnten sie jederzeit enden. Dadurch schwingt unterschwellig eine Warnung mit, trotz des höhnischen Tons.
Auch rhetorische Mittel setzt der Dichter gezielt ein. In der dritten Strophe finden wir etwa eine rhetorische Frage: „Regierte sich je so leicht und bequem wie heute?“. Die Frage beantwortet sich selbst – selbstverständlich war es für die Herrschenden noch nie so leicht wie im Kriegszustand, wo alle folgen müssen. Dieses Mittel unterstreicht die Aussage, ohne dass der Sprecher es direkt aussprechen muss. Zudem taucht hier das personalisierte Wir auf („Wir haben das Prae und das Portepee...“), was die Sprecherstimme der herrschenden Klasse übernimmt. Durch diese Perspektivübernahme entlarvt Tucholsky die Denkweise der Mächtigen mit ihren eigenen (überzeichneten) Worten. Des Weiteren bedient er sich der Hyperbel bzw. Übertreibung – etwa in der Darstellung des Helden Franz, der „ein ganzer Held“ genannt wird, obwohl er nur in Sälen Reden lauscht. Die Sprachregister sind teils gehoben, teils umgangssprachlich durchmischt: So steht neben dem formalen Wort „befehden“ (für streiten) salopp das englische „all right“ im selben Satz. Dieses Wechselspiel der Sprachebenen kann als spöttische Nachahmung der selbstgefälligen Kriegsbefürworter verstanden werden – gebildet genug, um Fremdwörter zu nutzen, aber inhaltlich zynisch. Schließlich scheut Tucholsky auch derbe Ausdrücke nicht: Die Formulierung „mit leider gefüllten Hosen“ für die Angst der Herrschenden vor dem Frieden ist drastisch-umgangssprachlich. Sie ruft ein komisches, aber auch entlarvendes Bild hervor – die vermeintlichen Kriegshelden würden sich vor Angst „in die Hosen machen“, sollte Frieden eintreten. Dieses Bild degradiert sie zu feigen Profiteuren. Insgesamt schafft die Sprache eine spannungsvolle Mischung aus spöttischem Ton und scharfer Kritik: Durch satirische Überzeichnung, doppeldeutige positive Bilder und direkte Anspielungen auf zeitgenössische Akteure (z.B. die Vaterlandspartei) erzielt das Gedicht eine bissige Anklage gegen Kriegstreiber und Nutznießer des Krieges.
Historische Einordnung
Tucholskys Gedicht entstand 1919, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, und ist stark von den politischen Verhältnissen dieser Zeit geprägt. Der Erste Weltkrieg (1914–1918) gilt als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ – eine einschneidende Erfahrung, die Kurt Tucholsky zum entschiedenen Kriegsgegner werden ließ. Tatsächlich konnte das Gedicht während des Krieges nicht erscheinen, da es von der Zensur verboten war. Erst nach Kriegsende wurde „'s ist Krieg!“ am 31. Juli 1919 in der links-liberalen Zeitschrift Die Weltbühne veröffentlicht, und zwar unter Tucholskys Pseudonym Kaspar Hauser. Diese Publikation in der Weimarer Republik fällt in die literarische Strömung der Neuen Sachlichkeit, zu der Tucholsky als satirischer Gesellschaftskritiker zählt.
Inhaltlich reagiert das Gedicht direkt auf die gesellschaftlichen Zustände der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland. Die Deutsche Vaterlandspartei, auf die Tucholsky mit der Figur „Franz von der Vaterlandspartei“ anspielt, war eine 1917 gegründete ultranationalistische Bewegung, die während des Krieges einen Siegfrieden und Annexionsforderungen propagierte. Vertreter dieser Richtung – Militärs, adlige Eliten und Rechtskonservative – lehnten einen demokratischen Neuanfang ab und verklären noch 1919 die Kriegszeit als glorreiche Epoche. Tucholsky, der selbst als Soldat den Krieg erlebt hatte, schrieb gegen diese verherrlichende Sicht an. Satire und politische Lyrik waren seine Werkzeuge, um die restaurativen Tendenzen anzuprangern. In „'s ist Krieg!“ steckt die Erfahrung einer Generation, die die Frontschlachten, Hunger und Not kannte, nun aber beobachten musste, wie gewisse Kreise aus der Katastrophe Profit geschlagen hatten oder weiter militanter Rhetorik frönten. Das Gedicht spiegelt Tucholskys Engagement als Publizist der Weimarer Republik wider: Er war Mitarbeiter der Weltbühne und nutzte literarische Texte, um vor Militarismus zu warnen. Seine klare Haltung „Krieg gleich Mord“ brachte die Überzeugung auf den Punkt, dass Krieg moralisch nicht zu rechtfertigen ist. In diesem Sinne steht „'s ist Krieg!“ in einer Reihe mit anderen zeitkritischen Werken Tucholskys und seiner Zeitgenossen, die die Schrecken des Ersten Weltkriegs verarbeiteten und vor einem Wiederaufleben kriegerischer Tendenzen warnten.
Interpretation
„'s ist Krieg!“ ist eine beißende Anklage gegen die Verherrlichung des Krieges und die Heuchelei derjenigen, die vom Krieg profitieren. Tucholsky führt dem Leser vor Augen, dass es bestimmte Kreise gibt, für die Krieg kein Unglück, sondern im Gegenteil ein willkommenes „bestes“ Ereignis ist. Indem er aus der Perspektive dieser Kriegsgewinnler und Kriegstreiber schreibt, entlarvt er ihre Denkweise mit satirischer Schärfe. Die zentrale Intention des Autors ist es, die Kluft zwischen der Realität des Krieges und der verklärten Sicht der Profiteure offenzulegen. So jubeln seine Figuren über „blühende“ Zeiten, obwohl der Krieg millionenfachen Tod und Elend bedeutet – dieser Gegensatz macht die Absurdität ihrer Freude drastisch deutlich.
Das Gedicht kritisiert vor allem die Selbstzufriedenheit und Scheinheiligkeit derjenigen, die Krieg als Mittel zur Machterhaltung begrüßen. Sie reden von Patriotismus und Heldentum, leisten selbst aber keinen Opferbeitrag, sondern genießen Privilegien. Tucholsky zeigt dies etwa am Beispiel des „Franz von der Vaterlandspartei“, der lauthals patriotische Reden beklatscht, während er gleichzeitig bequem vom Staat alimentiert wird. Die Botschaft ist klar: Hinter der Fassade des Hurra-Patriotismus verbirgt sich Eigeninteresse. Frieden wird von diesen Personen nicht ersehnt, sondern gefürchtet – ein paradoxer Gedanke, der die moralische Verkehrung aufzeigt. Frieden würde nämlich bedeuten, dass ihre „goldene Zeit“ endet, dass sie ihre Macht und Vorteile verlieren und sich vielleicht für ihr Tun verantworten müssen. Diese Angst vor dem Frieden (karikiert durch das Bild der „gefüllten Hosen“) ist ein zentraler interpretatorischer Schlüssel: Die Kriegsbefürworter wissen insgeheim, dass ihre Haltung unhaltbar ist, und fürchten die Rückkehr zur Normalität.
Tucholsky zielt mit dem Gedicht darauf ab, Empörung und Nachdenklichkeit beim Leser zu wecken. Die Ironie dient nicht zum Selbstzweck, sondern legt den Finger in die Wunde: Man soll die scheinheiligen Kriegsjubler erkennen und ihr Gerede vom „Heldentum“ durchschauen. Indem das Gedicht in den Mund der Kriegstreiber gelegt ist, hält es diesen einen Spiegel vor. Gleichzeitig appelliert es indirekt an die Leser, den beschworenen „Tagen der Rosen“ keinen Glauben zu schenken. Die zentrale Botschaft lautet, dass Krieg niemals für alle ein Ruhm oder Segen sein kann – diejenigen, die ihn als solchen feiern, tun dies aus Privileg und Eigennutz, während andere leiden. Tucholsky, ein engagierter Pazifist, macht durch Satire deutlich, dass echter Patriotismus sich nicht im Kriegstaumel erschöpfen darf, sondern die Verantwortung für Frieden einschließen muss.
Wirkung und Relevanz
Zur Entstehungszeit (1919) fiel „'s ist Krieg!“ in ein Deutschland, das zwischen Kriegserfahrung und ungewisser Zukunft schwankte. Das Gedicht hatte eine klare provokative Stoßrichtung gegen die alten Eliten und Nationalisten – und traf damit den Nerv vieler kriegsmüder Menschen. In der Weimarer Republik stieß Tucholskys Anti-Kriegs-Lyrik sowohl auf Zustimmung im linken, pazifistischen Lager als auch auf Ablehnung bei Rechtsnationalisten. Direkt messbare Wirkungen wie große öffentliche Debatten sind von diesem einzelnen Gedicht zwar nicht überliefert, doch es reiht sich in die widerständige Literatur jener Jahre ein, die den Mythos vom „sauberen“ Weltkrieg dekonstruierten. Die Tatsache, dass es während des Krieges verboten gewesen war, unterstreicht die Brisanz seines Inhalts: Hätte es 1917/18 die Frontsoldaten oder Daheimgebliebenen erreicht, wäre es als Defätismus gebrandmarkt worden. So jedoch konnte es 1919 im neuen politischen Klima veröffentlicht werden und seine aufklärerische Wirkung entfalten. Tucholsky selbst wurde in der Folgezeit einer der bekanntesten Kritiker von Militarismus und Revanchismus in Deutschland. Sätze wie „Krieg gleich Mord“ oder zugespitzte Formulierungen aus seinen Texten prägten die pazifistische Diskussion. Zwar blieb sein Einfluss begrenzt auf intellektuelle Kreise – breite Bevölkerungsschichten wandten sich in den 1920ern teils wieder nationalistischen Ideen zu –, dennoch trug seine Literatur dazu bei, eine kritische Gegenstimme in der öffentlichen Debatte aufrechtzuerhalten.
Bis in die Gegenwart hat Tucholskys Gedicht nichts von seiner eindringlichen Aussage verloren. Immer dann, wenn nationalistischer Überschwang oder Kriegsrhetorik aufkommen, lässt sich ein Bezug herstellen. Die Figuren in „'s ist Krieg!“ stehen prototypisch für Kriegsprofiteure und Propagandisten, wie man sie auch heute noch finden kann – etwa Vertreter der Rüstungsindustrie, Lobbyisten oder Hardliner, die in militärischen Konflikten Chancen für Machtgewinn sehen. Die zynische Freude dieser Menschen an Konflikten und ihre Furcht vor Friedenszeiten sind nach wie vor relevante Themen. So erinnert das Gedicht implizit daran, kritisch zu hinterfragen, wer von Kriegen profitiert und welche Motive hinter kriegerischer Rhetorik stehen. In aktuellen Diskussionen – man denke an internationale Krisen und Kriege – wird Tucholsky gerne zitiert. Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft etwa verwies im Jahr 2022 angesichts des Ukraine-Krieges auf Tucholskys Maxime, dass jeder Krieg letztlich „Elend, Leid und Tod“ über die Menschen bringt. Seine Warnung vor dem „Wahnwitz“ eines Wettrüstens und die Mahnung, dass die Lektionen des blutigen 20. Jahrhunderts nicht vergessen werden dürfen, klingen heute aktueller denn je.
Insgesamt liegt die andauernde Relevanz von „'s ist Krieg!“ darin, dass das Gedicht universelle Mechanismen entlarvt: Die Glorifizierung des Krieges durch Nutznießer und die Unterdrückung der Massen im Krieg sind keine historischen Einzelphänomene, sondern wiederholen sich in Variationen immer wieder. Tucholskys eindringliches, satirisches Gedicht hält uns diese Tatsache vor Augen. Es ruft dazu auf, wachsam zu bleiben und Frieden nicht als Schwäche, sondern als höchstes Gut zu erkennen – eine Botschaft, die damals wie heute wichtig ist.
Folgende Referate könnten Dich ebenfalls interessieren:
Die nachfolgenden Dokumente passen thematisch zu dem von Dir aufgerufenen Referat:
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt