Journalismus - Investigativer Journalismus in Deutschland mit Fokus auf das Nachrichtenmagazin Der Spiegel

Schlagwörter:
Die Geschichte der Zeitschrift Der Spiegel, Rudolf Augstein, Referat, Hausaufgabe, Journalismus - Investigativer Journalismus in Deutschland mit Fokus auf das Nachrichtenmagazin Der Spiegel
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Referat

Investigativer Journalismus in Deutschland mit Fokus auf das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“

Gliederung / Inhalt

  1. Einleitung
  2. Begriffsdefinition und Merkmale des investigativen Journalismus
  3. Entstehung des investigativen Journalismus in Deutschland
  4. Investigativer Journalismus als spezielle Form des Journalismus
  5. Herausforderungen und Stellenwert des investigativen Journalismus
  6. Fazit
  7. Literaturverzeichnis
  8. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Hinführung zum Thema

„Gierige Abgeordnete stürzen Union in die Krise: Der schwarze Filz“1 (Amann et al. 2021), so hat „Der Spiegel“ seine Titelgeschichte der Ausgabe Nummer 11, die am 12. März 2021 erschienen ist, bezeichnet.

Inmitten der dritten Corona-Welle (Klaus 2021), hat die Maskenaffäre der Christdemokraten_innen die ganze Nation erschüttert. Doch verantwortlich da für, dass die breite Öffentlichkeit über diesen Skandal informiert worden ist, sind nicht politische Instanzen gewesen, sondern der sogenannte investigative Journalismus, dessen „Ziel [es] ist […] als vierte und somit überwachende Gewalt im Staat“2 (Anwalt.org 2022) tätig zu werden. Trotz dessen friste, laut Lars-Marten Nagel (2007, S. 132), diese Art der Berichterstattung in der deutschen Presselandschaft ein Dasein als Nischenprodukt, das durch engagierte Einzelgänger_innen fortbestehe. Tatsächlich tritt den rund 48 Journalisten_innen, die ihre Arbeitsweise als investigativ definieren (Hielscher 2006, zit. n. Cario 2006, S. 36), die geschätzte Gesamtzahl von derzeit etwa 72’500 hauptberuflichen Journalisten_innen (Kaiser) entgegen.

1.2. Herleitung und Ausformulierung der Fragestellung

Wie bereits zu Beginn konstatiert, ist die Anzahl der investigativen Journalisten_innen in Deutschland verschwindend klein. Lediglich „Der Spiegel“, als wöchentlich erscheinendes Nachrichtenmagazin (SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG 2022), sowie die Süddeutsche Zeitung, als überregionale Abonnement-Tageszeitung (Süddeutsche Zeitung Regional), rangieren unter den zehn „meist gefürchtete[n] Investigativ-Redaktionen“3 (Forthmann 2019) hierzu lande.

Doch welche Ursachen tragen die Verantwortung für den Umstand, dass eine Institutionalisierung des investigativen Journalismus in deutschen Zeitungen und Magazinen bis auf wenige Ausnahmen nicht stattgefunden hat?

Sind ökonomische Faktoren entscheidend oder bremst die gegenwärtige Verlagsstruktur die investigative Recherche? Welche Bedeutung kommt dem investigativen Journalismus überhaupt in der heutigen Gesellschaft zu und wie hängt die Geschichte der Pressefreiheit damit zusammen? Inwieweit beeinflussen die Zugänglichkeit von Informationen, aber auch die, von den PR-Abteilungen der Privatunternehmen sowie staatlichen Institutionen veröffentlichten, Auskünfte den investigativen Journalismus?

Diese Fragen sollen im Verlauf der Arbeit beantwortet werden.

1.3. Abgrenzung des Themas

Die vorliegende Abhandlung setzt sich ausschließlich mit dem investigativen Journalismus in der Bundesrepublik Deutschland (BRD), u. a. am Beispiel des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, auseinander. Jedoch soll seine Realisierung in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) an vereinzelten, relevanten Stellen herangezogen werden, um bedeutende Differenzen in der Vorgehensweise hierzulande aufzuzeigen.

Gleichzeitig wird das Ziel verfolgt, den Lesenden folgende Schwerpunkte zu vermitteln: Entstehung, Methodik und Herausforderungen des investigativen Journalismus. Wie sich der Aufbau im Einzelnen unterteilt, soll im Punkt 1.4. ausführlich erläutert werden.

Indessen gestattet der vorgegebene Umfang der Arbeit lediglich einen Überblick über die Thematik zu geben. Somit kann ein Vergleich zu anderen journalistischen Genres nicht geleistet werden. Auch ist es nicht möglich, auf den Deutschen Presserat, als wichtige Institution der hiesigen Medienlandschaft, sowie renommierte investigative Journalisten_innen, die mit ihren aufdeckenden Bei trägen entscheidend zur Entwicklung des Recherche-Journalismus in Deutschland beigetragen haben, detailliert einzugehen. Gleichwohl werden ihre Namen an thematisch passender Stelle erwähnt, um den Lesenden adäquate Beispiele zu unterbreiten. Ebenso kann die Auseinandersetzung weder eine Darlegung der einzelnen journalistischen Preise für investigative Recherchierende noch deren zukünftige Berufsaussichten erbringen. Zudem fehlt der Platz, um potenzielle Lösungsansätze zur Verbesserung der derzeitigen Arbeitsbedingungen zu benennen.

1.4. Aufbau der Arbeit

Diese Ausarbeitung will einen Einblick in den investigativen Journalismus in Deutschland verschaffen. Zu diesem Zweck ist sie in vier Hauptteile gegliedert: Zunächst werden eine Begriffsdefinition und Merkmale aufgezeigt, um anschließend die Entstehung zu thematisieren. Danach widmet sich die Arbeit dem investigativen Journalismus als spezielle Form der Berichterstattung, um sich abschließend mit einigen Herausforderungen und dem Stellenwert zu befassen. Während der Betrachtung wird das Magazin „Der Spiegel“, wie auch der Titel der Lernleistung zum Ausdruck bringt, unterdessen als Beispiel für investigativ arbeitende Printmedien herangezogen, da „Der Spiegel“ eine Vorreiterrolle in der deutschen Presselandschaft, insbesondere dem Nachrichtenjournalismus, ein nimmt.

Eingangs beschäftigt sich die Abhandlung mit der Definition und Merkmalen des investigativen Journalismus. Konkret bedeutet dies, den Begriff, anhand von Attributen, die ihn von anderen Recherche-Formen unterscheiden, zu erläutern. Um die heutige Ausprägung des investigativen Journalismus nachvollziehen zu können, ist es zwingend notwendig, sich mit der Geschichte der Pressefreiheit im deutschsprachigen Raum auseinanderzusetzen. Im Anschluss daran, soll dem Werdegang der Zeitschrift Spiegel nachgegangen werden, da dieser maßgeblich zu seinem späteren Ethos beigetragen hat. „Der Spiegel“-Affäre, als dem größten Presseskandal in der Vergangenheit der Bundesrepublik, muss ein eigener Gliederungspunkt gewidmet werden, zumal sie einen einschneidenden Wandel in Politik und Gesellschaft hervorgerufen hat.

Der investigative Journalismus als spezielle Form der Berichterstattung wird mittels seiner Besonderheiten im Verlauf einer Recherche charakterisiert. Zudem soll in diesem Teil der Arbeit auch die Vorgehensweise bei der Rollenreportage sowie der Umgang mit Informanten_innen als Informationsquellen behandelt werden. Anschließend wird auf die bedeutendste deutsche Institution für Recherche-Journalismus, dem Interessenverband Netzwerk Recherche e.V., eingegangen.

Im letzten Kapitel erfolgt die Darstellung der Herausforderungen und der damit verbundene Stellenwert des investigativen Journalismus hierzulande, indem die jeweiligen Faktoren, die sich negativ auf die gegenwärtige Berufssituation auswirken, aufgezeigt werden.

Der Schlussteil der Abhandlung setzt sich, einerseits, aus der Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und, andererseits, aus der Beantwortung der Forschungsfrage zusammen.

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2. Begriffsdefinition und Merkmale des investigativen Journalismus

Gemäß Ingmar Cario (2006, S. 19) lasse sich investigativer Journalismus nicht ohne die Begriffe Recherche und Recherche-Journalismus definieren. Das Wort Recherche stammt von dem französischen Verb rechercher ab, das so viel bedeutet, wie ermitteln, nachforschen oder erkunden (Pfeifer 1993). Somit handelt es sich bei der journalistischen Recherche um ein professionelles Verfahren „mit dem [reale] Aussagen (d. h. Informationen […]) über Vorgänge beschafft, geprüft und beurteilt werden“4 (Haller 2004, zit. n. Cario 2006, S. 19). Demnach sollte sie substanziell für die redaktionelle Arbeit sein, dass dies jedoch nicht der Fall ist, offenbart sich durch Termini wie investigativer Journalismus oder Recherche-Journalismus, die anderenfalls nur Pleonasmen wären (Cario 2006, S. 20).

Daher eignet sich die Unterscheidung in drei verschiedene Recherche-Typen, wie sie auch von Manfred Redelfs und Michael Haller vorgenommen worden ist: die Überprüfungs- oder Vervollständigungsrecherche, die Themenrecherche und die aufdeckende beziehungsweise investigative Recherche. Mit der Überprüfungs- oder Vervollständigungsrecherche wird das Ziel verfolgt, Aussagen über, meist aktuelle, Geschehnisse zu bestätigen und beteiligte Personen zu identifizieren, wobei Pressemitteilungen oder Agenturmeldungen als Ausgangspunkt dienen (Haller 2004/Redelfs 2005, zit. n. Cario 2006, S. 21 f.). Die Themenrecherche widmet sich gegenwärtigen Trends und greift somit Inhalte auf, die die Menschen interessieren. Einzelschicksale wie auch empirische Daten unterliegen dabei einer näheren Betrachtung. Bei der aufdeckenden oder investigativen Recherche handelt es sich um journalistische Nachforschungen, die bis dato unbekannte Fakten, die aber von maßgeblicher Relevanz für die Gesellschaft sind, enthüllen. Dies geschieht ohne das Einverständnis der Betroffenen, in der Regel durch Insider_in-Informationen (Redelfs 2005, zit. n. Cario 2006, S. 22 f.). Die Grenzen zwischen den einzelnen Recherche-Typen sind jedoch fließend. Einerseits gibt es komplexe Ergänzungs- und Überprüfungsrecherchen, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken. Andererseits existieren Themenrecherchen, die zwar weder gesellschaftliche Missstände enthüllen noch auf Hindernisse stoßen, aber aufgrund ihrer Intensität zwingend zum Recherche-Journalismus gezählt werden müssen. Demnach ist es unzureichend, den aufdeckenden beziehungsweise investigativen Journalismus ausschließlich mit dem Recherche-Journalismus gleichzusetzen (Cario 2006, S. 24 ff.).

Deshalb zeichnet sich diese spezielle Recherche-Form durch drei Hauptmerkmale aus: eine aktive Reporter_in-Rolle, gesellschaftliche Relevanz sowie Nachforschungen gegen Widerstände und Hürden (Haller 2004/Ludwig 2005/Redelfs 1996, zit. n. Cario 2006, S. 27). Insbesondere der zweite Aspekt ermöglicht es, den aufdeckenden vom Boulevard- beziehungsweise Sensationsjournalismus zu unterscheiden, der ebenfalls von den gleichen Recherche-Methoden Gebrauch macht, um das Privatleben von Prominenten zu beleuchten (Cario 2006, S. 28). Demgegenüber zielt der investigative Journalismus darauf ab, Unrechtmäßigkeiten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu offenbaren, die für die Bevölkerungsmehrheit von Bedeutung sind (Haas/Pürer 1991, zit. n. Cario 2006, S. 28). Angesichts dessen, dass Hintergrund- und Themenrecherchen gleichermaßen kritische Texte hervorbringen können (Nagel 2007, S. 33), stellt die Komplexität, um an Informationen zu gelangen, beispielsweise durch fehlende Kooperation oder die aktive Blockade von beteiligten Personen, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dar (Redelfs 1996, zit. n. Cario 2006, S. 29). Als wichtigste Eigenschaft des investigativen Journalismus, und damit zentraler Unterscheidungsfaktor zum klassischen Recherche-Journalismus, fungiert jedoch die aktive Rolle des/der Reporters_in. Demnach muss die veröffentlichte Arbeit vorrangig auf der Eigenleistung der Medienschaffenden beruhen. Zweifellos darf auf Hinweise von Informanten_innen zurückgegriffen werden, aber diese ohne selbstständige Nachforschungen zu vervielfältigen, widerspricht dem investigativen Charakter (Greene 1983/Redelfs 2003, zit. n. Cario 2006, S. 30). Hierzu zählen auch die bloße Entgegennahme und redaktionelle Bearbeitung von Pressemitteilungen oder das Abrufen von Informationen aus dem Internet (Cario 2006, S. 19).

Somit ermöglicht nur ein Zusammenspiel der drei Kriterien, den investigativen Journalismus eindeutig zu definieren. Laut Ingmar Cario (2006, S. 31) ergibt sich damit die folgende Definition:
„Investigativer Journalismus ist eine spezielle Form des Recherche-Journalismus, bei der durch die Initiative des Journalisten und auf der Grundlage von intensiver Recherche bisher unbekannte Sachverhalte von gesellschaftlicher Relevanz öffentlich gemacht werden, die Einzelne, Organisationen, Unternehmen oder staatliche Institutionen verbergen möchten. Ziel von investigativem Journalismus ist es, im öffentlichen Interesse und gegen den Widerstand von Betroffenen Missstände in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft aufzudecken.“5

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3. Entstehung des investigativen Journalismus in Deutschland

3.1. Geschichte der Pressefreiheit im deutschsprachigen Raum

Umfangreiche Fachliteratur zur historischen Entwicklung des investigativen Journalismus hierzulande ist bis dato Mangelware (Nagel 2007, S. 74), deshalb ist ein Betrachten der Vergangenheit der Pressefreiheit in (ehemaligen) deutschen Gebieten zwingend (Cario 2006, S. 49).
Für einige Autoren_innen, beispielsweise Ingmar Cario (ebd.), stehen die Presse- und Zensurgeschichte bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts in einem direkten Zusammenhang. Dafür verantwortlich sind die Pressekontrolle mit Lizenzzwang, Zensur und staatlichem Anzeigenmonopol sowie die obrigkeitsgläubige Einstellung vieler Journalisten_innen gewesen (Haller 2000, zit. n. Nagel 2007, S. 75).

Erst in den Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts sind anfängliche Forderungen nach Meinungs- und Pressefreiheit aufgetreten, die jedoch bestenfalls als fürstlicher Gnadenerweis beziehungsweise aus Gründen der Eigennützigkeit gewährt worden sind (Pürer/Raabe 1994, zit. n. Cario 2006, S. 49).

Nach den Befreiungskriegen hat es, in einzelnen Staaten des föderalen Systems, das bis zur Reichsgründung 1871 bestanden hat (Schwabe 2021), Bestrebungen gegeben, Formen der Pressefreiheit zu konstituieren. Eine liberale Entwicklung des Zeitungswesens, wie sie in den USA stattgefunden hat, ist jedoch sowohl durch die Restauration als auch die Karlsbader Beschlüsse unterbunden worden (Esser 1998, zit. n. Cario 2006, S. 49 f.).

Allerdings hat die, im Dezember 1848, in der Frankfurter Paulskirche tagende, Nationalversammlung die Grundrechte des deutschen Volkes, mit der in Artikel 4 garantierten Pressefreiheit, verabschiedet. Die darauffolgenden Pressegesetze hingegen sind durch zahlreiche repressive Bestimmungen gekennzeichnet gewesen (Pürer/Raabe 1994/Wilke 1984, zit. n. Cario 2006, S. 50). Daran hat auch das Reichspressegesetz vom 1. Juli 1874 nicht etwas geändert, denn trotz Aufhebung der landesrechtlichen Beschränkungen der Pressefreiheit, haben zugleich Ausnahmeregelungen für Zeiten von Aufruhr und Kriegsgefahr existiert. Zudem ist sie mit Beginn des Ersten Weltkriegs durch eine strenge Militärzensur ausgetauscht worden. Diese hat aber eine vehemente Kritik seitens des Parlaments verursacht und ist deshalb mit Kriegsende wieder aufgehoben worden (Esser 1998/Pürer/Raabe 1994, zit. n. Cario 2006, S. 50).

In der Weimarer Verfassung ist das Zensurverbot und die Gewährleistung der Meinungsfreiheit explizit festgeschrieben worden, dennoch hat ein entsprechen der Schutz der Pressefreiheit gefehlt (Pürer/Raabe 1994, zit. n. Cario 2006, S. 50).

Für die Nationalsozialisten_innen hat die Presse als „Führungsmittel im Dienste des Staates und der Nation“6 (ebd.) gegolten. Mit der Gleichschaltung dieser, die sich fortan unter Kontrolle der Reichspressekammer befunden hat, sind sozial demokratische und kommunistische Zeitungen verboten, Verlage zwangsgeschlossen sowie Journalisten_innen wiederholt verhaftet und deportiert worden (Pürer/Raabe 1994/Wilke 1984, zit. n. Cario 2006, S. 50 f.).

Erst die totale Niederlage im Zweiten Weltkrieg hat einen Wendepunkt für das deutsche Zeitungswesen dargestellt, denn der Wiederaufbau des Journalismus ist bis zu einem gewissen Grad durch die westlichen Besatzungsmächte erfolgt, die das anglo-amerikanische Pressemodell nach Deutschland gebracht haben (Haller 2000/Wilke 1999, zit. n. Nagel 2007, S. 76).

In dem, am 24. Mai 1949, in Kraft getretenen Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2019) ist die Pressefreiheit in Artikel 5 rechtmäßig verankert (Artikel 5 Absatz 1 Satz 2 Grundgesetz). Jedoch hat in der östlichen Besatzungszone, der Deutschen Demokratischen Republik, weiterhin eine strenge Kontrolle der Medien, etwa in Form von Zensur und Verlautbarungsjournalismus, geherrscht (Holzweißig 1999, zit. n. Nagel 2007, S. 76). Damit gibt es die Pressefreiheit, die als Grundvoraussetzung für den investigativen Journalismus gilt, in den ostdeutschen Bundesländern erst seit der Wiedervereinigung 1990 (Nagel 2007, S. 76).

3.2. Werdegang des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“

Seine Anfänge hat „Der Spiegel“, der keine feste politische Agenda verfolgt, sondern sich stattdessen als Wächter der Demokratie versteht (Kohler 2016), in der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. In der ersten Redaktion, in Hannover, anderthalb Jahre nach dem Kriegsende, haben junge Männer, unter der Leitung der drei britischen Soldaten, Major John Chaloner, Harry Bohrer und Henry Ormond, gearbeitet. Gemeinsam haben sie die besiegte Bevölkerung im zerstör ten Deutschland für die Kultur, mittels eines News Magazine’s nach Vorbild der News Review aus England, zurückgewinnen wollen (Augstein 1997, zit. n. Brinkbäumer, zit. n. „Der Spiegel“ 2017). Zudem sind sich die Soldaten und ihre deutschen Mitarbeiter in der Ablehnung des Untertanengeists sowie der NS-Diktatur einig gewesen. Zunächst ist 1946 die Zeitschrift Diese Woche publiziert worden. Diese hat jedoch, als Befürworterin eines radikalen gesellschaftlichen Neuanfangs, keinen Halt vor Kritik an den Besatzungsmächten gemacht (Kohler 2016), weshalb bereits nach der dritten Ausgabe das komplette Heft in Berlin zensiert worden ist (Augstein 1997, zit. n. Brinkbäumer, zit. n. „Der Spiegel“ 2017). Außerdem hat der Protest der anderen drei Militärregierungen dazu geführt, dass das Blatt der britischen Führung schon nach fünf Ausgaben störend geworden ist. Daraufhin ist die Verantwortung für Diese Woche dem jungen Journalisten-Team um den 24-jährigen Rudolf Augstein übertragen worden. Einzige Bedingung: Dieser solle sich über Nacht einen neuen Titel ausdenken, damit die britische Regierung dem Magazin eine Lizenz ausstellt. Infolgedessen habe er seinen Vater gefragt, ob „Der Spiegel“ oder Das Echo besser klinge (Altenmüller 2022).

Nur einige Tage später, ist am Samstag, dem 4. Januar 1947, in Hannover die erste Ausgabe des Spiegel, mit Rudolf Augstein als Herausgeber und Chefredakteur (Kohler 2016), erschienen (Altenmüller 2022). Der Grundsatz: „Wir wollen das schreiben, was wir, hätten wir dieses Blatt nicht, anderswo lesen wollten.“7 (Augstein 1997, zit. n. Brinkbäumer, zit. n. „Der Spiegel“ 2017) sowie das politische Bewusstsein, mit der Absicht, sich keiner Autorität unterzuordnen, hat die Neuauflage entscheidend geprägt (ebd.).

Bereits im Sommer 1950 hat „Der Spiegel“ den aufklärerischen Journalismus für sich entdeckt, als sich der Bundestag in der Hauptstadtfrage anstelle Frankfurts für Bonn entschieden hat. In der Ausgabe vom 26. September hat das Magazin verkündet, dass für den Entschluss zugunsten Bonns zahlreiche Abgeordnete mit Beträgen zwischen je 1000 bis 20’000 D-Mark bestochen worden sind („Der Spiegel“ 39/1950).

1952 ist der Umzug „Der Spiegel“-Redaktion von Hannover nach Hamburg erfolgt, wo er sich zu einem der wichtigsten deutschen Verlage entwickelt hat (Presseplus 2020), dem die Aufdeckung diverser Skandale und Intrigen in Politik und Gesellschaft zu verdanken ist (Altenmüller 2022).

Einen weiteren außergewöhnlichen Weg hat „Der Spiegel“ in den 1970er Jahren beschritten, als Rudolf Augstein die Hälfte seines Unternehmens seiner Belegschaft vermacht hat, die seitdem am Gewinn beteiligt worden ist (Presseplus 2020).
Bereits am 25. Oktober 1994 ist die digitale Version des Spiegel im Internet erschienen - damit einen Tag vor der Online-Version des TIME Magazine. Somit ist „Der Spiegel“ das erste Nachrichtenmagazin weltweit gewesen, das eine Online-Ausgabe bereitgestellt hat. Die Website ist seitdem eine der leitenden Plattformen für Nachrichten im deutschsprachigen Internet (ebd.).
3.3. Die Spiegel-Affäre

Die politischen Hintergründe „Der Spiegel“-Affäre haben sich Anfang 1962 her ausgebildet (Brunold 2020): Die US-Regierung unter Präsident John F. Kennedy, die NATO sowie Teile des Generalstabs der Bundeswehr haben die neue Vorgehensweise der Flexible Response, das heißt „die sog. flexible, für den Gegner nicht vorhersehbare militärische (Gegen-)Reaktion“8 (Klein/Schubert 2020), im Falle eines (nuklearen) Angriffs des Warschauer Pakts befürwortet (Höpfner/Mische). Demgegenüber hat der damalige Verteidigungsminister, Franz Josef Strauß, einen „vorbeugenden Atomschlag (‚preemptive strike‘) gegen die So wjetunion“9 („Der Spiegel“ 2012) in Betracht gezogen.

Am 9. Oktober 1962 ist „Der Spiegel“-Artikel „Bedingt abwehrbereit“ erschienen („Der Spiegel“ 41/1962). In diesem haben der Autor, Hans Schmelz (Hamburg Journal 2012), und, der Militärexperte sowie zu dieser Zeit stellvertretende Chefredakteur des Blattes, Conrad Ahlers (Grau 2017), das Herbstmanöver der NATO, Fallex 62, das einen Atomangriff des Warschauer Vertrags simuliert hat, ausgewertet (Ahlers 1962, zit. n. Nagel 2007, S. 77). Auf 16 Seiten (Hamburg Journal 2012) ist das Ergebnis, dass die deutsche Armee nicht gerüstet sei, eine Offensive kommunistischer Truppen mit konventionellen Waffen abzuwehren,
dargelegt worden. Ursächlich dafür ist „die Vernachlässigung der konventionellen Bewaffnung der Bundeswehr aufgrund Strauß‘ überzogenen nuklearen Aufrüstungswünschen“10 (Brunold 2020) gewesen.

Noch am Tag der Erscheinung ist bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe der Verdacht aufgekommen, „Der Spiegel“ habe Landesverrat begangen, indem Staatsgeheimnisse veröffentlicht worden sind. Diese anfängliche Vermutung ist, am 10. Oktober, durch ein als geheim eingestuftes Gutachten des Verteidigungsministeriums, das in „Bedingt abwehrbereit“ 41 Staatsgeheimnisse nachgewiesen hat, bestärkt worden („Der Spiegel“ 2012).

Nachdem der CSU-Politiker Friedrich Freiherr von der Heydte den Spiegel an lässlich „Bedingt abwehrbereit“ sowie sechs weiterer Artikel hinsichtlich Landesverrats angezeigt hat, ist Bewegung in die Affäre gekommen. Am 23. Oktober hat die Bundesanwaltschaft Haftbefehle gegen einige Redakteure sowie die Durchsuchung des Verlagsgebäudes beim Bundesgerichtshof beantragt (Höpfner/Mische).

Aufgrund dessen, dass es der Sicherungsgruppe Bonn misslungen war, die Spiegel-Diensträume im Hamburger Pressehaus zu besetzen, hat der Einsatzleiter drei Überfallkommandos sowie 20 Kripobeamte der Hamburger Polizei zur Unterstützung gerufen, die am 26. Oktober Dokumente beschlagnahmt, Verdächtige verhaftet und das Gebäude geräumt haben. Zudem sind die Privatwohnungen von Mitarbeitern in Hamburg und Bonn sowie das dortige Büro durchsucht worden. Sowohl der Bonner Bürochef als auch die beiden Chefredakteure Claus Jacobi und Johannes K. Engel sind in polizeiliche Gewahrsam genommen worden („Der Spiegel“ 2012). In derselben Nacht hat, im Auftrag des Bundeskanzlers Konrad Adenauer, Verteidigungsminister Strauß, mit der Rechtfertigung, es bestehe Fluchtgefahr, die Festnahme Conrad Ahlers und dessen Frau während ihres Urlaubs in Spanien autorisiert (Höpfner/Mische). Die Suche nach Rudolf Augstein ist zunächst erfolglos geblieben, obwohl dieser die Nacht in seiner Hamburger Zweitwohnung verbracht hatte, bevor er sich am 27. Oktober der Polizei gestellt hat („Der Spiegel“ 2012).

Strauß und sein Vorgehen gegen den Spiegel sind in die Kritik geraten (ebd.), da die Aktion von vielen auch als ein Angriff auf die Pressefreiheit wahrgenommen worden ist. Deshalb ist es zeitnah zu Protestkundgebungen und Solidaritätsbe kundungen gekommen (Hamburg Journal 2012).

Am 7. November hatte, anlässlich des „Abgrund[s] von Landesverrat“11 (Konrad Adenauer 1962), eine dreitägige Fragestunde im Parlament begonnen (Höpfner/ Mische), in der Strauß, am 9. November, seine Beteiligung an der Verhaftung Ahlers zugegeben hat. Nachdem am 19. November alle fünf FDP-Minister aus Adenauers Kabinett zurückgetreten waren („Der Spiegel“ 2012) und der Bundeskanzler sowie die CDU/CSU-Fraktion am 29. November einen Beschluss verfasst hatten, ist Strauß zu seinem Rücktritt gezwungen gewesen (Höpfner/ Mische). Unter Ausschluss von Strauß, hat Adenauer, nachdem er im Voraus versichert hatte, im Herbst 1963 selbst zurücktreten zu wollen, ein neues Kabinett gebildet („Der Spiegel“ 2012).

Am 7. Februar 1963, nach 103 Tagen Haft, ist Rudolf Augstein als letzter Spiegel-Redakteur aus dem Gefängnis entlassen worden (ebd.).

Mehrere Jahre waren vergangen, bis die Affäre zudem juristisch aufgearbeitet worden ist: Am 13. Mai 1965 hat der Bundesgerichtshof die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Conrad Ahlers und Rudolf Augstein abgelehnt. Zudem hat ein Militärgutachten vom 23. Dezember 1965 festgestellt, dass „Bedingt abwehrbereit“ keinerlei Staatsgeheimnisse enthält, weshalb die Anschuldigungen des Landesverrats nichtig gewesen sind (ebd.). Den juristischen Schlusspunkt der Affäre hat das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 13. August 1966 markiert, das den Verstoß der Bundesregierung gegen die Pressefreiheit festhält, wodurch die Relevanz unabhängiger Medien für eine demokratische Gesellschaft hervorgehoben worden ist (BVerfG 1966, zit. n. Höpfner/Mische). Somit hat die Spiegel-Affäre nicht nur das politische Klima in der Endphase der Kanzlerschaft Adenauers verändert (Höpfner/Mische), sondern zugleich zur Herausbildung einer kritischen Öffentlichkeit beigetragen (Strupp).

Für das Magazin selbst hat das Vorkommnis, und insbesondere Augsteins Haft, auf längere Sicht einen Aufschwung dargestellt. Laut dem Historiker Hans-Ulrich Wehler (Hamburg Journal 2012) sei Augstein von da an als der „ungekrönte König der deutschen Medien“12 wahrgenommen worden. Von dieser Wirkung profitiert „Der Spiegel“ noch heute.

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4. Investigativer Journalismus als spezielle Form des Journalismus

4.1. Grundsätzliches zur investigativen Recherche

In der Regel kommen investigative Recherchen nicht durch ein bestimmtes Thema, sondern auf Grundlage eines konkreten Verdachts ins Rollen. Ausgangspunkt bildet dabei entweder ein widersprüchlicher Aspekt (Ludwig 2002, zit. n. Cario 2006, S. 32) oder der Hinweis eines/einer Insiders_in (Haller 2004, zit. n. Cario 2006, S. 32).

Da in Deutschland ein „Klima der Geheimhaltung“13 (Cario 2006, S. 59) herrscht, in dem investigative Journalisten_innen bei ihren Nachforschungen auf beträchtlichen Widerstand stoßen (Nagel 2007, S. 32), müssen sie, abgesehen von der Zusammenarbeit mit Informanten_innen, auf die Rollenrecherche, die insbesondere durch Günter Wallraff und Gerhard Kromschröder geprägt worden ist (Kromschöder 2006, S. 51 f.), zurückgreifen. Diesen beiden Methoden sind zwei einzelne Gliederungspunkte gewidmet.

Charakteristisch für das deutsche Zeitungswesen sind Einzeljournalisten_innen, die abgesehen von ihren Ressortverpflichtungen und der tagesaktuellen Berichterstattung, möglichst viel ihrer Zeit in die Recherche investieren (Nagel 2007, S. 281). Zudem ist in den Redaktionen überwiegend die zentral-prozedurale Arbeitsorganisation, auch als Objektorganisation bezeichnet, vertreten. Demnach begleiten die Pressevertreter_innen ihre Artikel von der Themenfindung über die Ermittlungen bis zum Endprodukt und übernehmen dabei jegliche anfallende Aufgaben (a.a.O., S. 93).

US-Zeitungsverlage wiederum sind dezentral strukturiert, weshalb die Produktionsprozesse verrichtungsorientiert erfolgen (Moss 1998/Wyss 2002, zit. n. Nagel 2007, S. 91). Die Betreuung durch verschiedene Redakteure_innen (Reporters) oder Bearbeitende (Editors) variiert je nach Entstehungsphase der Publikation: Die Reporters sammeln lediglich Informationen und schreiben die erste Version des Textes, der dann von den Editors gelesen sowie redigiert wird. Zugleich übernehmen diese Managementfunktionen wie Planung oder das Layout (Esser 2000/Meckel 1999/Meier 2002, zit. n. Nagel 2007, S. 91).

Auch hierzulande gibt es zunehmende Bestrebungen, sich von der zentralisierten redaktionellen Arbeitsorganisation zu lösen (Esser 2000/Meier 2002/Wyss 2002, zit. n. Nagel 2007, S. 95). So besteht zwar grundsätzlich die Möglichkeit, Freiräume für investigative Journalisten_innen zu schaffen, indem etwa Produktionsdienste zu Redakteure_innen, deren Stärken nicht im Recherche-Bereich liegen, umgeschichtet werden (Nagel 2007, S. 227). Dennoch ist es selbst den Ressortleitenden nicht möglich, sich über mehrere Monate aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen, um ein Thema langfristig zu recherchieren, das dann in einer mehrteiligen Artikelserie veröffentlicht wird (a.a.O., S. 232). Daher findet man in Deutschland nahezu ausschließlich sogenannte Rolling Investigations.

Bei der fließenden Recherche, auch Follow-up-Strategie genannt (Haller 2004/ Ludwig 2002, zit. n. Cario 2006, S. 34), werden im Verlauf der Nachforschungen regelmäßig Texte mit neuen Details in der Zeitung herausgegeben. Der Vorteil besteht darin, dass Informanten_innen, durch die publizierten Beiträge, auf
das Schaffen der Berichterstatter_innen aufmerksam werden und die Ermittlungen dementsprechend voranbringen. Zudem nutzen einige Journalisten_innen die Veröffentlichungen, um die Recherche-Objekte zu Fehlern zu bewegen (Nagel 2007, S. 233).

Insbesondere die Konkurrenzsituation von Spiegel und Stern begünstigt den Typ der Rolling Investigations, da jeder neue Aspekt als Exklusivinformation an die Öffentlichkeit gebracht werden kann (ebd.). Bei der Strategie des Einkreisens arbeitet sich der/die Rechercheur_in „von außen nach innen“14 (Cario 2006, S. 33) vor: Zunächst wird Wissen bei Außenstehenden, etwa Experten_innen des Gebietes, erfragt, anschließend bahnt sich der/die Journalist_in einen Weg zu den Beteiligten vor, um schlussendlich mit den Recherche-Ergebnissen den Anführenden gegenüberzutreten. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, sich zuerst die nötige Expertise anzueignen, bevor der/die Rechercheur_in mit den Verantwortlichen redet. Außerdem werden verfrühte Reaktionen der Recherche-Objekte unterbunden (Haller 2004/ Ludwig 2002, zit. n. Cario 2006, S. 34 f.).

Eine weitere Methode stellt das sogenannte Pendeln dar. Dieses ist besonders nützlich, wenn die Recherche zwischen zwei Fraktionen stattfindet: Der/die Journalist_in bewegt sich inmitten der beiden Lager und kommt den Drahtzieher_innen näher, indem dem stillschweigenden Gegenüber der einen Seite, Informationen der anderen Seite offenbart werden (Brendel, M./Brendel, F. 1998/ Haller 2004, zit. n. Cario 2006, S. 35).

4.1.1. Die Rollenreportage

Die Rollenreportage ist, als eine unkonventionelle Form der Informationsbeschaffung (Kromschöder 2006, S. 52), Teil der verdeckten Recherche und bildet somit einen Stützpfeiler des investigativen Journalismus (a.a.O., S. 32).

Dabei nimmt die Vorarbeit eine weitaus wichtigere Stellung als das Rollenspiel selbst ein (a.a.O., S. 43): Als teilnehmende/r Beobachtende muss der/die Rechercheur_in nicht nur den Kleidungsstil der Mitglieder der Szene kennen, sondern auch wissen, inwiefern ein gewisser Jargon die Kommunikation prägt. Ebenso ist es essenziell, über aktuelle Themen informiert zu sein sowie zu überblicken, wer welche Position besetzt. Außerdem spielt das Anlegen einer eigenen Legende eine wesentliche Bedeutung, um den eigentlichen Beruf und die zu diesem
Zweck tatsächlichen Absichten zu verschleiern (a.a.O., S. 43 ff.). Indessen ist die Rollenrecherche, seit ihrer Hochphase in den 1960er und 1970er-Jahren, etwas in Vergessenheit geraten (Nagel 2007, S. 104). Dazu beiträgt der Umstand, dass die Rechtmäßigkeit der Methode noch heute bezweifelt und als ethisch fragwürdig charakterisiert wird, besonders da die Recherchierenden durch inszenierte beziehungsweise selbst geschaffene Situationen aktiv in das Geschehen eingreifen (a.a.O., S. 78).

Dennoch muss die Rollenreportage als eines der hilfreichsten journalistischen Werkzeuge angesehen werden (a.a.O., S. 104), denn „oft komm[t] [man] der Wahrheit am nächsten, wenn [man] verdeckt recherchier[t]“15 (Kromschöder 2006, S. 38).

4.1.2. Informanten_innen als Informationsquellen

Aufgrund des in Deutschland herrschenden Klimas der Geheimhaltung sind investigative Journalisten_innen auf die Zusammenarbeit mit den von ihnen über Jahre hinweg umfangreich aufgebauten Informanten_innen-Netzen abhängig (Nagel 2007, S. 253).

Abgesehen von der Errichtung dieses Netzwerks, spielt dessen Pflege eine ebenso große Rolle, denn Größe und Expansion sind oftmals Ergebnisse der Art und Weise, wie die Recherchierenden ihre Quellen behandeln (Ludwig 2002, zit. n. Cario 2006, S. 32).

Gleichzeitig stehen die Journalisten_innen vor der Problematik, das Vertrauen der Informanten_innen zu gewinnen, während sie selbst ein gewisses Misstrauen bewahren müssen (Leyendecker 2005, zit. n. Cario 2006, S. 32 f.). Insbesondere interne Dokumente, die durch Insider_innen übermittelt worden sind, bedürfen eine auf skepsisbasierte Kontrolle, da sie entscheidende Bestandteile der investigativen Recherche darstellen (Haller 2004, zit. n. Cario 2006, S. 33).

Hinzukommt die sorgfältige Archivierung und Nachbereitung der, aus den zugespielten Unterlagen, gewonnenen Informationen (Ludwig 2003, zit. n. Cario 2006, S. 32). Die Gewährleistung der Sicherheit der Hinweisgebenden kann durch vielfältige Schutzmaßnahmen, die sich vom Entfernen der Fax-Kennungen bis zum Umdisponieren heikler Schriftstücke erstrecken, ermöglicht werden (Cario 2005/Haller 2004/Ludwig 2003, zit. n. Cario 2006, S. 33).

Trotz des relativ hohen Arbeitsaufwands sind 33,5 Prozent der Journalisten_innen hierzulande bereit, Geld für Auskünfte zu zahlen. Dieses Ergebnis ist im Zusammenhang mit der empirischen Analyse, einer repräsentativen Gruppe von 1536 deutschen Pressevertretenden, der Kommunikationswissenschaftler_innen der Universitäten Hamburg und Münster aus den Jahren 2004/2005 entstanden, in der die Einstellung zu umstrittenen Recherche-Methoden untersucht worden ist (Weischenberg/Malik/ Scholl 2006, zit. n. Nagel 2007, S. 87).

Ursächlich für dieses Resultat ist zum einen die Tatsache, dass jeder größere Skandal in Deutschland ein nationales Ereignis verkörpert. Zum an deren gibt es viele überregional aufgestellte Medien, weshalb der Konkurrenzdruck bei wichtigen Enthüllungsgeschichten unter den Verlagshäusern steigt (Nagel 2007, S. 88).

4.2. Das Netzwerk Recherche

Über viele Jahre (CORRECTIV) ist, in Deutschland, der gemeinnützige Verein Netzwerk Recherche e.V. (Netzwerk Recherche e.V.) die einzige Organisation gewesen, die sich für den investigativen Journalismus samt seiner Rahmenbedingungen eingesetzt hat (Nagel 2007, S. 120).

2001 von hauptberuflichen und freien Journalisten_innen gegründet worden (ebd.), um die Informations- und Pressefreiheit sowie die qualitativ hochwertige Berichterstattung zu stärken (Netzwerk Recherche e.V.), umfasst das Netzwerk mittlerweile 1000 Mitglieder (Hilzendegen 2021).

Davon ausgehend widmet sich die Vereinigung, im Rahmen der journalistischen Ausbildung, der Vermittlung von Recherche-Techniken (Rudolf Augstein Stiftung) sowie dem Austausch von Maßnahmen, die für den Erhalt der Medienkultur notwendig sind (Netzwerk Recherche e.V.). Um diesen Zielen nachzukommen, nutzt der Verein eine Vielzahl von Aktionen, die mithilfe von Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert werden. Neben der Vergabe von Recherche-Stipendien sowie der Ausrichtung von Tagungen und Seminaren (Nagel 2007, S. 120), etwa der jährlichen Jahreskonferenz in Hamburg (DPA 2017), sind auch regionale Stammtische, beispielsweise in Köln, München oder Leipzig, veranstaltet worden (Netzwerk Recherche e.V. 2022), die der regionalen und lokalen Vernetzung gedient haben. Bei diesen Ereignissen arbeitet das Netzwerk mit verschiedenen Institutionen, etwa der Bundeszentrale für politische Bildung, der Rudolf Augstein Stiftung oder dem NDR, zusammen (Netzwerk Recherche e.V. 2018).

Zusätzlich werden diverse Publikationen veröffentlicht: Abgesehen von der kostenlosen Reihe nr-Werkstatt (ebd.), informiert der monatliche Newsletter über wichtige Vorfälle der medienpolitischen Branche (Netzwerk Recherche e.V. 2014).

Auch die Verleihung von Auszeichnungen, einerseits der Leuchtturm-Preis für außerordentliche publizistische Leistungen, andererseits die Verschlossene Auster, als Negativpreis, für Informationsblockierende, zählt zu den Aufgabenfeldern des Vereins (ebd.).

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5. Herausforderungen und Stellenwert des investigativen Journalismus

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der BRD haben die westlichen Siegermächte mit ihrer Lizenzvergabe, in dem Versuch, das anglo-amerikanische Pressemodell zu importieren, die Medienlandschaft hierzulande geprägt (Kottkamp 2005). Jedoch rufen die lange Repression des Zeitungswesens sowie die späte Ausprägung einer demokratischen politischen Kultur noch heute Folgen hervor. Zum einen gibt es den Drang zu einer ausgeprägten Gesinnungs- und Meinungslastigkeit, der sich in einer geringen Wertschätzung der faktenbasierten Berichterstattung offenbart (Esser 1998, zit. n. Cario 2006, S. 53). Zudem entstehen Zweifel, dass investigative Journalisten_innen ein Thema neutral und unparteilich recherchieren, wenn sie unterdessen, etwa in Form von Kommentaren, Stellung zu den kritischen Sachverhalten beziehen (Nagel 2007, S. 256).

Zum anderen besteht eine fragliche Beziehung zwischen der Presse, auf der einen, und der Politik auf der anderen Seite (Esser 1998, zit. n. Cario 2006, S. 53). Die BND-Affäre, die im Mai 2006 öffentlich geworden ist, veranschaulicht beispielsweise, wie verwachsen das Verhältnis von Staat und Medienvertretenden weiterhin ist. Im Zuge eines Berichts des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste, den sogenannten Schäfer-Bericht, hat sich herausgestellt, dass der, für die zivile und militärische Auslandsaufklärung zuständige, Bundesnachrichtendienst (BND) mittels Informanten_innen aus der Branche, über Jahre hinweg gezielt Journalisten_innen in Deutschland ausspioniert hat (Cziesche 2006, zit. n. Cario 2006, S. 56 f.). Ebenjene problematische Verbundenheit hat zur Konsequenz, dass der gute Ruf der Medienschaffenden in der Gesellschaft sinkt, was sodann auch nicht folgenlos für den aufdeckenden Journalismus bleibt. Schließlich bildet das Vertrauen der Zivilpersonen die Basis, um relevante Details in Erfahrung zu bringen, mit deren Unterstützung Unrechtmäßigkeiten aufgezeigt werden können (Cario 2006, S. 63 f.).

Überdies spielt die Zugänglichkeit von Informationen, Dokumenten und Daten, abgesehen von der Pressefreiheit, eine wesentliche Rolle für den investigativen Journalismus (Nagel 2007, S. 98). Dennoch beeinflusst das obrigkeitsstaatliche Denken maßgeblich das Verhalten des Regierungs- und Verwaltungsapparats gegenüber den Bericht erstattern_innen. Sie sehen sich häufig mit einem intransparenten Behördensystem konfrontiert, das nach wie vor von dem „Prinzip der Amtsverschwiegenheit“16 (Cario 2006, S. 59) geprägt ist. Demnach sind alle Administrationsvorgänge prinzipiell von interner Natur, außer es existieren Gesetze, die eine andere Regelung bestätigen (ebd.). Da Klagen vor dem Verwaltungsgericht lange dauern und von den Verlagen nicht gern gesehen werden (Redelfs 2006, zit. n. Cario 2006, S. 59), sind die Journalisten_innen bei der Informationsbeschaffung vom Ermessen der Pressesprechenden deutscher Ämter abhängig (Cario/Markett 2001, zit. n. Cario 2006, S. 59).

Hinzukommt die, durch die Öffentlichkeitsarbeit von Institutionen, Unternehmen oder Regierungsbehörden, verursachte Informationsflut (Haller 2000, zit. n. Nagel 2007, S. 78), die gezielt den Kostensenkungs- und Einsparungsdruck der Medienanstalten ausnutzt, indem sie Stellungnahmen sowie Bildmaterial druck- oder sendefertig anbietet (Nagel 2007, S. 79). Damit entsteht der Eindruck, dass der investigative Journalismus nicht benötigt wird, da sowohl private als auch staatliche Einrichtungen freiwillig Details preisgeben.

Die, bereits im Kapitel 4.1. (Grundsätzliches zur investigativen Recherche) beschriebene, Verlagsstruktur stellt eine weitere Herausforderung für den aufdeckenden Journalismus dar. Zudem müssen die Journalisten_innen, in der Position als Generalisten_innen, parallel zu ihrer Tätigkeit, verschiedene Textsorten zu schreiben, auch zugeliefertes Material von Nachrichtenagenturen, freien Mitarbeitenden oder direkt von den Pressestellen der Unternehmen und der Politik redigieren (Meckel 1999/Moss 1998/Wyss 2002, zit. n. Nagel 2007, S. 93). Dementsprechend bleibt für die Recherche meist am wenigsten Zeit (Nagel 2007, S. 93).
Der investigative Journalismus ist per se wirtschaftlich nicht effizient (Redelfs 2003, zit. n. Nagel 2007, S. 131), daher findet man „Investigativredaktionen […] allerdings nur bei jenen Blättern, die sich solche ‚Task Forces‘ leisten können“17 (Meyer 2012). Verantwortlich sind die hohen Personalkosten, da investigative Berichterstatter_innen, überwiegend ältere und erfahrende Berufspraktiker_innen, zwar qualitativ hochwertigere Artikel schreiben, wenngleich in geringerer Quantität. Hinzu kommt, dass diese Arbeitskräfte für das hektische Tagesgeschäft ausfallen (Nagel 2007, S. 131 f.).

Abgesehen von dem beträchtlichen monetären Personalaufwand besteht zudem das Risiko, dass die Recherchierenden ergebnisoffen ermitteln müssen: Bleibt eine Bestätigung des Anfangsverdachts aus, steht den verursachten Ausgaben folglich kein redaktionelles Endprodukt als Ausgleich gegenüber. Dennoch drohen selbst bei einem journalistischen Erfolg zusätzliche finanzielle Belastungen, da Betroffene entweder vor Gericht ziehen oder sich durch ökonomische Sanktionen, etwa Anzeigenentzug, zur Wehr setzen können (Cario 2006/Redelfs 2003, zit. n. Nagel 2007, S. 132). Der genannte Anzeigenentzug ist insbesondere für Lokalzeitungen, mit monopolähnlicher Stellung, von Bedeutung, da diese auf die, durch publizierte Werbung erzielten, Einnahmen angewiesen sind. Dennoch kann sich das Dilemma ereignen, dass die Medienunternehmen gegen die Quelle ihres Profits, die Anzeigenkunden_innen, ermitteln müssen, um ihrer Kontrollfunktion gerecht zu werden (Nagel 2007, S. 130).

Obwohl „Regionalverlage rückläufige Anzeigenumsätze zumindest weitgehend durch eine Steigerung der Vertriebserlöse ausgleichen“18 (Keller 2021), ist die Kostenreduktion durch Personalabbau unumgänglich (Nagel 2007, S. 130). Selbst große überregionale Tageblätter, wie die Süddeutsche Zeitung, mit Auflagestärken weit über 100’000 Exemplaren (Weidenbach 2022), sind von der Stellenstreichung betroffen (FOCUS Online 2021). Davon abgesehen müssen lokale Tageszeitungsverlagshäuser ohnehin mit kleineren Gewinnspannen auskommen, wodurch ihnen in sehr viel geringerem Maße personelle Freiheiten zur Verfügung stehen (Redelfs 2003, zit. n. Nagel 2007, S. 130).

Dementsprechend bleibt sowohl der fest angestellten Belegschaft als auch den freien Mitarbeitenden, die in der Regel nach dem Prinzip des Zeilenhonorars entlohnt werden, kaum Zeit für eine intensive Recherche (Nagel 2007, S. 130 f.).

Aufgrund dessen, dass der investigative Journalismus einzig durch die Exklusivität seiner Geschichten einen ökonomischen Wert erzielt, sind vorwiegend nationale Zeitschriften beziehungsweise Magazine, mit hohen Absatzzahlen, seine wichtigsten Plattformen in Deutschland, da sie für eine beständige Finanzierungsbasis und der damit verbundenen Unabhängigkeit gegenüber einzelnen Anzeigenkunden_innen sorgen können (a.a.O., S. 131).

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6. Fazit

In der vorliegenden besonderen Lernleistung wurde das Thema Investigativer Journalismus in Deutschland anhand des konkreten Beispiels des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ untersucht. Der Betrachtung lag dabei die folgende Fragestellung zugrunde: Welche Ursachen tragen die Verantwortung für den Umstand, dass eine Institutionalisierung des investigativen Journalismus in deutschen Zeitungen und Magazinen bis auf wenige Ausnahmen nicht stattgefunden hat?

Mithilfe ausgewählter Fachliteratur konnte diese spezielle Form der Berichterstattung in einzelnen relevanten Bereichen charakterisiert sowie einige exemplarische Problemstellungen, die einer flächendeckenden Ansiedlung in die Presselandschaft hierzulande entgegenwirken, herausgearbeitet werden. Der investigative Journalismus, als eine Ausprägung des Recherche-Journalismus, kennzeichnet sich durch ein Zusammenwirken der folgenden drei Merkmale: eine aktive Reporter_in-Rolle sowie die Aufdeckung, gesellschaftlich relevanter, Missstände gegen den Widerstand von Betroffenen.

Bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts prägte die Zensur das deutsche Zeitungswesen. Erst dessen Wiederaufbau, nach dem Zweiten Weltkrieg, durch die Westalliierten führte die Etablierung der Pressefreiheit in der BRD herbei, die sodann auch in Artikel 5 des, 1949 in Kraft getretenen, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben ist. In den neuen Bundesländern hingegen ist die Pressefreiheit, die als Fundament des investigativen Journalismus angesehen wird, lediglich seit der Wiedervereinigung 1990 gewährleistet.

Noch während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist, am 4. Januar 1947, die erste Ausgabe des Spiegels, nach Vorbild eines britischen News-Magazins, erschienen. Fortan entwickelte sich das Nachrichtenmagazin, unter seinem langjährigen Herausgeber und Chefredakteur Rudolf Augstein, zu einem Leitmedium des deutschen Journalismus.

Nicht nur der, im Oktober 1962, veröffentlichte Artikel „Bedingt abwehrbereit“, sondern auch das darauffolgende Vorgehen der Staatsführung gegen den Spiegel sowie einige seiner Mitarbeitenden förderte die Herausbildung einer kritischen Öffentlichkeit, die ihren Unmut durch Proteste und Demonstrationen äußert. Zudem löste die Affäre einen politischen Umbruch aus, in dem, u. a., der damalige Verteidigungsminister, Franz Josef Strauß, zum Rücktritt gezwungen worden ist. Außerdem unterstrich das, in diesem Zusammenhang, gefällte Grundsatzurteil des BVerfG die Bedeutung der Pressefreiheit für eine Demokratie.

Sowohl der/die investigative Einzeljournalist_in als auch die Objektorganisation sind charakteristisch für deutsche Redaktionen. Daher werden bereits im Verlauf der Recherche regelmäßig Artikel mit neuen, aufdeckenden Details in der Zeitung preisgegeben. Diese Vorgehensweise, der Rolling Investigations, profitiert von der Konkurrenzsituation der national aufgestellten Nachrichtenmagazine hierzulande.

Aufgrund des Klimas der Geheimhaltung müssen, im Rahmen der Nachforschungen, besondere Methoden zunutze gemacht werden: Einerseits nimmt das nicht unumstrittene Rollenspiel als Teil der verdeckten Recherche einen hohen Stellenwert ein. Andererseits spielt die Zusammenarbeit mit Informanten_innen eine signifikante Rolle, die je doch mit einem beachtlichen Arbeitsaufwand verbunden ist. Dennoch sind ein Drittel der deutschen Berichterstatter_innen willens Geld für Hinweise zu bezahlen, was wieder auf den, durch die landesweite Reichweite geschaffenen, Konkurrenzdruck zu rückzuführen ist.

Der, 2001 gegründete, gemeinnützige Verein Netzwerk Recherche e.V. versteht sich als Lobby für den investigativen Journalismus hierzulande. Dieser Funktion versucht die Interessenvertretung durch vielfältige Maßnahmen, etwa der Verleihung von Medienpreisen, gerecht zu werden.

Die aufdeckende Berichterstattung in Deutschland sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Einerseits leiden faktenbasierte Artikel unter der hohen Meinungslastigkeit in weiteren journalistischen Beiträgen, die zudem eine neutrale Auseinandersetzung mit Themen infrage stellt. Diese mangelnde Glaubwürdigkeit wird durch das fragwürdige Verhältnis von Politik und Presse bestärkt, das zur Folge haben kann, dass sich Insider_innen mit unbekannten Details, aufgrund fehlenden Vertrauens, nicht mehr an die Journalisten_innen wenden.

Andererseits zeichnet sich das deutsche Behördensystem durch das Prinzip der Amtsverschwiegenheit aus. Demnach sind Verwaltungsangelegenheiten für Außenstehende unzugänglich, weshalb Recherchierende der Willkür der Öffentlichkeitsarbeitenden unterliegen.

Hinzukommt der Kostensenkungs- und Einsparungsdruck vieler Medienunternehmen, der sich, zum Beispiel, im Personalabbau zeigt. Abgesehen von der ohnehin hinderlichen Verlagsstruktur, können infolgedessen noch weniger zeitliche und personelle Freiräume für die Recherche geschaffen werden. Abschließend lässt sich festhalten, dass der flächendeckenden Institutionalisierung des investigativen Journalismus in deutschen Zeitungen und Magazinen, insbesondere die späte gesetzliche Verankerung der Pressefreiheit, und die damit einhergehenden Entwicklungen, sowie der omnipräsente Gewinndruck der Verlagshäuser, im Wege stehen.

Aufgrund des vorgegebenen Umfangs konnte in dieser Arbeit aber lediglich eine Betrachtung ausgewählter Problemstellungen erfolgen. Jedoch vermag sich eine weiterführende Auseinandersetzung mit der Thematik zu lohnen, in der zusätzliche Faktoren, wie die Auswirkungen des Internets, als Zentrum von Fake News, auf den investigativen Journalismus, untersucht werden, denn das Aufdecken von Machtmissbrauch, Korruption oder Vertuschung wird auch in Zukunft nicht an Bedeutung für die Gesellschaft verlieren.

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7. Literaturverzeichnis

7.1. Primärliteratur

  • Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Inves tigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006. • Kromschröder, Gerhard/Langenbucher, Wolfgang (Hrsg.): Ach, der Journalismus. Glanz und Elend eines Berufsstandes. Picus Verlag Wien, Wien 2006. • Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.

7.2. Sekundärliteratur

  • Ahlers, Conrad: Bedingt abwehrbereit. In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
  • Basisdaten: Daten zur Mediensituation in Deutschland 2005./Cario, Ingmar: Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Ber lin 2007.
  • Brendel, Matthias/Brendel, Frank: Richtig Recherchieren. Wie Profis Informationen suchen und besorgen. Ein Handbuch für Journalisten, Rechercheure, und Öffentlichkeitsarbeiter./Haller, Michael: Recherchieren. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Cario, Ingmar: Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher./Redelfs, Manfred: Recherche mit Hindernissen: Investigativer Journalismus in Deutschland und den USA. In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
  • Cario, Ingmar: Dienstleister der Behörden. Razzia in den Redaktionsräumen von Cicero - Attakken auf den Informantenschutz häufen sich in letzter Zeit. Das Netz werk fordert Journalisten auf, ihre Quelle gewissenhaft zu schützen./Haller, Michael: Recherchieren./Ludwig, Johannes: Investigativer Journalismus. Recherchestrategien - Quellen - Informanten. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Cario, Ingmar/Markett, Jochen: „Dies ist uns nicht möglich“. Die Bundesregierung plant ein Recht auf Akteneinsicht für jeden Bürger. Doch viel wichtiger wäre eine Diskussion über die unzureichende Auskunftspraxis der deutschen Behörden. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006. • Cziesche, Dominik: „Trübe Suppe“. Der Bundesnachrichtendienst hat über Jahre das Gesetz gebrochen. Er observierte kritische Journalisten und setzte andere als Spitzel in der Medienbranche ein. Es ist eine Affäre des BND - aber auch des Journalismus. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Esser, Frank: Bald nach eigenen Spielregeln. In Deutschland, England und den USA wird gleichermaßen mit neuen Redaktionsstrukturen experimentiert. Das Ziel: mehr Effizienz und die Sicherung der Qualität./Meckel, Miriam: Redaktionsmanagement. Ansätze aus Theorie und Praxis./Meier, Klaus: Ressort, Sparte, Team. Wahrnehmungsstrukturen und Redaktionsorganisation im Zeitungsjournalismus (Forschungsfeld Kommunikation, Bd. 14). In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
  • Esser, Frank: Bald nach eigenen Spielregeln. In Deutschland, England und den USA wird gleichermaßen mit neuen Redaktionsstrukturen experimentiert. Das Ziel: mehr Effizienz und die Sicherung der Qualität./Meier, Klaus: Ressort, Sparte, Team. Wahrnehmungsstrukturen und Redaktionsorganisation im Zeitungsjournalismus (Forschungsfeld Kommunikation, Bd. 14)./Wyss, Vinzenz: Redaktionelles Qualitätsmanagement. Ziele, Normen, Ressourcen (Forschungsfeld Kommunikation, Bd. 15). In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermitt lungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Ver lag, Berlin 2007.
  • Esser, Frank: Die Kräfte hinter den Schlagzeilen: Englischer und deutscher Journalismus im Vergleich. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Esser, Frank: Die Kräfte hinter den Schlagzeilen: Englischer und deutscher Journalismus im Vergleich./Pürer, Heinz/Raabe, Johannes: Medien in Deutschland. Band 1. Presse. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Greene, Robert: Foreword./Redelfs, Manfred: Recherche mit Hindernissen: Investigativer Journalismus in Deutschland und den USA. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Haas, Hannes/Pürer, Heinz: Berufsauffassungen im Journalismus. In: Cario, Ing mar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Haller, Michael: Recherchieren. Ein Handbuch für Journalisten (Praktischer Journa lismus, Bd. 7). In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
  • Haller, Michael: Recherchieren. Ein Handbuch für Journalisten (Praktischer Journalismus, Bd. 7)./Wilke, Jürgen: Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland (Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe, Bd. 361). In: Nagel, Lars Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
  • Haller, Michael: Recherchieren. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Haller, Michael: Recherchieren./Ludwig, Johannes: Investigativer Journalismus. Recherchestrategien - Quellen - Informanten. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Haller, Michael: Recherchieren./Ludwig, Johannes: Investigativer Journalismus./ Redelfs, Manfred: Investigative Reporting in den USA. Strukturen eines Journalismus der Machtkontrolle. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Haller, Michael: Recherchieren./Redelfs, Manfred: Recherche. In: Cario, Ingmar/ Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Hielscher, Henryk: Investigativer Journalismus in Deutschland. Ergebnisse. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Holzweißig, Gunter: Massenmedien in der DDR. In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
  • Leyendecker, Hans: Recherchejournalismus: Anspruch und Praxis. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Ludwig, Johannes: Investigativer Journalismus. Recherchestrategien - Quellen - Informanten. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Ver lag, Berlin 2006.
  • Meckel, Miriam: Redaktionsmanagement. Ansätze aus Theorie und Praxis./Moss, Christoph: Die Organisation der Zeitungsredaktion. Wie sich journalistische Arbeit effizient koordinieren lässt (Studien zur Kommunikationswissenschaft: Bd. 31)./ Wyss, Vinzenz: Redaktionelles Qualitätsmanagement. Ziele, Normen, Ressourcen (Forschungsfeld Kommunikation, Bd. 15). In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
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  • Redelfs, Manfred: Investigative Reporting in den USA. Strukturen eines Journalismus der Machtkontrolle. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Redelfs, Manfred: Recherche. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Redelfs, Manfred: Recherchekultur im deutschen Journalismus. Von der Hoffnung, dass Leidenschaft ansteckt. In: Cario, Ingmar/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher. LIT Verlag, Berlin 2006.
  • Redelfs, Manfred: Recherche mit Hindernissen: Investigativer Journalismus in Deutschland und den USA. In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.
  • Weischenberg, Siegfried/Malik, Maja/Scholl, Armin: Journalismus in Deutschland. Zentrale Befunde der aktuellen Repräsentativbefragung deutscher Journalisten. In: Nagel, Lars-Marten/Netzwerk Recherche e. V. (Hrsg.): Bedingt ermittlungsbereit. Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA. LIT Verlag, Berlin 2007.

7.3. Internetquellen

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8. Quellenverzeichnis

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