Tanning, Dorothea - Familienporträt (Bildanalyse)

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Dorothea Tanning, Portrait de famille, Family Portrait, Bildinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Tanning, Dorothea - Familienporträt (Bildanalyse)
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Referat

„Familienporträt“ von Dorothea Tanning

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Das Gemälde „Familienporträt“ von Dorothea Tanning aus dem Jahre 1954 zeigt eine Familie zu Tisch. Es wurde zur Nachkriegszeit erschaffen und beinhaltet einige Aspekte in Gestaltung und Thema von dieser.

Im Vordergrund ist eine Frau, welche am gedeckten Essenstisch sitzt. Unten rechts ist eine kleinere Frau mit Schürze und einem vollen Teller in der Hand zusehen. Neben ihr befindet sich ein Hund, welcher fast so groß ist wie die Frau mit Schürze. Im Hintergrund sieht man groß über das Bild verteilt das Porträt einer männlichen Person.

Die Frau im Vordergrund ist blond. Sie sitzt aufrecht und steif, mit einem eher neutralem Gesichtsausdruck. Ihre Hände liegen auf dem Schoß und sie schaut seitlich zu dem Betrachter. Ihr weißes, schlichtes Kleid steht für Unschuld. Sie sitzt perfekt, wie man es von ihr erwartet, am Tisch und schaut etwas ängstlich drein. Ihr Teller ist leer, obwohl der Tisch gedeckt ist, dies steht auch für die Unschuld und Leere, die sie durchdringt. Die Angst vor dem Mann ist zu groß, deshalb will sie sich perfekt benehmen. Dabei hat sie Angst, etwas falsch zu machen. Ihr Mund ist klein, da sie wahrscheinlich kaum etwas sagt. Sie hat zu viel Angst.

Die Frau mit der Schürze ist sehr klein und kann kaum über den Tisch sehen, daher sieht sie nicht, was wirklich im Leben des Mannes und der Frau geschieht. Sie bedient diese nur. Ihre Statur ist etwas fülliger und sie hat braune zusammengebundene Haare. Ihre Haare sehen nicht so perfekt aus, wie die von der anderen Frau. Zudem hat sie einen grimmigen Blick in sich und schaut den Hund böse an. Sie steht für die Rettung, die sie erbringen könnte, doch sie ist blind und geht nur ihrer Arbeit nach. Sie ist eben nur die Dienerin.

Der Hund ist nur ein Stückchen kleiner als die Dienerin. Er hat langes, braunes Fell. Er steht auf zwei Beinen und bettelt die Frau mit Schürze an. Man könnte vermuten, dass er nach Essen bettelt, da für ihn nirgends ein Napf zu sehen ist. Doch es könnte auch ein Versuch sein, die Frau zu warnen und ihr zu zeigen, was wirklich geschieht. Die Beziehung dieser beiden Charaktere ist sehr interessant, da die Dienerin fast genauso groß ist wie der Hund. Sie stehen fast auf einer Ebene zueinander.

Zuletzt komme ich zum Mann. Sein Kopf ist nur bis zur Stirn zu sehen. Er trägt eine runde Brille, welche spiegelt. Zudem trägt er einen Anzug mit Krawatte. Sein Blick ist unzufrieden. Er ist nicht wirklich anwesend, da er wie ein Geist gemalt wurde. Man kann durch ihn hindurch sehen. Das könnte ein Zeichen sein, dass er verstorben ist, doch sein Geist die Frau immer noch erschüttert. Er steht über allen. Wenn er ein Geist wäre, ist das Kleid der Frau interessant, da sie eigentlich schwarz tragen müsste, doch sie trägt Weiß wie ein Engel. Dies steht wiederum für Befreiung und Freiheit, welche sie nun hat. Doch sie wird immer noch von dem Geist oder der Einbildung des Mannes geplagt. Ein weiteres Zeichen für den Tod des Mannes sieht man am Tisch, da dieser nur einen Teller besitzt und dieser vor der Frau zu finden ist.

Dieses Bild stellt die Treppe der Überlegenheit ausgezeichnet dar. Der Mann steht über allen, ist sehr groß über das ganze Bild verteilt. Danach kommt die Frau, welche zu seiner rechten ist und schon beträchtlich kleiner ist. Danach kommt die Dienerin, welche winzig dargestellt ist, da sie gar nichts zu sagen hat. Sie ist fast auf der Ebene mit dem Hund. Zuletzt kommt noch der Hund, welcher am kleinsten dargestellt ist, doch für die Proportion eines Hundes relativ groß. Wenn man die Proportionen berücksichtigt, würde er sogar über der Dienerin stehen und dies macht sein Leben wertvoller als das der Frau.

Der Titel des Bildes „Familienporträt“ besagt uns, dass es sich hier bei den Figuren um eine Familie handelt. Die Frau ist verheiratet mit dem Mann, wie schon oben angenommen. Doch dies ist kein Familienporträt, wie man es normalerweise kennt. Es ist ein Porträt des Standes in der Familie, wer über wem steht. Somit gibt der Titel uns Hinweise zur Beziehung der Personen, aber auch zu der Gemäldeart „Porträt“, welches hier eher abstrakt dargestellt ist.

Das Thema des Bildes Unterdrückung. Die Unterdrückung durch einen Mann, welcher sogar der Ehemann sein kann.

Somit will die Malerin auf das schreckliche Familienbild zu der damaligen Zeit aufmerksam machen. Damals wurde die Frau sehr stark von ihrem Ehemann unterdrückt und musste sogar Einwilligung beschaffen, um selbst arbeiten zu gehen und somit unabhängiger zu sein. Die Macht des Mannes wird hier infrage gestellt. Die Menschen sollen aufmerksam werden und das damalige Frauenbild hinterfragen.

Diese Szene ist sehr früh entstanden, zur damaligen Frauenbewegung. Vermutlich war der Hintergrund die erste Frauenbewegung im Jahr 1945, welche die Gleichberechtigung forderte. Dennoch finde ich dies, ein doch sehr früh entstandener Gedanke in diesem Bild, wenn man bedenkt, dass vier Jahre nach dem Entstehen des Bildes ein Gesetz beschrieben wurde, was dem Ehemann die Kontrolle über das Dienstverhältnis seiner Frau gab. Daher denke ich, dieses Bild ist ein sehr gewagtes Werk zu der Zeit und hat eine großartige Ausstrahlung.

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