Internet - Privatsphäre im Internet (Cookies)

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Der bittere Beigeschmack von Cookies, personalisierte Werbung, Datenkrake, Referat, Hausaufgabe, Internet - Privatsphäre im Internet (Cookies)
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Referat

Der bittere Beigeschmack von Cookies

Wussten Sie, dass Netflix möglicherweise ihre Hautfarbe kennt? Und wussten Sie auch, dass Netflix Ihnen auf Ihr Nutzerprofil angepasste Thumbnails anzeigt? Unheimlich, oder? Der Streaming-Dienst weiß, wann Sie was wie lange und wo geschaut haben. Jede Sekunde, die Sie auf der Plattform verbringen, sammelt der Konzern Daten über Sie und Ihr Streaming Verhalten.

Damit ist Netflix nicht alleine: Immer dann, wenn wir ins Internet gehen, hinterlassen wir Spuren und Firmen sammeln Daten über uns. Wozu das Ganze? Der Grund ist denkbar einfach: Anhand den von Ihnen besuchen Webseiten, können die Firmen erkennen, was uns besonders gut gefällt oder was wir „unbedingt“ noch brauchen. Auto, Kinderwagen, Kosmetik – egal wonach wir suchen, wir werden dafür schließlich perfekt auf uns zugeschnittene Werbung bekommen. Dies gelingt den Netzbetreibern durch sogenannte Cookies.

Cookies sind kleine Text-Dateien, mit deren Hilfe Webseiten einen Internet-Nutzer nach seinem ersten Besuch wiedererkennen können. Beim Schließen des Browsers werden sie auf dem Rechner gespeichert, um beim nächsten Öffnen der Seite wieder aufgerufen zu werden. So ermöglichen sie es der Webseite, sich an den jeweiligen Nutzer anzupassen und erleichtern das Surfen im Internet, zum Beispiel durch automatisches Speichern von Passwörtern oder von Produkten im Warenkorb eines Online-Shops. Ohne Cookies müssten sämtliche Einstellungen bei jedem Besuch einer Webseite von Neuem vorgenommen werden.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

Angesichts der Fülle an Daten und Informationen, die die großen Internetkonzerne über uns sammeln, wird der Ruf nach mehr Privatsphäre im Internet immer lauter. Handelt es sich dabei nur um Hysterie einiger „Fortschrittsverweigerer“ oder sollten wir wirklich einen verantwortungsvolleren Umgang mit unseren Daten anstreben?

Wir alle erhalten personalisierte Werbung, sobald wir das Internet nutzen. Stellen Sie sich vor, Sie möchten sich einen Hund anschaffen und informieren sich vorher auf verschiedenen Seiten im Internet. Als Sie das nächste Mal, das Internet nutzen, wird Ihnen auf jeder Website Werbung für Hundezubehör angezeigt. Ist das nicht besonders nutzerfreundlich? Immerhin müssen Sie jetzt nicht das ganze Internet nach Zubehör durchstöbern und erhalten gleichzeitig Empfehlungen für Produkte, auf die Sie sonst nicht aufmerksam geworden wäre. Anders als im Fernsehen werden Sie nur mit Werbung belästigt, die für Sie Relevanz hat. Vielleicht werden Sie durch die Werbung sogar auf eine einmalige Rabattaktion aufmerksam. Personalisierte Werbung - in mundgerechten Stückchen - immer am Rand Ihres Bildschirms, sobald Sie das Internet nutzen – das nennen die Netzbetreiber und Internetkonzerne „nutzerfreundlich“.

Wer sich dennoch über die personalisierte Werbung beklagt, muss sich häufig anhören, man müsse die Werbung ja nicht anklicken und sofort kaufen. Man solle sich zu einem „mündigen Nutzer“ entwickeln, der wisse, dass die Nutzung von Websites einhergehe mit der Verwendung von Cookies. Außerdem habe sich – nach zahlreichen erfolgreichen Protesten für Datenschützern – mit der Einführung der Datenschutzgrundverordnung DSGVO viel verändert. Man habe nun bei jeder besuchten Website die Möglichkeit, die Tracking-Cookies auszuschalten und nur die technisch essenziellen zu aktivieren.

Viele Datenschützer und Netzexperten sehen das anders: Für sie ist das Geschäft mit der durch Cookies personalisierten Werbung immer noch ein Skandal. Warum ist es überhaupt notwendig, bei jedem Besuch einer Website explizit (und teils sehr kompliziert) zu erklären, dass man keinen Eingriff in die Privatsphäre wünscht?

Dabei kann man sich auch auf das Recht auf informationelle Selbstbestimmung berufen. Dieses besagt, dass jeder und jede grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner und ihrer personenbezogenen Daten bestimmen kann. Daraus lässt sich folgern, dass man auch bestimmen kann, dass keine Daten über einen bekannt werden sollen. Angesichts der unzähligen Datenskandale in den letzten Jahren ist es nicht verwunderlich, dass viele von uns genau von diesem Recht Gebrauch machen wollen. Dass das häufig nicht möglich ist, weil man für die Nutzung verschiedener Online-Dienste, wie beispielsweise Netflix, der „Datenschutzerklärung“ zustimmen muss und dabei meist keine Wahl hat, welche Daten verwendet werden, ist dreist.

Ob im „klassischen“ Internet, auf Social Media oder bei Netflix - das Gefühl beobachtet, ausspioniert und verfolgt zu werden bleibt immer im Hinterkopf. Jeder würde Zustimmen, dass die Unwissenheit, was mit den Daten passiert, wer darauf Zugriff hat und wie sie verwendet werden, uns allen ein mulmiges Gefühl gibt.

Welche Macht Daten haben und wie groß ihr Einfluss ist, zeigt der Datenskandal des Unternehmens „Cambridge Analytica“. Dieses sammelte und analysierte in großem Stil Daten über potenzielle Wähler mit dem Ziel, durch individuell zugeschnittene Botschaften das Wählerverhalten zu beeinflussen. Das Unternehmen war anfangs überwiegend bei US-Wahlkämpfen in den USA tätig, weil dort die Datenschutzbestimmungen weniger streng sind als in Europa, soll aber auch in die Abstimmung zum Brexit involviert gewesen sein. Auch konservative US-Kirchen und politische Organisationen versuchen, Teile der Gesellschaft durch das Verknüpfen digitaler Informationen zu beeinflussen.

Dabei handelt es sich meist um Menschen in schwierigen Lebenssituationen, die etwa gerade über den Verlust eines Angehörigen trauern, die sich in wirtschaftlich prekärer Lage befinden oder die drogenabhängig sind. Sie werden mithilfe von Datenverknüpfungen herausgefiltert und von religiösen Gemeinschaften angeworben. Das Ziel ist, sie an die Kirche zu binden und sie von ultrakonservativen Ansichten und entsprechenden Wahlentscheidungen zu überzeugen.

Mithilfe dieser Methode des gezielten politischen Marketings, bei der mithilfe von Datenanalysen Zielgruppen definiert werden, an die dann ausgesuchte Botschaften geschickt werden, können Firmen oder von ihnen bezahlte Organisationen direkten Einfluss auf die Wahlen und die Politik nehmen. Dabei handelt es sich wohl eindeutig um eine Gefährdung der Demokratie. Das Wissen um Daten bedeutet Macht, Einfluss und Geld. Die Frage ist, wollen wir das wirklich zulassen? Wie viel Macht wollen wir einzelnen Konzernen geben, dass sie aktiv in unsere Demokratie eingreifen können?

Bei den Daten, die wir im Internet hinterlassen, geht es also um viel mehr als „nur“ personalisierte Werbung und die Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung. Es geht um die Gefährdung unserer freiheitlich demokratischen Kultur!

An uns liegt es nun, verantwortungsvoller und bedachter mit unseren Daten umzugehen und kritisch zu hinterfragen, was wir täglich auf unseren Bildschirmen präsentiert bekommen. Die Politik steht nun vor der großen Herausforderung, zusammen mit den Internetbetreibern Lösungen zu finden, unsere Demokratie auch in Zukunft zu schützen.

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