Marteria - Welt der Wunder (Analyse des Songs)

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Interpretation, Liedanalyse, Referat, Hausaufgabe, Marteria - Welt der Wunder (Analyse des Songs)
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Referat

Analyse eines Songs: Welt der Wunder – Marteria

Der Song mit dem Titel „Welt der Wunder“ wurde am 23. Mai 2014 von Marteria, welcher sich bürgerlich Marten Laciny nennt und am 4. Dezember 1982 in Rostock geboren wurde, veröffentlicht. Er thematisiert die Wunder innerhalb des komplexen Systems unseres Universums. Als vorläufige Deutungshypothese lässt sich festhalten, dass Marteria mit dem Song zeigen möchte, dass wir Menschen uns der vielen Wunder um uns herum gar nicht bewusst sind und dass der Mensch als Individuum nur einen unbedeutenden Teil des gesamten Seins in dem unbegreiflichen System des Universums darstellt.

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Bei dem vorliegenden Song handelt es sich um einen Song aus dem Hip-Hop/Rap Genre mit einem Vers als Auftakt, zwei Strophen mit jeweils 17 Versen und einem dreifach wiederholten Refrain mit zehn Versen. Der Song enthält insgesamt 68 Verse. Es gibt kein einheitliches Reimschema, allerdings enthält der Text zwei Paarreime und einen umarmenden Reim in der ersten Strophe (vgl. V. 8 f., 14 f.,18+21), einen Dreireim und einen Paarreim im Refrain (vgl. V. 22 f./ 49 f./ 59 f., 28 f./ 55 f./65 f.) und zwei umarmende Reime in der zweiten Strophe (vgl. V. 33+35, 41+43). Auch das Metrum hat keine einheitliche Form, doch es gibt sowohl stumpfe aus auch klingende Kadenzen.

Im Folgenden werde ich den Inhalt des Songs wiedergeben. Die erste Strophe beschreibt Wunder im Leben eines Menschen, die wir ohne genaueren Blick darauf zuerst nicht als Wunder identifizieren würden, wie zum Beispiel die Geburt eines Kindes, die Tatsache das Teilen verdoppeln kann oder der Tod eines Menschen, welchen wir trotz dem Verlassen des menschlichen Seins nicht vergessen (vgl. V. 3-21). Der Refrain stellt die Wunder unserer Situation rund um unseren Planeten heraus, es gibt Wasser, den Mond und die ständige Zirkulation um die Sonne. Marteria geht auch auf die Chaostheorie und unser ständiges Überleben als Menschheit ein, woraufhin er spottet, wir würden nicht an Wunder glauben (vgl. V. 22-31/ 49-58/ 59-68). In der zweiten Strophe geht es zunächst um das Wunder der menschlichen, wortlosen Kommunikation, dann um die Individualität des Einzelnen und schließlich um das immer fortlaufende Streben nach Mehr in Verbindung mit dem Wunder, dass wir so hier sind, wie wir sind (vgl. V. 32-48).

Nun werde ich den Song im Hinblick auf die sprachliche Gestaltung und ihre Wirkung untersuchen. Marteria personifiziert direkt zu Beginn zweimal die Wellen, zum einen, dass diese gegen die Felsen „schlagen“ (V. 4), womit er schlichtweg die Brandung an den Felsen beschreibt, zum anderen stellt er sich die Frage, „ob sie uns bemerken oder ob sie sich an irgendwas erinnern“ (V. 7). Mithilfe dieser Personifikation in Verbindung mit der Zeitangabe „seit drei Milliarden Jahren“ (V. 6) stellt er heraus, dass wir Menschen noch nicht so lange existieren beziehungsweise gemessen an den Elementen eine nur sehr kurze Lebensdauer haben und dass unsere Präsenz unbedeutend für die Elemente ist, welche schon so viel erlebt haben, dass sie sich nicht mehr erinnern können. Durch diese Einsicht wird unsere Existenz unglaublich, ein Wunder, da viele Spezies unseren Planeten wieder verlassen mussten, doch wir Menschen noch da sind, obwohl wir die Erde oft nicht zu schätzen wissen. In Vers 11 f. bringt er die paradoxe Tatsache zum Ausdruck, dass manche Dinge sich durch Teilen verdoppeln, erneut ein Wunder, dessen schöner und trotz allem leicht unbegreiflicher Tatsache wir uns selten bewusst sind. Die darauffolgende Metapher „wir schicken Roboter auf Reisen“ (V. 13), klingt zunächst sehr abenteuerlich, obwohl doch die Raumfahrt gemeint ist. Die Formulierung bewirkt, dass diese Umstände nicht selbstverständlich, sondern als ein Wunder erscheinen: wir können den Weltraum erforschen und für uns scheint es normal, alltäglich. Mit dem Paradoxon „wir wachen auf mit Sorgen, [...] mit ‘nem Lächeln im Gesicht“ (V. 17 f.) stellt Marteria das Wunder der menschlichen Psyche heraus, dass Menschen trotz aller Sorgen einen neuen Tag mit neuer Hoffnung und neuer Freude, einem Lächeln, starten können und sich nicht in ihrer Verzweiflung verlieren.

Daran anschließend verdeutlicht er das Wunder dieser Psyche erneut anhand einer Metapher, die besagt, dass wir andere zum richtigen Zeitpunkt gehen lassen, mit ihnen abschließen können, sie dennoch nicht vergessen (vgl. V. 19-21). In drei weiteren Metaphern wird das Wunder unseres Planeten herauskristallisiert, welcher die Grundlage der menschlichen Existenz bildet. Ohne das Wasser des blauen Planeten, die Zirkulation um den „Feuerball“ (V. 23), unsere Sonne, wäre das menschliche Leben nicht möglich. Unser Mond, „der die Meere bewegt“ (V.24), ist für das Wunder von Ebbe und Flut, unsere Gezeiten, verantwortlich. Danach geht der Künstler auf die Chaostheorie ein, auf den Flügelschlag eines Schmetterlings, der die Erde zum Erbeben bringen kann (vgl. V. 27 f.) und dieses Beben haben wir überlebt (V. 29). Die Fähigkeit, durch eine kleine Veränderung der Anfangskonditionen riesige Dinge wie einen Tornado auszulösen, ist ein Wunder, etwas das für den Menschen nur schwer zu begreifen ist. Darauffolgend wirft er dem Hörer leicht spöttisch mit unterschwelliger Anklage vor, nicht an Wunder zu glauben, zunächst erst als Frage, dann als von Resignation angehauchte Aussage (vgl. V. 30 f.). Damit macht er deutlich, dass er in gewissen Maßen den Glauben an die Menschheit verloren hat. Anhand des Oxymorons „spreche deine Sprache nicht doch versteh jedes Wort“ (V. 33) bringt Marteria das Wunder der wortlosen Kommunikation über Körpersprache und Intuition zum Ausdruck. Die Erde ist für ihn ein „mystischer Ort“ (V. 35), durch die unerklärbaren Dinge, unsere Wunder, wie die zufälligen selben Gedanken (vgl. V. 34) oder die gedankliche Nähe trotz körperlicher Entfernung (vgl. V. 32). Durch die Metapher „Lawinen aus Metall rollen“ (V. 36) wird der Hörer auf das schonungslose Ausrauben unseres schönen Planeten aufmerksam gemacht, dessen Reichtum wir uns nicht bewusst sind und genauso wenig zu schätzen wissen (vgl. V. 38 f.). Der Künstler benutzt bewusst den metaphorischen Ausdruck „Mama Erde“ (V. 38) anstelle von „Mutter Erde“, da wir generell einen stärkeren emotionalen Bezug zu „Mama“ als zu dem etwas veralteten und mittlerweile leicht negativ konnotierten Wort „Mutter“ haben. Somit weckt er zusätzlich auf emotionaler Ebene das Bewusstsein für den Wert der Erde. Daran anschließend wird das Wunder der Vielfalt der Menschheit herausgestellt. Wir sehen alle unterschiedlich aus und, sind mal Hendrix oder Mozart‘ (V. 42), was heißt, dass wir in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen können. Marteria macht uns mit bildhafter Sprache ebenfalls die Wunder unserer Wissenschaft bewusst. Wir sind in der Lage, bis zum Urknall die Geschichte unserer Welt nachzuvollziehen, was einen unglaublich wertvollen und trotz dessen zu wenig wertgeschätzten Luxus darstellt. Zu guter Letzt der Strophe wird noch eine auf den ersten Blick sehr kryptisch erscheinende Metapher angehängt: „ich kann hören wie dein Herz tobt […] du hast doch schon mal gewonnen […], das muss doch ausreichen“ (V. 45-48). Der Künstler geht mit dieser Verwendung auf das ewige Streben nach mehr ein, das ruhelose Abzielen auf Erfolg, und verbindet es mit dem Wunder, dass wir alle schon den größten Erfolg hinter uns gebracht haben. Wir haben uns alle schon gegen Millionen durchgesetzt, ein Spermium hat alle anderen überholt und hat uns so zu dem gemacht, was wir heute sind. Die Menschen, die aus dem anderen hervorgegangen wären, wird es nie geben, manchmal gibt das Leben keine zweite Chance, und, wie Marteria richtig erkannt hat, ist es ein wahres und unglaubliches Wunder, dass wir hier sind, obschon wir alle dies vergessen und es als selbstverständlich ansehen. Durch mehrfache Verwendung des lyrischen Ichs (vgl. V. 4, 7, 8-10, 12) und die direkte Ansprache an den Hörer des Songs wird dieser stärker aufgefordert, sich Gedanken zu dem Text und dessen Botschaft zu machen.

Als zusammenfassende Deutung lässt sich festhalten, dass der Künstler mit diesem Song das Bewusstsein der Menschen für die Wunder unserer Welt schärfen möchte. Er will uns zeigen, dass wir genug haben und nicht immer alles überstrapazieren oder herausfordern sollten, denn es gibt genug Wunder auf unserem Planeten. Wir müssen sie nur erkennen und verstehen, wann wir genug haben. Wir wollen immer mehr und geben uns nie zufrieden, wir sind oftmals blind für die Wunder. Mit diesem Song schafft Marteria ein Bewusstsein dafür, dass wir mehr haben, als wir eigentlich verdienen und dass der Mensch als Individuum doch zu unwichtig für die Elemente ist. Er ist nicht so besonders, wie er sich das vorstellt. Mithilfe von Personifikationen und Metaphern, die zum Nachdenken anregen, und viel tiefgründigem Inhalt im Text wird der Hörer mit den Missständen unseres Denkens konfrontiert und indirekt dazu aufgefordert, sein Bild des Menschen und der Erde zu überdenken. Wir sollten mehr Dankbarkeit zeigen und weniger fordern.

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