Kaléko, Mascha - Alle Mütter... (Gedichtinterpretation)

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Mascha Kaléko, Interpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Kaléko, Mascha - Alle Mütter... (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtinterpretation: „Alle Mütter...“ (Mascha Kaléko)

Autorin

Mascha Kaléko (geboren am 7. Juni 1907 in Chrzanow (Schidlow), Galizien; gestorben am 21. Januar 1975 in Zürich; gebürtig Golda Malka Aufen) war eine deutschsprachige Dichterin. Charakteristisch für ihre Arbeit ist ihre „Großstadt-Lyrik“ mit ironisch-zärtlichem, melancholischem Ton. Heute, fast dreißig Jahre später, hat das lyrische Werk von Mascha Kaléko, die auch als weiblicher Erich Kästner bezeichnet wird, eine große Anhängerschaft. Oft werden ihre Gedichte, die als Chansons vertont von Diseusen wie Hanne Wieder gesungen wurden, als Trost und Stärkung in der Auseinandersetzung mit persönlicher Trauer und Leid empfunden.

Gedicht „Alle Mütter...“

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Das Gedicht ist hier (externe Website) zu finden.

In dem Gedicht „Alle Mütter…“ von Mascha Kaléko geht es um heranwachsende Kinder, die mit dem älter werden, ihre Mütter alleine zurücklassen, welche dann letztendlich an Einsamkeit verzweifeln.

„Mütter waren auch einmal klein,“ (Z. 1), die meisten Kinder können dies jedoch nicht glauben. Sie begreifen es erst, wenn sie selbst größer werden („…wenn die Kinderschuhe nicht mehr passen,“ Z. 3). Sie selbst werden einmal, wenn sie groß sind, von zu Hause weggehen und ihre Mütter alleine lassen, Aber auch die Mütter können nicht fassen, dass ihre Kinder einmal erwachsen werden. Es kommt ihnen vor, als ob ihre Tochter noch gestern mit bunten Schleifen im Haar auf ihrem Schoß gespielt hat und sie fragt sich, ob ihr Sohn wirklich gehen muss. Doch nicht nur sie leidet unter diesen Tatsachen, sondern jeder Mutter geht es so. Letztendlich werden einmal alle Stuben leer sein, der Tisch kahl, der Garten stumm und verwaist. Die Mütter schweigen und warten. In der Stille hören sie nur die Diele knarren, ein sonst nicht wahrnehmbares Geräusch. Sie können nicht weinen, und ihre letzte Hoffnung verschwindet mit den immer seltener ankommenden Briefen.

Das Gedicht ist in drei gleichlange Strophen mit je sechs Zeilen verfasst. Es liegt eine regelmäßiges Reimschema vor, welches in den ersten vier Zeilen ein umarmender Reim ist und in den letzen beiden Zeilen nur noch einmal beide Reime der ersten vier Zeilen wiederholt werden (abbaba). In dem aus der Perspektive des allwissenden Erzählers verfassten Gedicht wird die Überschrift „Alle Mütter…“ als Ellipse dargestellt, um den Leser gleich zu Beginn des Gedichts zum Nachdenken anzuregen.

Auffallend ist, dass die erste Zeile jeder Strophe mit gleichem Satzbau beginnt („Alle Mütter waren einmal klein,“ Z. 1; „Alle Kinder werden einmal groß,“ Z. 7; „Alle Stuben werden einmal leer,“ Z. 13). In diesen Anfangszeilen jeder Strophe wird die Entwicklung der Mutter-Kind-Beziehung durch Adjektive wieder gegeben. Alles beginnt mit der Mutter, die einmal klein war, dann werden ihre Kinder groß und schließlich bleibt sie am Ende allein und einsam.

Aufgrund dieser Feststellung kann man das Gedicht gedanklich in zwei Abschnitte teilen. Der erste Abschnitt umfasst die Strophen eins und zwei, welche das fröhliche Leben der Mütter mit ihren Kindern beschreibt („…mit den bunten Schleifen“, Z. 9). Dem zweiten Abschnitt gehört lediglich die dritte Strophe an. Hier wird auch gleichzeitig der Wendepunkt des Gedichts eingeleitet. In dieser Strophe sind die Mütter einsam und alleine, alles ist kahl und leer („Kahl der Tisch, verwaist und stumm der Garten“, Z. 14). Dieser Kontrast zeigt aber auch, dass der Großteil des Lebens von der Erziehung und dem Leben mit den Kindern bestimmt wird, jedoch der andere, der kleinere Teil, der aus einer Strophe besteht, der Einsamkeit zu Füßen fällt.

In der ersten Strophe wird im ersten Vers an der einzigen Stelle im Gedicht das Präteritum verwendet („Alle Mütter waren einmal klein“, Z. 1). Hiermit wird ausgedrückt, dass auch alle Mütter, von denen dieses Gedicht handelt, denselben Lebenswandel wie ihre Kinder durchgemacht und ihren Müttern den gleichen Schmerz bereitet haben. Besonders auffällig ist in dieser Strophe der fünfte Vers. Hier werden die Substantive „Kinder“ und „Gassen“ von der Autorin durch Adjektive wie „große“ und „fremde“ verstärkt. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Kinder, wenn sie groß sind, ihren eigenen Weg gehen, eine neue Umgebung erkunden und ein neues Leben beginnen möchten. Im letzten Vers stellt die Kaléko die Vermutung auf, dass später die Mütter oft alleine sein werden, wenn ihre Kinder von zu Hause weggehen.

In Strophe zwei wird die Unbegreifbarkeit der Mutter dargestellt. Hierfür verwendet die Autorin ein typisches Beispiel der harmonischen Familie, das spielende Mädchen mit bunten Schleifen in den Haaren („Kleines Mädchen mit den bunten Schleifen, spieltest gestern noch auf ihrem Schoß“, Z. 9/10). In der darauffolgenden Zeile sieht sie ihren schon erwachsenen Sohn immer noch als ihren „Kleinen“ an, was die Aussage bestärkt, dass Mütter Angst davor haben, dass ihre Kinder ihren eigenen Weg gehen und sie alleine lassen. Was in der vorherigen Strophe im letzten Vers als Vermutung aufgestellt wurde, wird in dieser Strophe auf alle anderen Mütter übertragen. Sie haben alle das gleiche Leid zu ertragen, wenn ihre Kinder erwachsen werden und die Heimat verlassen („Alle Mütter haben das gleiche Los“ Z. 12).

In der letzten Strophe sind die Mütter nun endgültig allein („Alle Stuben sind leer“, Z. 13). Eine besondere Auffälligkeit in dieser Strophe ist, dass die Autorin in den Versen 15, 16 und 17 das Prädikat weglässt. Kaléko will hier verbildlichen, dass die Bilder ziemlich rasch aufeinanderfolgend in den Gedanken abgespielt werden. In Zeile 16 ist auch wieder eine Ellipse zu finden, welche die Ratlosigkeit der Mütter widerspiegelt, wenn sie schweigend auf einen Brief warten, der nur äußerst selten ankommt. Durch das Hören des Knarrens der Diele wird deutlich, wie einsam sich die Mütter fühlen. In Zeile 14 findet man eine Personifizierung des Gartens. Der normalerweise bunte, lebendig und fröhlich klingende Garten wird als stumm und verwaist dargestellt. Dies drückt wiederum die Einsamkeit der Umgebung und der Mütter aus. In Zeile 17 stellt Kaléko durch eine Metapher die schwindende Hoffnung der Mütter dar („Stern erlischt“, Z. 17), welche die Mutter aus den seltenen Briefen geschöpft hat. In der abschließenden Zeile des Gedichts kann man wiederum eine Metapher finden. Die ungeweinten Tränen der Mütter werden in einem „innerlichen Meer“ (Z. 18) schon ewig angesammelt.

Mascha Kaléko will mit diesem Gedicht sagen, dass man nicht beeinflussen kann, dass die Kinder, wenn sie erwachsen sind, von zu Hause weggehen. Sie beschreibt Freud und Leid der Mütter, welches sie vielleicht selbst erlebt hat.

Junge Leute wollen eine neue Umgebung kennenlernen und nehmen somit in Kauf, die gewohnte Heimat und Familie zu verlassen. Die Hauptaussage des Gedichts besteht darin, dass man die gemeinsame Zeit der Erziehung, Kindheit und Jugend genießen soll, denn sie ist rasch vorüber und beide, Mütter und Kinder, werden ihre eigenen Wege gehen. Trotzdem sollte man sich nicht aus den Augen verlieren.

Ich selbst glaube, dass man dieses Gedicht auf viele Familien übertragen kann. Jeder wird einmal seinen eigenen Weg gehen. Doch man sollte auch seiner Mutter dankbar sein, für die Liebe, die sie einem gegeben hat.

Aber dieser Kreislauf wird nie enden, denn wenn die Kinder irgendwann selbst Kinder haben werden, wird es ihnen genauso ergehen.

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