Lenz, Jakob Michael Reinhold - Die Soldaten (Kommunikationrealismus)

Schlagwörter:
Jakob Michael Reinhold Lenz, Sturm und Drang, Der Kommunikationrealismus in Die Soldaten von Lenz, Referat, Hausaufgabe, Lenz, Jakob Michael Reinhold - Die Soldaten (Kommunikationrealismus)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Der Kommunikationrealismus in „Die Soldaten“ von Lenz

Die Epoche des Sturm und Drangs war vor allem durch die verstärkte Darstellung von Realität selbst in der Kunst geprägt. Die Literatur sollte ein perfekter Spiegel der Wirklichkeit sein, weshalb die damaligen Autoren in ihren literarischen Werken stets Gebrauch von Realismus auf verschiedenen Ebenen machten. Dazu zählt auch der Kommunikationsrealismus, welcher in Lenzens Werk „Die Soldaten“ ebenfalls zum Ausdruck kommt.

Lenz bedient sich verschiedener Arten von Kommunikation, sowohl der analogen als auch der digitalen, und lässt sie in vielfältigster Weise erscheinen, so wie es auch in der Realität auftritt.

Die Dramenfiguren kommunizieren hierbei zum einen selbstverständlich durch gewöhnlichen Wortwechsel, fallen sich allerdings auch gegenseitig ins Wort, wie es in der dritten Szene des dritten Aktes verdeutlicht wird:
Wesener. So sei doch nicht so närrisch, er [Desportes] ist ja nicht aus der Welt, Sie tut ja wie abgeschmackt –
Marie. Wenn er aber fort ist –
Wesener. Wenn er fort ist, so muß er wiederkommen[…]“.

Gleichermaßen liegen Lautstärkeschwankungen in der Kommunikation bestimmter Figuren vor, so dass sie in gewissen Situationen schreien oder aber auch flüstern, wie es folgende Zitate belegen:
Marie. Aber Papa, wenn den Herrn Baron nun niemand kennt?
Wesener (etwas leise). Willstu's Maul halten? […].“ (I,3) und
Wesener (sehr laut). Halt's Maul! Marie hat ein viel zu edles Gemüt, als daß sie von dir reden sollte, aber du schalusierst auf deine eigene Schwester;[…]“ (I,5).

In anderen Gesprächssiutationen stattet Lenz die Charaktäre zudem auch mit beabsichtigten Untertönen aus, um die analoge Botschaft zu verstärken. So gestaltet es sich in der folgenden Szene, in welcher Marie „furchtsam“ klingen möchte, um ihren Vater zu besänftigen und um ihre inneren Emotionen widerzuspiegeln:
Wesener. Was, der Baron hat dich in die Komödie geführt?
Marie (etwas furchtsam). Ja, Papa – lieber Papa!
Wesener (stößt sie von seinem Schoß). Fort von mir, du Luder, – willst die Mätresse vom Baron werden?[…]“ (I,5).

Ein weiteres Verständigungsmittel, welches ebenfalls den Kommunikationsrealismus reflektiert, ist die Verwendung von Stillschweigen oder auch die Abwendung vom Gesprächspartner. Hier drücken die jeweiligen Personen oftmals sogar noch mehr aus als bei der gewöhnlichen verbalen Kommunikation, da nun lediglich die analoge Botschaft übermittelt wird:
Wesener. Ihr lüderliche Seele! schämt Ihr Euch nicht, einem honetten Mann das zuzumuten? Geht, lauft Euern Soldaten nach.
Weibsperson (geht fort, ohne zu antworten).“ (IV,4).
Das Signifikante an dieser Form von Botschaft ist, dass sie bewusst manipuliert, aber auch oftmals falsch verstanden werden kann, wie in folgender Szene, nachdem Desportes den Versuch gemacht hat, Marie Schmuck zu schenken:
Wesener (indem er die andern einschachtelt, brummt etwas heimlich zu Marien). Zitternadel du selber, sollst in deinem Leben keine auf den Kopf bekommen, das ist kein Tragen für dich. (Sie schweigt still und arbeitet fort.)“ (I,3).
Herr Wesener fasst Maries Schweigen als Gehrosam ihrerseits auf, während sie hier bloß strategische Nachgiebigkeit anwendet, was auch als stummer Widerstand bezeichnet werden könnte; denn Marie besucht mit Desportes letztlich doch heimlich die Komödie und lässt sich von ihm beschenken.

Das letzte auffällige Kommunikationsmittel, welches Lenz verwendet, spiegelt sich in seinen Regienaweisungen wider, welche dem Leser etwas über den emotionalen Hintergrund des entsprechenden Charakters mitteilen. Hierbei wird die Gefühlslage der Person sowie die Intention der Botschaft kommuniziert. Dieser Aspekt kann anhand dieser Textstelle veranschaulicht werden:
Marie (mit dem Gesicht halb abgekehrt, halb weinend). Ich war bei der Weyhern – und da stunden wir an der Tür – (stotternd) und da red't' er uns an.
Wesener. Ja, lüg nur, lüg nur dem Teufel ein Ohr ab – geh mir aus den Augen, du gottlose Seele.“ (I,5).

Zurück